(50:25, Digital, CD, Eigenveröffentlichung, 2022)
Es war einmal die Space Rock-Combo Outstation, offensichtlich vor so langer, langer Zeit, dass sich dazu mit vertretbarem Aufwand keine Spuren im Netz mehr auffinden ließen. Laut Bandbio war es 2018 dann auch over & out mit der Station. Doch aus der Asche erhob sich The KAOS Collective. Das sich heute, um es noch etwas spannender zu machen, schlicht TKC nennt.
Als TKC erschienen bislang die EP Equinox (2020) – zu dem die Band auf Bandcamp folgenden Serviervorschlag unterbreitet: ” Perfect background music for your modern outdoor Pagan ritual”. Sowie der Longplayer Distant Shimmering Light aus dem gleichen Jahr: “A soundtrack for your journey through time & space”. Wem diese Titel und Garnierungen spirituell bis New Age-ig vorkommen, der liegt schon mal gar nicht so verkehrt. Und doch bezeichnen sich TKC selbst in erster Linie als “UK Prog Rocker”. Mal sehen…
“Seven By Seven” vom April ’22 unterliegt ein einleuchtendes Konzept:
Seven Compositions performed by a group of seven people, inspired by the concept of the seven chakras.
Im prächtig aufgemachten Triple Gatefold Digipack der vorliegenden Limited Edition werden die sieben Chakren inklusive der sie symbolisierenden Farben und mit ihrer in diversen Lehren – z. B. im tantrisch-buddhistischen Vajrayana oder im Kundalini-Yoga postulierten – Position im menschlichen Körper dargestellt. Weiter besticht diese Edition durch die Beigabe (solange Vorrat reicht) von wertig gemachten Glasuntersetzern, geschützt von einem hübschen, üppig illustrierten Stoffbeutel. Sowie durch die weitere Handlungsempfehlung:
… and we encourage you to pour a glass of your favourite beverage, spin the CD and… Relax!
Das lassen wir uns doch nicht zweimal sagen!
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Der Spaß beginnt mit der ‘Seven Chakra Relaxation’. Und mit Sitar, fernöstlichen Harmonien, einigen Chants/Rezitationen und textlosem(?) Gesang aus männlichen wie weiblichen Kehlen. Der Rock-Faktor tritt wenig später in Form von Schlagzeug und einem edel klingenden E-Bass-Lauf hinzu. Also davor muss niemand auch nur irgendwelche Berührungsängste haben, der z. B. schon mal auf einem Flokati und auf Eberhard Schöners “Meditation” (1974) abgehoben ist (aber natürlich ohne zu inhalieren, versteht sich!).
Tatsächlich ist ‘… Relaxation’ durch seine Rock-Struktur für westliche Hörer vermutlich sogar etwas leichter zugänglich. Und damit auch ein prima Einstieg in dieses Album. Und was hat das alles Prog-Liebhaber zu interessieren? Och, zumindest die mit offenen Ohren und abwesender Schubladen-Pedanterie werden sich am soundmalerischen Synthesizer- und dem gefühlvollen E-Gitarren-Solo sowie der majestätischen Kirchenorgel im Hintergrund erbauen. Wie überhaupt an diesem ganzen, nicht unspannenden Genre-Crossover.
‘Spiral To The Sky’ macht zunächst mit dem Windrauschen etwas bang, dass es nun in Richtung “Bio-Sauna-Soundtrack” weitergehen könnte. Doch die Sorge ist unberechtigt, wie die alsbald dezent losrockende Band beweist. Statt auf Sitar hätte man hier übrigens eingangs eher auf Oud oder Saz getippt, die aber nicht beim verwendeten Instrumentarium aufgeführt sind, vgl. Line-up unten. Keyboard-Freunde könnten erneut ihre Freude am Synthesizer-Agieren haben, während die bubbling “Silver Machine” die Space-Rock-Fans bei der Stange hält.
‘Summoning The Spirits’ konfrontiert den Tierstimmen-erfahrenen Hörer u.a. mit den charakteristischen Rufen von Pfauen – sowie erneut mit Dialogen zwischen Sitar und Synthesizer. ‘Crystal And Moonstone’ bringt Flötentöne an den Start, die aber beim besten Willen nicht von einer herkömmlichen Querflöte stammen können.
‘Rose Petal Awakening’ birgt die vielleicht schönsten Melodien und Klangfarben des Albums – präsentiert u.a. von akustischer Gitarre, Sitar und Synthesizer. ‘Cosmic Shift’ hat zunächst etwas von Walgesang mit Bauchverstimmung, dann vom Untergang der Titanic, um schließlich doch noch zu Space Rock zu werden. ‘Harvest Of Light’ hat eine schon fast keltisch-volksliedhafte Melodie – und macht genau deswegen so viel Spaß.
Bewertung: 11/15 Punkten
PS: Sobald man die CD erwirbt, können auch die beiden Bonus-Tracks auf Bandcamp heruntergeladen werden. Dabei geht es um das wirklich sehr leise (passt auf Eure Speaker auf) beginnende ‘Tread Softly This Starless Night’ mit wiegendem, schmeichelndem, beruhigendem Frauengesang und um ‘Woodland Shadows’ mit erneut leicht keltischem Feeling und einem Latimer-eskem Gitarrensolo. Also keinesfalls Füllsel, diese Beigaben.
Line-up:
Kris Aylesbury – sax/flute
Emma Jones- keyboards incl. mellotron
Poonam Agrawal – percussion, voice
Shrinivasan Agrawal – Sitar, Indian Banjo
Vincent Maher – guitar
Finlay Smythe – bass
Mark Durrant – drums
Surftipps zu TKC (formerly known as The KAOS Collective):
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Bandcamp
Abbildung: TKC