Ornah-Mental – Strong and Stable

Ornah-Mental - Strong & Stable (AmygdaLand/Just for Kicks, 30.06.2022) COVER(1:38:53, DoCD, Digital, AmygdaLand/Just For Kicks, 2022)
Allein schon die Song-Titel sind hier strong. Doch fürwahr nicht nur die. ‘Crazy little thing called Reality’ hat zwar einen Beat, den der Rezensent vermutlich im Release Radar reflexhaft wegklicken würde. Aber darüber geschehen ja noch viele andere, charmante Dinge. Wie diese die Beine des Hörers nahezu fernsteuernden Percussion-Grooves (so in etwa: “We are the BORGah-Mentals. Lower your shields and start to dance”). Der spaßige Lo-Fi-Gesang. Die Akustikgitarren-Licks…

Dann wäre da noch das längliche ‘Cara – Wahn Part II’. Müsste mit seiner satten Mellotron-Sahnetortenschicht und der lieblichen Akustikgitarre Proggies runtergehen wie ein auf Erocs Dachboden entdeckter, bislang unveröffentlichter 1972er Grobschnitt-Longtrack.

‘Bali-Bernhard’ hat wieder so einen unwiderstehlichen Riddim. Und ‘Mara-Cash’ müsste ein idealer Soundtrack dafür sein, Bargeld-bewaffnet über einen Souk in Marrakesch zu strolchen.

Strong and Stable by Ornah Mental

Aber wo bleibt denn da die Abwechslung? Oh, die kommt z. B. gleich mit dem kurzen Interludium ‘Ornah-Mynth XIV: Afro-di-Siacam’, bei dem Säusel-Vocals und Synths eine ganz eigene, my(n)thyische Atmosphäre schaffen.

Dann hätten wir da noch Dinge, die Ausschnitte aus der Tonspur des wundervollen aktuellen Films “Mission: Joy” sein könnten, einschließlich des fehlerhaften Englisch der dort sprechenden Heiligkeiten: ‘Nothing exist as appears’, und das soll, bitte sehr, ein weiteres Kompliment sein. Die fast neun Minuten sich ständig wandelnde Song-Amöbe ist möglicherweise der Fav Track des Albums.

‘Bone of Fortune’ bügelt uns einerseits mit Western-Twang und Rasta-Riddims, während der Titelsong, zumindest eingangs, so klingt, wie wenn der diensthabende Reviewer seine Gitarre zu stimmen versucht.

Damit beginnt auch schon CD2. Und mit der solltet Ihr Euch unbedingt alle selbst intensiv auseinandersetzen.
Bewertung: 12/15

Line-up:
Dirk Schlömer: Guitars, Keyboards, Loops, Vocals
Bernhard Wöstheinrich: Keyboards, Synthesizers, Audio-Editing & Additional Arrangements
Carsten Agthe: Percussion, WaveDrum, Cymbals

Guests:
Leander Reininghaus: Acoustic Guitar on Cara-wahn Part II
Volker Lankow: Treated Percussion on Bali Bernhard & Synapsis Lux

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Interview mit Berhard Wöstheinrich (2018)
Rezension zu “Remix & Outtake” (2016)
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Abbildung: Burkhard Girke & Martina Grünewald / Ornah-Mental