(57:32; Digital; Airforce1/Universal, 2022)
Nur wenige Monate nach der “Boy Without A Gun”-EP ist mit “Gold” nun auch endlich ein neuer Longplayer der Wiesbadener Band Unprocessed erschienen. Doch schon nach einem ersten Blick fällt auf, dass nicht alles neu ist, was golden glänzt. Denn sämtliche der sechs Tracks, die auf der EP zu finden waren, haben nun auch ihren Weg aufs neue Album geschafft. Dass die Vorab-Singles ‘Rain’, ‘Portrait’ und ‘Dinner’ zusammen mit drei weiteren Tracks bereits auf “Boy Without A Gun” digital veröffentlicht wurden, ist wohl lediglich der Tatsache geschuldet, dass Unprocessed im Sommer auf einigen namhaften Open Airs auftraten und man der Band einen weiteren Push verschaffen wollte. Strategisch kein schlechter Einfall, denn die 300.000 Follower-starke Internet-Fanbase musste ja irgendwie bei Laune gehalten werden. Und da man auf einen physischen Release des Jungen ohne Knarre verzichtet hatte, schmerzt das ganze den Old-School-Plattensammler auch nicht wirklich.
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Einen kleinen, faden Beigeschmack hinterlässt dagegen die Tatsache, dass die drei starken digital-only Singles der beiden letzen Jahre nicht vergoldet worden sind und damit noch immer auf eine Veröffentlichung in physischer Form warten: ‘Real’, ‘Deadrose’ und ‘Candyland’. Doch zurück zum Inhalt des Longplayers. Denn auf dem gibt es trotz allem noch immer zehn Stücke zu entdecken, die bisher völlig unbekannt waren. Zudem wurden diese nicht einfach hinten an die schon bekannten Tracks herangehängt, sondern neu und alt in abwechslungsreicher Reihenfolge durcheinander gewürfelt.
Daher klingt “Gold” mit seiner fast einstündigen Spielzeit sowohl neu und spannend als auch eindringlich und vertraut. Vor allem die bereits bekannten Lieder fallen dadurch auf, dass sie sich über die vergangenen Monate in die Gehörgänge eingegraben haben, denn der Wiedererkennungswert von Stücken wie dem Opener ‘Rain’ oder dem djentigen ‘Dinner’ ist größer als noch im Juni vermutet. Doch auch manch eines der übrigen Stücke hat unwiderstehlichen Pop-Appeal, so dass Zeilen wie ‘You’re so pretty when you’re drunk’ aus dem Ohrwurm ‘Redwine’ oder ‘Tell me what you’re hiding’ aus der Rhythm ‘n’ Blues-Ballade ‘Mint’ schon beim ersten Durchgang im Gedächtnis hängenbleiben. Doch “Gold” heißt nicht einfach nur zehn weitere Lieder aus dem poppig-progressiven R’n’B-Kosmos, sondern auch eine breitere stilistische Vielfalt. Denn Unprocessed bleiben trotz aller populärmusikalischen Klangfarben eine im Progressive Rock und Metal verortete Band, deren eingängigste Songs noch immer viel zu komplex für ein breiteres Publikum sind.
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Denn es ist vor allem die exquisite Spieltechnik und die Erhabenheit, die man in einem Stück wie ‘Fabulist’ finden kann, die zwar unzähligen Gitarrenschülern den Mund offen stehen lässt, dem durschnittlichen Pop-Hörer jedoch den Zugang zu Unprocessed erschweren dürfte. Und natürlich Stücke wie beispielsweise ‘The Longing’, das durch Passagen auffällt, in denen die Hessen stilistisch auf ihre Anfangstage zurückgreifen, indem sie aggressive Shouts und Metalcore-Elemente in ihre spezielle Pop-Spielart hineinflechten. Oder wie beim auf Deutsch gesungenen ‘Berlin’, bei dem ohne Vorbehalte mit elektronischen und Industrial Sounds experimentiert wird, sodass dem Titel des Stückes auch musikalisch Rechnung getragen wird.
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In der Summe ihrer Einzelteile sind Unprocessed momentan unvergleichbar. Worte, die vor Wochen schon für “Boy Without A Gun” gegolten haben, sind heute, zwei Monate später auch auf die übrigen Stücke von “Gold” übertragbar. Eine Einzigartigkeit allerdings, die zu poplastig für die meisten Prog-Fans und zu progressiv für gewönliche Radio-Hörer sein dürfte. Bleiben also die jungen experimentierfreudigen Gitarrenschüler der Generation Z als potentielle Zielgruppe für dieses außerordentliche Album und natürlich die Hörer von Bands wie Vola, Port Noir, Cold Night For Alligators, Plini und Polyphia. Aber die werden Unprocessed wohl sicher schon kennen.
Bewertung: 12/15 Punkten (FF 12, MK 8, KR 12)
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Besetzung:
Manuel Gardner Fernandes (Gitarre, Gesang)
David Levy (Bass, Synthesizer)
Christoph Schultz (Gitarre)
Leon Pfeifer (Schlagzeug)
Diskografie (Studioalben):
“In Concretion” (2014)
“Covenant” (2018)
“Artificial Void” (2019)
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Rezension: “Boy Without A Gun” (EP) (2022)
Konzertbericht: 17.02.20, Köln, Gebäude 9
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Head of PR zur Verfügung gestellt.