“Wähle Deine Vorgruppen mit Bedacht”, warnte schon der weise alte Dazedand Konfuzius. Inwieweit die Empfehlung des legendären chinesischen Teetourmanagers und Philosophen hier beachtet wurde, das möge der Leser entscheiden.
Die Branche ächzt unter den Pandemie-Folgen und prophezeit seit Jahren einen Kehraus unter Bands, Veranstaltern, Venues. Und objektiv jagt ja auch tatsächlich eine Konzert-, Festival- oder gar Tourabsage derzeit die Nächste – meist aufgrund von katastrophalem Vorverkauf. Dennoch waren alle die relativ vielen vom Autor in jüngster Zeit besuchten Konzerte erfreulicher Weise gepackt voll. So auch dieses (herzlich gern präsentiert von BetreutesProggen.de), das aufgrund Ausverkaufs folgerichtig vom Luxor ins schöne Bürgerhaus Stollwerck mit einer Kapazität von rund 500 Menschen verlegt worden war.
Oceanhoarse
Schlag 20 Uhr eröffneten hier Oceanhoarse den Reigen. Das finnische Quartett um Gitarrist/Songwriter Ben Varon spielt breitbeinigen Fäuste-Reck-Heavy-Metal und ist stolz darauf, keine Keyboards und Zuspielungen zu verwenden. Sollen sie.
Was schon eher stört, ist das permanent anbiedernd-beifallheischende Gehabe, die maximal großen Gesten, der Umstand dass sämtliche Ansagen gekreischt werden, als ginge es darum, die Landung der Marsianer zu verkünden, was zunehmend als etwas anstrengend erlebt wurde. Da konnte auch die wunderschöne grüne Flying V nichts dran ändern.
Zu ‘The Damage’ gab es dann sogar noch ein Bass-Solo, das aber ähnlich wenig im Gedächtnis blieb wie der Rest dieses Auftritts.
LizZard
Da ist das Trio LizZard, das nach nur zehnminütiger Umbaupause auf der Bühne erschien, schon ein ganz anderes Kaliber. Wir kennen, lieben und begleiten das Wirken von Mathieu Ricou (Gesang, Gitarre), William Knox (Bass) und Katy Elwell (Schlagzeug) ja schon eine ganze Weile.
Und obwohl das beim Gros des Publikums nicht der Fall gewesen sein durfte, eroberten die ultravirtuos agierenden Franzosen das Bürgerhaus im Sturm, ablesbar an den verblüfft-begeisterten Blicken um einen herum und am stets Donner-artigeren Beifall.
Apropos: Der Sound war wie schon so oft im Stollwerck zwar laut, aber völlig klar. Das Programm wurde vom aktuellen Album ‘Eroded’ dominiert, glaube ich. ‘Haywire’, das crimsoneske ‘Shift’ und das sich langsam und gewaltig aufbauende ‘Tear Down The Sky’ waren aber wohl dabei. Nach einer besonders scharfen Katy-Einlage gab es sogar Szenenapplaus. Auftritts-Ende, the crowd is ROARING.
Soen
So hatten wir auf dem heutigen Menü also schon Hosenkneifer-Metal als Horsd’œuvre, gefolgt von edelstem Progressive Rock. Und als Hauptgang melodischen Kuschel-Prog von Soen. Normalerweise sollte es bei einem derartig meilenweiten Abstand von Bekanntheitsgraden und Verkaufszahlen nie auch nur den Schatten eines Problems geben.
Für den Autor aber fielen die Schweden im direkten Vergleich mit ihrem Support LizZard wirklich etwas ab. Dennoch war es toll, diese Songs endlich mal mit gutem Sound live zu erleben, was zuvor bislang leider noch nie geklappt hatte – bis hin zur Flucht vom Konzertgelände (Dauer-Clipping im Helios 37).
Auftritt des ‘Monarch’en, zünftig eingeleitet von Luftschutzsirenen und einem Gitter aus “Flakscheinwerfern”. Erstaunlicherweise war Joel Ekelöfs Gesang im feinzeichnenden Mix hier anfangs sogar ein klein wenig unterrepräsentiert. Das enorm mitsingbare ‘Deceiver’ unterstrich wieder einmal die enormen melodischen Qualitäten des Quintetts. Für Heavy- oder True-Ness liebt die vermutlich keiner. Sondern für diese traurig-anmachenden Melodien, eine hübscher als die andere… Und selbst wenn das Riffing mal ein klein wenig biestiger wird (‘Lumerian’, ‘Antagonist’), folgt sogleich eine kuschelige, langsame Bridge sowie natürlich der hymnische Refrain.
Ihr Übersong ‘Illusion’ hätte den gekonnten Auftritt beendet, hätte das Publikum nicht noch als Dessert die Zugaben ‘Lascivious’, ‘Jinn’ und ‘Lotus’ herausgehandelt
Live-Fotos: flohfish
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Rezension “Imperial” (2021)
Rezension: “Lotus”
Konzertbericht: 21.03.19, Köln, Helios 37
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Rezension “Eroded” (2021)
Konzertbericht Köln (2018)
Rezension “Shift” (2018)
Konzertbericht Dortmund (2018)
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Weitere Surftipps:
Tourveranstalter: Wizard Promotions
Venue: Bürgerhaus Stollwerck