Lobate Scarp – You Have It All

Lobate Scarp – You Have It All (unsigned/JFK; 06.05.22/15.07.22) COVER(66:33, CD, Digital, Eigenveröffentlichung/Just For Kicks, 2022)
Die amerikanische Band Lobate Scarp um Sänger/Keyboarder Adam Sears machte zum ersten Mal 2013 mit ihrem Debütalbum „Time and Space“ auf sich aufmerksam, das zu Recht durchaus gute Kritiken einheimsen konnte. Danach wurde es ruhig um die Band, es gab gerade mal eine Single auf Bandcamp, die 2016 erschien, sowie die EP „Spirals and Portals“ aus dem Jahr 2019, die drei Songs enthielt, die allerdings noch in unterschiedlichen Versionen präsentiert wurden, so dass man auf eine Spielzeit von immerhin rund 50 Minuten kommt. Ein Jahr später folgte eine Neufassung des Debütalbums, das ausschließlich aus Instrumentalversionen der Songs des Erstlings besteht. Keine schlechte Idee, aber ganz bestimmt nicht aus dem Grund, das der Gesang schwach gewesen wäre. Ganz im Gegenteil, Mastermind Sears überzeugt wie schon beim Debüt auch auf dem nun endlich erschienenen zweiten full-time Album. Viele Musiker kennt man schon von „Time and Space“ und diese machen erneut einen prima Job. Es sind auch einige namhafte Gäste von Pattern-Seeking Animals, Spock’s Beard oder dem, was sich seit geraumer Zeit Yes nennt, dabei. Doch das Album hat es gar nicht nötig, sich mit fremden Federn zu schmücken, die Musik spricht für sich – und die Gäste fallen nicht wirklich auf.

Schon der siebenminütige, rein instrumentale Opener ‚Conduit‘ macht schnell deutlich, was den Hörer auf den über 66 Minuten erwartet. Flotter melodischer Symphonic Prog, der gleich mal nach Spock’s Beard klingt und mit Geigeneinlagen zu gefallen weiß. Es folgt das sechsminütige ‚Nothing Wrong‘, an dem in der Tat nichts falsch ist, auch nicht der Gesang, der zum ersten Mal in Erscheinung tritt. Beim eher bedächtigen Anfang gibt zunächst der Bass die Melodielinie vor, es kommt Gesang hinzu und auch Mellotronsounds sind integriert. Der Refrain wird mit kräftiger Stimme vorgetragen, die ein wenig an Gentle Giants Derek Shulman erinnert. Nach einem hübschen, aber kurzen Instrumental folgt der nächste melodische Prog-Song und dank der immer wieder auftauchenden Geigeneinsätze kommt auch beinahe reflexartig eine Prise Kansas in den Sinn. Wie sich schon an der unten aufgeführten vollständigen Besetzungsliste abzulesen ist, spielen die Streicher eine durchaus wichtige Rolle. Da sie ausgesprochen effizient eingesetzt werden, ist dies ein typisches Lobate Scarp Merkmal, das entsprechenden Einfluss auf ein positives Gesamtklangbild hat.

Zur Albummitte taucht der erste Longtrack auf, das 14 ½ minütige ‚You Have It All‘, das ebenfalls sehr gelungen ist, bei dem allerdings der Refrain vielleicht ein bisschen zu häufig wiederholt wird. Und so geht es locker flockig weiter bis zum finalen ‚Flowing Through The Change‘, einem in fünf Abschnitte gegliederten Song mit über 17 Minuten Laufzeit.

Ein melodisches Album, das Spaß macht und eine gute Mischung aus Symphonic Prog und flottem Progressive Rock bietet, der auch mal die eine oder andere Überraschung bereithält, wie beispielsweise das leider noch zu selten eingesetzte French Horn. Schön, dass Lobate Scarp wieder aufgetaucht sind!

Die Beteiligten:

Adam Sears – lead vocals / organs / piano / synthesizers
Andy Catt – bass / vocals
Peter Matuchniak (Kinetic Element) – guitar

Sowie eine Vielzahl von teils überaus prominenten Gastmusikern auf einzelnen Tracks:

Hoyt Binder – guitar
Nate Olmos – guitar
Eric Moore – drums
Jimmy Keegan – drums
Mike Gerbrandt – guitar
Billy Sherwood – vocals
Jon Davison – vocals
Ryo Okumoto – organs / synthesizers / jazz piano

Andrea Whitt – viola / pedal steel guitar
Rachel Grace – violin
Tawnee Lynn Lilo – French horn
Steve Huber – violin / viola
Michael Bernard – synthesizer / programming
Raul Hernandez – additional guitars
Steven Leavitt – piano / Hammond B3 organ / moog / synthesizer programming / maracas / tambourine / glockenspiel / vocals / production
Rich Mouser – additional rhythm and lead guitars / 12-string acoustic guitar / mandolin / shaker / tambourine / dilruba / co-production / mixing / mastering

Plus String Quartet:
Aiko Jimena Richter – violin
Yvette Holzwarth – violin
Thomas Lea – viola
Hillary Smith – cello.

Die Produktion ist erstklassig, das Digipack nett aufgemacht, allerdings sehr karg in puncto Informationsgehalt. Diesbezüglich wird man auf die Homepage verwiesen.
Daumen hoch und locker verdiente 11 Punkte (mit Tendenz zu 12) .
Bewertung: 11/15 Punkten

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Abbildungen: Lobate Scarp