(60:02:15; Digital, CD; Wells Music = Eigenveröffentlichung/Just for Kicks, 03.10./07.10.2022 [Import])
Lebenserhaltende Maßnahmen am emotionalen Unfallort. Das ist die Musik dieser Band zumindest seit einigen Jahren für den Autoren. Allerdings von einer solchen Wirkungsmacht, dass dabei absolut auch die Gefahr einer Überdosis besteht. Das Suchtpotenzial ist hier so extrem, dass es auch schon mal zu überaus merkwürdigen Auswüchsen gekommen ist. Auf keine davon bin ich stolz, die Band selbst jedoch ist an dem ganzen Schlamassel natürlich komplett unschuldig.
Absurdität A) ist, wenn meinereiner solche Texte völlig unreflektiert mitträllert, nur weil die Mucke dazu so schön ist:
If believing in God is wrong
then I don’t want to be right
WTF!
Und es gibt nicht mal die Entschuldigung verkopfter, kryptischer Texte. Nicht hier, Ladies and Gentlemen. Teramaze formulieren immer total klar. Nicht primitiv, aber im allerbesten Sinne einfach. Es braucht keine Doktorarbeit, um heraus zu arbeiten, worum es in diesen Texten geht.
Absurdität B): ‘Stone’ von “Sorella Minore” ist aus persönlichen Gründen das mit grandios weitem Abstand wichtigste Stück Musik des gesamten vergangenen Jahres für das grad amtierende Schreibluder. Soweit, so gut. Sich allerdings eine Playlist von zehn Mal ‘Stone’ hintereinander zusammen zu stellen und die dann auch im Einzelfall noch durchzuhören, hat sich hin und wieder als nicht so richtig cleverer Move erwiesen.
Das zur Anamnese und Vorgeschichte. Jetzt aber “Flight Of The Wounded”.
Den aktuellen kreativen Ausbruch der Formation hatte Floh ja anlässlich von “And The Beauty They Perceive” (2021) schon gebührend gewürdigt.
Die Vorab-Single-Auskoppelungen wie ‘For The Thrill’ oder das ultra-sweete ‘The Thieves Are Out’ hatten vorab bereits signalisiert, dass diese Veröffentlichungs-Druckbetankung abermals nicht auf Kosten der Mörder-Refrain-Dichte oder Melodienpracht gehen würde.
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Wie kommt das nur, dass man bei jedem “Hey!” von James Hetfield in Fremdscham zusammenzuckt. Und es eine Lust-Woge gibt, wenn Dean Wells einfach nur ‘Hey Yeah’ singt? Habe wirklich nicht die geringste Ahnung.
Ebenso schleierhaft ist es, warum eine bitterböse Abrechnung mit Auswüchsen des obwaltenden Gesundheitssystems eigentlich so glücklich machen kann, wie ‘For The Thrill’ es tut.
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Jetzt aber. Das Album. Besteht fast nur aus Longtracks (05:04 ist das Kürzeste im Angebot). Steigt mal eben mit dem knapp elfminütigen Titeltrack ein. Und einem mächtigen “Orchester”-Intro, gefolgt von (hier unpeinlichem) Double-Bass-Geballer, ultramelodischen E-Gitarren und – endlich – Dean Wells‘ einzigartigem Gesang. Danach könnte eigentlich auch jut sein. Was den Hormonhaushalt angeht. Aber der Leckerbissen hält wirklich für 10:43. Und schafft es, sich dabei immer noch weiter zu steigern. Hut suchen (dauert etwas) und aufsetzen um überhaupt “Hut ab” sagen zu können.
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Und so geht das weiter. ‘Gold’ hat vermutlich einen nochmals schwelgerischen Refrain, noch süßer perlende Guitar Leads, einen noch überwältigenderen Aufbau als das in der Hinsicht schon beeindruckende erste Stück.
‘The Thieves Are Out’ ist – trotz der bedrohlich aufwogenden 80s Keyboards – einfach schon aufgrund der Hookline der drittstärkste Beitrag auf dem Album. Und wieder dieser leicht verstörende, aber beglückende “Hey Yeah”-Effekt…
Die Ballade ‘Until The Lights’ lässt den hyperventilierenden Mega-Fan dann endlich mal vom Haken. Denkt der zumindest. Piano und Streicher bereiten wenig vor auf Deans irre Gesangseruption ab 1:00. Trotzdem Punkteabzug für den Gebrauch des (im Deutschen besonders) widerlichen Mode-Wortes “Narrative”. Boah, sind wir wieder überkritisch heute.
‘Ticket To The Next Apocalypse’ – m.E. das zweitstärkste Argument, sich diesem Opus komplett zu unterwerfen. Richtige “Fillers” gibt es auf dem Killeralbum keine, wenn überhaupt, dann richtet ‘Dangerous Me’ am wenigsten Unordnung in des Rezensenten Gefühlswelt an. Doch da naht ja auch schon die ultimative Klimax – ‘Battle’. Ohne Worte.
Bewertung: 13/15 Punkten (MK 13, KR 13)
Besetzung:
Dean Wells (Vocals, Guitars, Keyboards)
Andrew Cameron (Bass Guitar)
Chris Zoupa (Guitars, Keyboards)
Nick Ross (Schlagzeug)
Diskografie(Studioalben):
“Doxology” (1995)
“Tears to Dust” (1998)
“Anhedonia” (2012)
“Esoteric Symbolism” (2014)
“Her Halo” (2015)
“Are We Soldiers” (2019)
“I Wonder” (2020)
“Sorella Minore” (2021)
“And The Beauty They Perceive” (2021)
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Rezension “And The Beauty They Perceive” (2021)
Rezension “Sorella Minore” (2021)
Rezension “I Wonder” (2020)
Rezension “Are We Soldiers” (2019)
Abbildungen: Die Musik sowie alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Just For Kicks Music zur Verfügung gestellt.