Public Display Of Affection – I Still Care

Public Display Of Affection - I Still Care (Noisolution, 30.09.2022)(47:10; Vinyl, CD, Digital; Noisolution, 30.09.2022)
Public Display of Affection – oder kurz: PDoA – sind eine der Bands deren Name nicht besser passen könnte. Ob in der Musik, der Performancekunst, dem Auftreten auf Bildern und Videos, oder auch in der generellen Selbstdarstellung sind hier Exzentrik und Virtuosität das zentrale Gut. PDoA bestehen aus Multiinstrumentalist und Mitbegründer Jesper Munk, Schlagzeuger und Produzent Anton Remy, Filmemacher Lewis Lloyd, und der Performancekünstlerin und Sängerin Madeleine Rose, die ebenfalls zur Gründungsformation der Band gehört. Beim Berliner Label Noisolution erscheint nun die erste Langspielplatte des artistischen Quartetts mit dem Namen “I Still Care”. Wer das eindrucksvolle Werk gerne auf Vinyl hören möchte, muss sich nach offiziellem Release noch etwa vier Wochen gedulden, bis auch die Schallplatte am 28. Oktober erscheint. Ob auf zwölf Zoll, auf silbernem Rundling oder im Stream: das Programm heißt Art Punk.

In weiten Teilen orientiert sich der exzentrische und voyeurismus-affine Sound von PDoA auf “I Still Care” am Punk und Alternative Rock der 1980er Jahre gepaart mit einigen moderneren Einschüben. Düster und cinematisch drängen sich Klangwelten aus Post Punk und New Wave in den Vordergrund. Stellenweise erinnern Public Display of Affection an Siouxsie and the Banshees, andermal machen sich Ähnlichkeiten mit Blondie bemerkbar, und in schnelleren Passagen mögen die Hörenden an Amyl and the Sniffers erinnert werden. Also, alles Punk, No Future und Party auf dem brennenden Planeten? Weit gefehlt!

Im Albumtitel mag es schon erkennbar sein, und im Titelsong kommt es dann glasklar zur Geltung, dass bei Public Display of Affection keine No Future-Anwandlungen zu finden sind. Ganz im Gegenteil heißt es da “I still care about the future”. Auf dieser Mission zieht das Quartett seine künstlerisch anspruchsvolle Klangwelt vom ersten bis zum letzten Ton des Albums durch. Zwischen kratzend lautem Noise und den anmutig tanzenden Bewegungen aus Jazz und Chanson werden dem Art Punk auf “I still care” keinerlei Grenzen gesetzt. Und so erzählen PDoA von einer Welt für die es wert ist, sich Gedanken um morgen zu machen: eine Welt in der einvernehmliche Liebe zwischen alle Geschlechtern anerkannt und wahrgenommen wird, und eine Welt in der bei Feuer nach dem Wasserschlauch und nicht nach dem Benzinkanister gegriffen wird.

Public Display Of Affection - I Still Care (Noisolution, 30.09.2022)
“I Still Care” ist wie modernes Theater: manche Akte schreien die Zuschauer*innen an, und andere sorgen wieder für innere Ruhe. Das Album weist vor allem in seiner ersten Hälfte gleich mehrere Höhepunkte auf, ist aber stellenweise zu unauffällig, um den Art Punk Charakter komplett widerstandslos bis über die letzte Hürde zu bringen. Trotz leichter Schwächen ist dem Quartett ein solides Gesamtwerk gelungen.
Bewertung: 10/15 Punkten

Public Display Of Affection - I Still Care (Noisolution, 30.09.2022)
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Die Fotos von Sergey Skip wurden uns freundlicherweise von Noisolution zur Verfügung gestellt.