Lonely Robot – A Model Life
(53:25, CD, Vinyl, digital, InsideOut Music, 26.08.2022)
Lonely Robot ist bereits seit vielen Jahren das Solo-Vehikel des langjährigen Arena-Gitarristen John Mitchell. Um genau zu sein: John-Christian Mitchell. In den letzten Monaten war er offensichtlich sehr aktiv, denn nicht nur die Arbeiten an seinem aktuellen Lonely-Robot-Werk wurden abgeschlossen, sondern auch ein neues Album von seiner Stammband produziert. Auf diesen Seiten wurde Mitchells Schaffen regelmäßig beobachtet und beschrieben, und das ist ja bereits eine ganze Menge. So ist er unter anderem auch bei Frost* aktiv (Konzerte Ende 2022 eingeschlossen). Nicht zu vergessen, dass er das schwere Erbe des großartigen Francis Dunnery bei It Bites antrat. Oder auch eine weitere Zusammenarbeit mit Keyboarder John Beck, nämlich in der Band Kino. Egal bei welcher Band und in welcher Rolle, aus Sicht des Schreiberlings macht Mitchell seine Sache stets hervorragend. Diese persönliche Beurteilung wird auch dadurch erklärt, dass es Stimmen gibt, die man einfach gerne hört, und seine Stimme gehört für den Rezensenten zweifellos dazu. Arena zählen sicherlich zu den bekanntesten Vertretern des Neo-Prog, und in ihrer langjährigen Bandgeschichte gab es schon so einige Wechsel am Micro – ob jetzt Manzi, Sowden oder Wrightson. Dabei hatten sie mit Mitchell die ganze Zeit eine hervorragende Option. Doch er ist vermutlich zu gerne Gitarrist, sodass ihm die reine Frontmann-Rolle am Mikrofon möglicherweise nicht wirklich gefällt – und mit den Genannten hatten Arena ja stets durchaus gute Leute an Bord. Wie jetzt auch wieder mit Damian Wilson. Aber genug der Spekulationen. Nun liegt also das fünfte Album von Lonely Robot vor, wie auch schon die vier Vorgänger bei Inside Out Music erschienen.
Das Konzept ist nahezu identisch mit dem der letzten Alben, insofern bietet das neue Werk keine wirklichen Überraschungen. Mitchell erledigt wieder fast alles im Alleingang, was bedeutet: Gesang, Gitarren, Bass, Tasteninstrumente, Kompositionen, Produktion, Mix, Mastering. Fehlt eigentlich nur noch das Schlagzeug. Das ist glücklicherweise nicht programmiert, sondern ist bewährten Händen überlassen worden, denn Craig Blundell ist wie schon auf allen vorangegangenen Produktionen von Lonely Robot für das Schlagzeugspiel zuständig. Beim Debütalbum “Please Come Home” war er noch ein relativ unbeschriebenes Blatt, ein Jahr zuvor als Drummer bei Pendragon auf deren Album “Men Who Climb Mountains” zum ersten Mal (zumindest für den Schreiberling) in Erscheinung getreten. Auf dem 2015er Album “Please Come Home” dann erstmals bei Lonely Robot, wurde er anschließend durch sein Mitwirken bei Steven Wilson und Steve Hackett einem breiteren Publikum bekannt, was ihn aber nicht davon abhielt, auch weiterhin für Lonely Robot zur Verfügung zu stehen.
“A Model Life” enthält insgesamt zehn Songs, darunter kein einziger Ausfall. Man darf von einem Gitarristen einer Neo-Prog-Band gewisse Neo-Prog-Tendenzen erwarten. Die bekommt man hier natürlich auch, gerade was gelegentliche hymnische Gitarrensoli betrifft. Doch hauptsächlich handelt es sich um Melodic Progressive Rock, wobei die Tendenz oft in Richtung Melodic Rock geht. Wie bereits erwähnt, weiß der Protagonist mit seinem Gesang durchweg zu überzeugen, auch die angesprochenen Soli setzen Akzente. Die Tasteninstrumente werden zum Teil eher als schmückendes Beiwerk eingesetzt. Doch speziell bei den ruhigen, balladesken Titeln spielen die Tasten eine deutlich wichtigere Rolle. Der Opener ‘Recalibrating’ erweist sich gleich als gut gelaunter, flotter, melodischer Song, der schnell ins Ohr geht. Gleiches gilt für die meisten anderen Songs, wie beispielsweise den Ohrwurm ‘Species in Transition’, auf den mit ‘Starlit Stardust’ ein klassischer Neo Prog Hit folgt. Viele Songs haben Pepp, sind dabei aber niemals wirklich heavy. Und speziell gegen Ende dominieren die ruhigen Nummern. Da mag es für den einen oder anderen vielleicht etwas süßlich zugehen, man kann diese Songs aber auch einfach als sehr schön erleben, wobei gerade das abschließende ‘In Memoriam’, mit leichtem Pathos versehen, Eindruck hinterlässt.
Neuartiges, Schräges oder Höchst-Komplexes sollte man nicht erwarten, aber stattdessen gutgelaunte, hochmelodische Songs des sympathischen Briten, der gerade auch mit seiner Stimme punkten kann.
Bewertung: 11/15 Punkten (JM 11, KR 11)
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