(01:35:00; CD, Vinyl, Rocking Horse Music, Just For Kicks, 23.09.2022)
Neues vom Rocking Horse Music Club (RHMC) – Das in New Hampshire ansässige Musiker Kollektiv erlangte insbesondere in Genesis-Fan-Kreisen einige Bekanntheit durch das Anthony-Phillips-Tribute-Album „Which Way The Wind Blows“. Mit ihrem ersten Konzeptalbum, der Rockoper “Circus Of Wire Dolls”, schlagen die Amerikaner in eine sehr ähnliche Kerbe. Aktuelle Trends und Einflüsse im Progressive Rock lässt der RHMC gänzlich links liegen und ergibt sich vollends den alten Traditionen der Siebziger Jahre. Interpreten wie Alan Parsons Project, Mike Batt oder das Electric Light Orchestra haben damals ziemlich genau diesen Sound berühmt gemacht. Wohlklang allenthalben. Schräge Töne haben in der Welt der Wire Dolls keinen Platz. Daneben lässt sich Genesis nach wie vor als Inspirationsquelle ausmachen.
In einigen Titeln wird überdies das Musical-Genre gestreift, was dem einen oder anderem Hörer schon eine gewisse Toleranz abverlangen wird. Vor allem die weiblichen Stimmen verbreiten dieses spezielle Timbre – Geschmacksache.
Wie für eine Rockoper zu erwarten, stehen Sängerinnen und Sänger in ihren jeweiligen Rollen sowieso im Mittelpunkt des Geschehens. Hauptakteur Justin Cohn verfügt über ein ausgesprochen samtiges Organ, das geradezu nach Melodrama verlangt und nicht selten an Colin Blunestone erinnert. Ein Wiederhören gibt es auch mit Noel McCalla, der seinerzeit auf “Smallcreep’s Day“, dem ersten Solo-Album von Mike Rutherford (Genesis), überzeugen konnte. Weitere bekannte Gäste aus dem Prog-Umfeld sind Tim Bowness, John Hackett, Rob Townsend und David Cross.
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Mit 95 Minuten bewegt man sich im Bereich des klassischen Doppel-Albums. Balladeske Töne haben einen deutlichen Überhang. Der durchaus komplexe Titelsong ‘Circus Of Wire Dolls’ führt dabei schon etwas auf die falsche Fährte. In ähnlichen Gefilden findet man sich erst gegen Ende des Album, beispielsweise in ‘Every Show Must End’ wieder. Die bereits erwähnten Musical-Momente wirken zwar nicht gänzlich störend, aber schon etwas überzuckert. Daneben gibt es Ausflüge in Richtung Country, Glam Rock und sogar einen Parsons’schen Elektronik-Teil. Die Gäste an Blas- und Streichinstrumenten bereichern das Werk mit etlichen schönen Soli. So entsteht letztlich ein vielschichtiges, buntes und bemerkenswert nostalgisches Konzeptwerk, das folgende Frage aufwirft: “Wer macht heute schon noch diese Art von Musik?”
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Verglichen mit dem kürzlich erschienenen und eher durchschnittlichen Album vom einstigen Großmeister Parsons, ist “Circus Of Wire Dolls” richtig großes Kino, das offenkundig mit viel Liebe und Enthusiasmus kreiert wurde. Man muss eben nur wissen worauf man sich einlässt. Dann darf man auch mal ein Tränchen verdrücken. Da das Werk sicherlich in gewisser Weise polarisiert, sei auf eine Bewertung in Punkten hier verzichtet. Heavy Rotation beim Autor dieser Zeilen mag ersatzweise als Gradmesser dienen.
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