Famyne – II: The Ground Below
(43:56; Vinyl, CD, Digtal; Svart Records/Cargo Records, 13.05.2022)
Den Begriff Canterbury ist wohl jedem aufgeschlossenen Prog-Hörer schon einmal begegnet und auch das Wörtchen Doom dürfte außerhalb der Gamer-Szene bekannt sein. Canterbury-Doom dagegen ist bisher unbekannt und beschreibt nicht wirklich ein Genre. Es ist vielmehr die Selbstbezeichnung der aus Canterbury stammenden Doom-Band Famyne, die nach einer selbstbetitelten EP (2015) und einem selbsbetitelten Album (2018) bereits im Mai 2022 ihr hier vorliegendes Zweitwerk “II: The Ground Below” veröffentlicht haben. Kennt man den Canterbury-Sound, so ist der Begriff nicht wirklich passend für diese Aufnahme.
Progresive Doom aus Canterbury würde es da schon eher treffen. Denn jazzige Passagen gibt es bei Famyne weniger zu finden, progressive Züge haben die Engländer dagegen mehr als der Großteil der Doom-Szene. Denn neben klassischem Doom schimmern im Sound der Briten auch immer wieder Bands wie Opeth, Katatonia, Anathema durch.
Doch folgen Famyne nur inkonsequent der Schiene in den Progressive Rock, so dass sie im Gegensatz zu den erwähnten Bands eindeutig eine Doom-Truppe bleiben. Prog-Stimmung kommt lediglich bei dem ein oder anderen Saitenlauf der Gitarristen Martin Emmons und Tom Ross auf, denn diese klingen oft viel wärmer und experimenteller als es für Doom üblich ist. Und auch Grunge-Größen wie Alice In Chains und Soundgarden sind im Klangbild vernehmbar. Was auch an Tom Vane liegt. Denn die markante Stimme des Leadsängers ist nicht nur zentraler Punkt des Geschehens auf “II: The Ground Below”, sie erinnert mit ihrer nasalen Tonfall immer wieder an den unvergessenen Layne Staley.
Allerdings bleibt einem der Klang dieser Stimme viel länger in den Ohren hängen als irgendwelche Songs oder Melodien des Albums. Was dafür spricht, dass kompositorisch für Famyne noch Luft nach oben ist. Atmosphärisch dagegen wissen Famyne mit ihrem Nicht-Fisch-Nicht-Fleisch-Nicht-Prog-Nicht-Doom-Ansatz zu überzeugen. Wem klassischer Doom also zu langweilig ist, dem gleichzeitig aber Bands wie Anathema oder Katatonia in ihrer Entwicklung zu weit gegangen sind, für den könnte Famynes “II: The Ground Below” genau das Richtige sein.
Bewertung: 10/15 Punkten
II: The Ground Below by Famyne
Besetzung:
Vocals: Tom Vane (Vocals)
Alex Tolson (Guitar)
Martin Emmons (Guitar)
Chris Travers (Bass)
Jake Cook (Drums)
Diskografie (Studioalben):
“Famyne” (2018)
“II: The Ground Below” (2022)
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