(61:01; Vinyl, CD, Digital; Century Media/Sony Music, 14.10.2022)
Extreme ausloten und dabei so eingängig wie möglich bleiben – das dürften Lorna Shore aus New Jersey ganz gut auf die Kette gebracht haben. Und dass man dann auch noch einen genre-übergreifenden, wachsenden hohen Bekanntheitsgrad erlangt und mittlerweile in aller Munde ist, ebenso.
Melodic-Deathcore, eher ein kleineres Nischen-Genre, ist bislang durch Bands wie Fit For An Autopsy und In Dying Arms gut vertreten. Die Amerikaner von Lorna Shore dürften dem Genre jetzt aber wohl noch mal deutlich Auftrieb verleihen.
Mit ihrem neuen Output “Pain Remains”, dem nun vierten Longplayer, stellen sie die Vorgängeralben deutlich in den Schatten. Dass es so kommen sollte, deuteten schon die vorab veröffentlichten Singles an. Dass sie dann aber ein so dickes Ding droppen, hätte der am Laptop Dienst tuende Betreuer auch nicht gedacht.
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Eine Stunde volle Breitseite in Form von heftig brachialem Deathcore – das muss man erst mal verarbeiten können. Dieser erlangt allerdings durch die üppigen melodischen Bestandteile ein hohes Maß an Eingängigkeit. Da könnten selbst zartbesaitete Neo-Progger-Seelen einen Zugang zu finden. Vielleicht mal nach der neuen Arena hier reinhören *zwinkersmiley. Jedenfalls wirkt die Melodik in “Pain Remains” extrem bombastisch, hergerührt durch die symphonisch gepushten Melodien, was den sonst nur unter Extrem-Metalfans beliebten Deathcore auch für eine breitere Masse an Ohren verträglich macht. Das Ganze wird dann gepaart mit einem Bass, der tiefer als tief ist und unzähligen Breakdowns. Einer jagt den anderen, rhythmisch so anregend, dass man beim Opener ‘Welcome Back, O Sleeping Dream’ schon direkt rein möchte in die Wall of Death.
Dass die Verwendung von symphonischem Bombast und klassischer Orchestrierung im Metal durchaus beliebt ist und einem Genre deutlich auffrischen kann, zeigten uns damals schon Dimmu Borgir und Cradle of Filth im Black Metal.
Formveredelt wird die ganze Chose ganz besonders von Shouter Will Ramos, dessen unfassbare vokale Ergüsse eine enorme Bandbreite besitzen. Von messerstechenden Screams bis hin zum Erdbeben auslösenden Growling, dass so heftig erklingt, als wenn der Gute den Weltuntergang einläuten möchte. Schaut man sich die Statur des Frontmannes an, kann man sich schon fragen, wo er dieses Volumen eigentlich hernimmt.
Bevor sich nun aber der ein oder andere aufregt; wir wären ja nicht umsonst bei BetreutesProggen, wenn wir nicht gelegentlich auch mal über Prog(ressivität) reden würden. Mit dieser nämlich unterfüttern Lorna Shore ihren Deathcore, wenn auch nur ein wenig. Rhythmuswechsel, melodische Spielereien und ausgedehnte Songs – der Großteil davon überschreitet die fünf Minuten Marke – sind Bestandteil von “Pain Remains”. Und ja, das harmoniert wunderbar neben der heftigen Deathcore-Schelle. Das Songwriting ist gut ausgearbeitet und an keiner Stelle kann man von stupidem Gebolze sprechen. Diese Schublade passt hier sicher nicht. Allein schon das Kronjuwel des Albums, das dreiteilige Titelstück, ist mächtig episch und breit aufgestellt. Und Songs wie ‘Sun//Eater’ oder ‘Soulless Existence’ überrollen einen regelrecht mit ihrer sättigenden und vollen Wucht.
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Das neben fetten Sound, Blastbeat und Co. aber auch tiefgreifende Texte mitgeliefert werden, ist in diesem Genre eigentlich eine Seltenheit. Die hier beschriebenen Emotionen werden durch die Musik eindringlich und stark vermittelt.
Einziger Kritikpunkt könnte vielleicht sein, dass man hier durchgehend voll auf die Zwölf gibt und man uns keinerlei Zeit zum Verschnaufen lässt. Eine Stunde volle Breitseite muss man schon aushalten können. Zum Einschlafen ist “Pain Remains” also ernsthaft nicht geeignet. Etwas mehr Dynamik wäre aber schön gewesen.
“Pain Remains”, ein Album, das ein deutliches Zeichen im (ein wenig progressiven) Deathcore setzt und Lorna Shore wohl an die Spitze des Genres befördert. Technische Versiertheit trifft auf tiefe, zermürbende Emotionen. Verstärkt durch eine brachiale Soundwand. Die Empfehlung ist hiermit ausgesprochen – hört es euch an!
Bewertung: 13/15 Punkten (MK 13, KR 12)
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Tracklist:
1. ‘Welcome Back, O’ Sleeping Dreamer’
2. ‘Into The Earth’
3. ‘Sun//Eater’
4. ‘Cursed To Die’
5. ‘Soulless Existence’
6. ‘Apotheosis’
7. ‘Wrath’
8. ‘Pain Remains I: Dancing Like Flames’
9. ‘Pain Remains II: After All I’ve Done, I’ll Disappear’
10. ‘Pain Remains III: In a Sea of Fire’
Line-up:
Will Ramos – Vocals
Adam De Micco – Guitar
Andrew O’Connor – Guitar
Austin Archey – Drums
Michael Yager – Bass
Diskografie (Studioalben):
“Psalms” (2015)
“Flesh Coffin” (2017)
“Immortal” (2020)
“…And I Return To Nothingness-EP” (2021)
“Pain Remains” (2022)
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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Head of PR / Century Media Records zur Verfügung gestellt.