(48:48; Vinyl, Vinyl (7″-Abobox), CD Digital; Grand Hotel Van Cleef/Indigo/The Orchard, 11.11.2022)
FJØRT? Ist das nicht diese Post Hardcore Band? Die aus Aachen mit gesellschaftskritischen deutschsprachigen Texten? Brauchen wir DIE jetzt wirklich auch noch auf einer Seite für progressive Musik? Die Antwort ist einfach: Ja, ja und ja!
Denn spätestens seit Coheed And Cambria, …And You Will Know Us By The Trail Of Dead und Thrice wissen wir, dass eine echte Abgrenzung zwischen Prog, Art Rock und Post Rock einerseits und Post Hardcore andererseits nicht immer so einfach ist.
Und so ist auch “nichts” bzw. “[nɪçt͡s]”, wie der Titel des Albums auf dem Cover-Artwork in Lautschrift interpretiert worden ist, viel facettenreicher als es das Post-Hardcore-Etikett vermuten lässt.
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Vielleicht nicht unbedingt nachvollziehbar, wenn man nur ‘fernost’, die erste Single der Platte kennt, aber spätestens ersichtlich bzw. hörbar, wenn man mit dem Opener ‘nichts’ in das Album einsteigt. Denn die omnipräsenten, im ursprünglichen Sinne theatralischen Vocals, die hier von Sänger Chris Hell vorgetragen werden, könnten tatsächlich aus einem Musiktheater von Goethes Erben stammen. Es ist nur eine Facette der vielfältigen Gesangstechniken, die der Frontmann beherrscht, denn je nach Text und Aussage eines Stückes, wechselt Hell hernach in Klargesang, Hip-Hop-lastigen Sprechgesang, Hardcore Shouts und Screamo.
Und genauso abwechslungsreich wie sich die Gesangslinien auf diesem Album gestalten, so vielfältig sind die musikalischen Einflüsse aus anderen Genres. Denn “nichts” ist nicht nur Post Hardcore, sondern in starkem Maße auch Post Rock, Post Metal, Punk und Artrock sowie, dezenter gestreut, Electronica, Metalcore und Death Metal. Nicht ganz so abwechslungsreich und abgedreht wie die Kollegen von The Hirsch Effekt, dafür aber in ihrer Botschaft eindeutiger, da Chris Hells Texte zu jedem Moment verständlich sind. Und genau wegen dieser Texte war es eine gute Entscheidung, sich musikalisch weiter zu öffnen, da das Storytelling, das im Mittelpunkt der Musik der Aachener Jungs steht, so differenzierter unterstrichen und betont werden kann.
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So bleibt “nichts” nicht nur aufgrund seiner herausragenden Texte über knapp 50 Minuten spannend, sondern auch wegen seiner musikalischen Unberechenbarkeit. Nur selten Hoffnung, dafür umso öfter Ärger, Wut und Verzweiflung; die Rheinländer vermitteln mit ‘nichts’ eine Vielzahl von Gefühlen und halten der Gesellschaft schonungslos den Spiegel vor. So ist “nichts” nicht nur das bisher bedrückendste der vier Alben von FJØRT, sondern in seiner eindringlichen Botschaft wohl auch ihr bisher wichtigstes.
Bewertung: 13/15 Punkten
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Besetzung:
Chris Hell – Gesang, Gitarre
David Frings – E-Bass, Gesang
Frank Schophaus – Schlagzeug
Diskografie (Studioalben):
“D’Accord” (2014)
“Kontakt” (2016)
“Couleur” (2017)
“Nichts” (2022)
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