(50:48; Box Set, Vinyl (2LP), CD, Tape (Box Set only), Digital, Eigenveröffentlichung (Cave & Canary Goods)/Triple Crown Records, 2022)
Anfang des 21. Jahrhunderts entstanden in den USA zwei Bands, die die unterschiedlichsten musikalischen Genres zusammenfügten und jeweils ihre ganz eigene Form des Progressive Rocks kreierten. Musik, die man nur wenige Jahre zuvor nichtmals als Progressive Rock bezeichnet hätte, sondern vielmehr als Crossover. Beide Formationen begannen ihre Karriere jeweils mit einem Konzeptalbum, welches der Anfang einer sich jeweils über viele Jahre und Platten erstreckenden Geschichte sein sollte. Und beide Gruppen benannten sich jeweils nach einer oder mehreren Haupt-Protagonisten ihrer Story. Eine dieser Bands heißt Coheed And Cambria, die andere The Dear Hunter.
Sowohl Coheed And Cambria als auch The Dear Hunter haben in diesem Sommer neue Alben veröffentlicht. Doch wo Coheed And Cambria mit “Vaxis II: A Window Of The Waking Mind” die Geschichte über “The Amory Wars” um ein Kapitel erweiterten, verabschiedeten sich The Dear Hunter mit “Antimai” endgültig von der Story ihres bandnamenstiftenden Protagonisten.
Stattdessen gibt es nun das erste Kapitel eines neuen Alben-Zyklus’. Einem Projekt, zu dem im vergangenen Jahr mit “The Indigo Child, Prologue: Cycle 8” schon ein einleitender Kurzfilm und mit “The Indigo Child” der dazugehörige Score erschienen ist. Eine Geschichte, die so ganz anders als jene um den Dear Hunter ist. Was sich nicht nur in der dystopischen Welt widerspiegelt, die Casey Crescenzo mit “Antimai” zu zeichnen begonnen hat, sondern vor allem auch in der musikalischen Weiterentwicklung der US-Amerikaner zu erkennen ist. Oder sollte man sagen, in der stilistischen Heterogenität von “Antimai”? Denn für eine Band, die in ihrer gesamten Historie für ihren Abwechslungsreichtum zwischen einzelnen Stücken berühmt war, klingt “Antimai” ungewohnt aus einem Guss. Und das stilistisch in einer Ausdrucksform, die man so bisher nicht von den Neu-Engländern kannte. Denn “Antimai” ist nicht nur das bisher fröhlichste Album des Quintetts, sondern auch stilistisches Neuland. Denn so viel Jazz, Pop, Space Rock, Funk und Fusion hat man bei der Truppe aus Providence, Rhode Island zuvor nie gehört. Doch auch mit spacigen Synthies, Schlagstabspielen sowie Blechblasinstrumenten bleiben The Dear Hunter ganz unverkennbar die Progressive-Rock-Band, die sie schon immer waren. Auch wenn man punktuell schon mal das Gefühl hat, einer progressiven Variante Level 42s oder Earth Wind & Fires zu lauschen. Denn nicht nur Harmonien, Hooklines und Casey Crescenzos unverkennbarer Gesang verraten “Antimai” als ein The-Dear-Hunter-Album. Auch die vielen kleinen Drehungen und Wendungen innerhalb der einzelnen Stücke entlarven “Antimai” schnell als solches. Und doch klingt heuer alles anders, ungewohnt und vor allem, im Anbetracht der Handlung, seltsam abwechslungsarm. Denn “die Handlung von “Antimai” ist nichts anderes als die Einführung in eine neue Welt und die Vorstellung deren verschiedener Gesellschaftsschichten. Gleichzeitig ist es jedoch gerade diese stilistische Homogenität, die “Antimai” so spannend macht, denn anstatt in unterschiedlichen Genres, findet man hier die musikalische Abwechslung in den Details.
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Ein Album, das oberflächlich betrachtet vom achten bis zum ersten Ring durch Gleichförmigkeit und Einklang auffällt. Ganz wie die autoritäre Welt, die “Antimai” zu sein scheint. Eine Platte aber auch, die erst der Auftakt zu einer Geschichte ist, in deren Verlauf sich die kleinen Unterschiede noch zu großen Veränderungen werden aufspielen können.
Fans der genretrotzenden The Dear Hunter werden vermutlich Schwierigkeiten mit dem aktuellen Album haben. Zumindest vorerst. Denn wie “Antimai” als erster Teil einer groß angelegten Saga zu bewerten ist, das werden vermutlich erst die nachfolgenden Alben zeigen. Denn man könnte vermuten, dass die Alben der The-Indigo-Child-Reihe sich stilistisch genauso zueinander verhalten werden wie in der Vergangenheit die Lieder der einzelnen Akte.
Bewertung: 11/15 Punkte (FF 11, KR 11)
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Besetzung:
Casey Crescenzo
Maxwell Tousseau
Nick Sollecito
Rob Parr
Nick Crescenzo
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Rezension: “The Indigo Child (EP)” (2021)
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von The Dear Hunter zur Verfügung gestellt.