(43:56, CD, digital, Eigenveröffentlichung/Just For Kicks, 07.10.2022)
Kenner der deutschen Prog-Szene werden sehr wahrscheinlich mit dem Namen Andreas Hack etwas anfangen können, hauptsächlich aufgrund seiner führenden Rolle in der Bayreuther Band Frequency Drift, die 2008 mit dem Album „Personal Effects, Vol. 1“ zum ersten Mal in Erscheinung traten und im weiteren Verlauf über eine Dekade lang regelmäßig Alben veröffentlichten, denen man deutlich eine permanente Weiterentwicklung anmerkte. Das mag teilweise auch an vielen Wechseln im Line-up liegen, einzige Konstante dabei war jedoch eben dieser Andreas Hack, der im Anschluss an die in den Ruhestandmodus versetzten Frequency Drift im letzten Jahr wieder unter dem Namen Feeling of Presence agiert. Sein Album „Of Lost Illusion“ traf dabei durchaus auf anerkennende Reaktionen. Nun also, nur rund ein Jahr später, bereits ein neues Album. Allerdings nicht unter diesem Namen, sondern eben als Haven of Echoes. Warum also nicht als Feeling of Presence? Zumal dort die gleichen Musiker beteiligt waren – mit einer Ausnahme!
Und genau darin mag vermutlich die Motivation dafür zu liegen, dass ein anderer Name verwandt wurde. War “Of Lost Illusion” noch ein reines Instrumentalalbum, kommt nun Gesang hinzu, und das nicht zu knapp. Das Quartett besteht aus:
Andreas Hack – all other instruments / compositions / production / arrangement / mixing
Mit den Frequency Drift Wegbegleitern
Nerissa Schwarz – electric harp / keyboards (3, 5)
Wolfgang Ostermann – drums
Sowie
Paul Sadler – all vocals / guitar (6) / lyrics / vocal lines.
Das Album enthält sechs Songs mit einer Gesamtlaufzeit, die gut in alte Vinyl-Zeiten passt. Alle Songs wurden von Hack geschrieben, allerdings mit einer Ausnahme, dem sechs-minütigen ‚The Lord Giveth…‘, das aus der Feder von Nerissa Schwarz stammt. Nach dem ersten Hördurchgang war zunächst nicht allzu viel hängen geblieben. Der Gesang ist recht präsent, was natürlich dann zum Problem wird, wenn die Gesangsperformance nicht zu gefallen weiß. Aus Rezensentensicht lässt sich sagen, dass nach wiederholter Rotation nicht nur die Stimme, sondern das ganze Album zu gefallen wissen. Sadler (Spires) beeindruckt als intonationssicherer Sänger, der mit recht hoher Tonlage und viel Emotion in der Stimme dem Album einen eigenen Stempel aufdrückt. Oft werden Gesangsspuren übereinander gelegt, was durchweg hervoragend funktioniert. Hinzu kommen die geschmackssicheren Arrangements von Andreas Hack, die jeden Song im Zusammenspiel mit der schönen Stimme Sadlers zu einer feinen Nummer macht.
Ob jetzt Streicherarrangements wie im Opener ‚Sirensong‘, die perkussiven Ausarbeitungen im nachfolgenden ‚The Orator’s Gift‘ oder das brillante Zusammenspiel von Klavier, Harfe und Gesang, gelegentliche Mellotronuntermalungen – das passt alles hervorragend zusammen.
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Als sehr starker Song erweist sich auch ‚The Lord Giveth…‘ mit feinen Gesangslinien und einem auf halber Strecke gesetzten Bruch in einen atmosphärisch dichten Instrumentalpart mit Harfe und starken Keyboards. Und genau diese Nummer stammt von Nerissa Schwarz, die nicht nur hier eine wesentliche Rolle für das Klangbild von Haven of Echoes bildet. Stellt man sich übrigens den Gesang hier mit französischen Texten vor, so erinnert dies stark an Tristan Decamps.
Dieses Album wächst mit der Zeit ungemein und macht neugierig auf zukünftige Aktivitäten dieser Formation.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Abbildungen: Haven of Echoes