Crippled Black Phoenix – Banefyre

Crippled Black Phoenix - Banefyre (Season of Mist/Soulfood, 09.09.2022) Cover(97:32, Digital, CD, Vinyl (Triple LP); Season Of Mist/Soulfood, 09.09.2022)
Justin Greaves hält das Heft bei Crippled Black Phoenix fest in der Hand und weiß, was er will. Das einzig verbliebene Gründungsmitglied der britisch-schwedischen Institution, bei der man sich sowieso fragt, wie es die Band durch die Zentrifugalkraft des übermäßig schnell rotierenden Bandkarussells überhaupt schaffen könnte, in solcher Regelmäßigkeit Platten zu veröffentlichen (wobei, King Crimson hatten dieses Problem bekanntlich auch), macht dann im Studio auch lieber (fast) alles selbst und präsentiert sich zu Konzerten dann mit einer Reihe an Gastmusikern. Wobei es Sängerin Belinda Kordic (die hier in Joel Segerstedt einen neuen Partner an die Seite gestellt bekam) eben auch schon seit 2011 mit Greaves aushält. Helen Stanley (Keyboards, Trompete) ist derweil auch schon seit 2016 in der Band, Gitarrist Andy Taylor kam 2018.

Banefyre by Crippled Black Phoenix

Mit ihrem neuen Opus „Banefye“ präsentieren sich Crippled Black Phoenix derweil wütend und rough wie noch nie, wobei ein Kurt Ballou in den Salemer GodCity Studios dann auch einen entsprechend unpolierten Mix hinlegte. Mit knapp einhundert Minuten und ganzen dreizehn Tracks (vier davon über die zehn Minuten, von denen ‚The Scene Is a False Prophet‘ es mit eine Stoppzeit von 15:13 auf die Spitze treibt) muss es dann auch wieder ein Doppelalbum sein. Thematisch geht es hier um die Ausgegrenzten, die in den Bonfires (= Banefyre) der Jahrhunderte ihr Leben beendeten (Bonfires sind wortwörtlich “Freudenfeuer”. Scheiterhaufen sind auf Englisch eigentlich Pyres oder Stakes, trotzdem hat Carsten natürlich Recht – der Albumtitel bezieht sich eindeutig auf die öffentliche Jagd auf und Verbrennung von Hexen jedweder Art, wie auch der Album-Track ‘Bonefire’ belegt, die Schlussredaktion). Im Hier und jetzt existieren diese Scheiterhaufen immer noch, nur brennen sie nur noch selten heiß.

Teapot of the Week
“Teapot of the Week” auf Betreutes Proggen in der KW36/2022

Zum Thema gesellt sich eben der entsprechende Sound, was „Banefyre“ zum kompromisslostesten Album der Institution von Justin Greaves macht. Eingeleitet vom von Okkultist Shane Bugbee intonierten ‚Intro/Incantation For The Different‘ nimmt uns die Band mit auf eine Reise zu diesen “Different”, den Andersartigen, Aussätzigen, also zu den ‘Wyches And Basterdz’. Wuchtige Schlachtgesänge (‘Ghostland’) treffen dabei auf Jubelchöre à la ‘Burnt Reynolds’ (‘Rose Of Jericho‘’), Heroischer Postrock (‘Bonefire’) auf Pink Floydsche ‘Echoes’-Reminiszenzen (‘The Scene Is A False Prophet’). Und, als würde das alles nicht genügen, kommt abschließend mit ‘No Regrets’ eine echte Death Metal-Ramme. Alles ist mittlerweile möglich, bei CBP. Schauen wir mal, wie lange diese Inkarnation Bestand hat…
Bewertung: 12/15 Punkten (CA 12, FF 12, MK 10, KR 12, KS 12)

Surftipps zu Crippled Black Phoenix:
Homepage
Facebook
Twitter
YouTube
Instagram
Soundcloud
bandcamp
Spotify
Deezer
last.fm
ProgArchives
Wikipedia

Crippled Black Phoenix, Soft Kill, Fotocrime, 10.04.19, Köln, Luxor

Rezension “Ellengæst” (2020)
We Shall See Victory – Live In Bern 2012 A.D. (2020)
Konzertbericht Köln, 2018
Rezension “Great Escape” (2018)
Rezension “Horrific Honorifics” (2018)
Rezension “Bronze” (2016)
Rezension “New Dark Age” (2016)
Rezension “White Light Generator” (2014)
Rezension “Live Poznan” (2013)

Abbildung: CBP / Season of Mist