Long Distance Calling – Eraser
(51:17, CD, Vinyl, Digital, earMusic/edel, 2022)
Nun erheben auch Long Distance Calling den mahnenden Zeigefinger und konfrontieren uns mit dem Artensterben, an dem erwiesenermaßen der Mensch die Hauptschuld trägt. Das Böse schlechthin wird hier dingfest gemacht und die Anklage wiegt schwer. Womit „Eraser“, das immerhin schon achte Album der metallisch geprägten Instrumentalrocker, zum opulenten Konzeptalbum geriet. Alles beginnt hier mit dem Intro ‚Enter: Death Box‘, bezugnehmend auf die in Tasmanien vergrabene Black Box, in der die ehemalige Artenvielfalt der Erde für spätere Generationen dokumentiert wurde. Nach diesem eher bedächtigen Einstieg kommt mit ‚Blades‘ das vom Aussterben bedrohte Nashorn schwer und heavyesk, womit LDC sich selbst und uns lässig eingegrooven.
‚Kamilah‘ verströmt postrockende Aura und es manifestieren sich hierbei tatsächlich die Gorillas im Nebel, derweil man sich mit ‚500 Years‘ dem Methusalem unter den Tieren, nämlich dem Grönlandhai, widmet, der nachgewiesenermaßen dieses biblische Alter erreichen kann. Der hier mitschwingende, Art’n Postrockende Akzent, dem man eine gewisse Floydness nicht absprechen kann, wird mit dem Faultier (tatsächlich), also mit ‚Sloth‘, weitergeführt und mittels eines Saxophons (gespielt von Shinings Jørgen Munkeby) auf die Spitze gebracht.
‚Giants Leaving‘ (Albatross), ‚Blood Honey‘ (Biene) und ‚Landless King‘ (Tiger) kommen dem Thema gemäß breitwandig und hochdramatisch, wobei sich atmosphärische und metallische Komponenten der Suspense dienlich die Waage halten.
Letztendlich rückt mit dem Titelstück ‚Eraser‘ der Mensch selbst in den Mittelpunkt und auf die Anklagebank. Und uns wurde einmal mehr ein schlechtes Gewissen eingepflanzt. Aber das wenigstes hochatmosphärisch und -dramatisch.
Bewertung: 11/15 Punkten (CA 11, KR 10)
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Abbildungen: LDC / earMusic