(68:39, CD, digital, Glass Castle Recordings/Just for Kicks, 2022)
Mit diesem Bandnamen läuft man wohl kaum Gefahr, dass sich bereits eine andere Formation genauso genannt hat oder man sie per Google Suche nicht erreicht. Auch auf diesen Seiten sind sie bereits aufgetaucht, und stießen – wie man sieht – auf durchaus unterschiedliche Reaktionen. Auch auf dem mittlerweile sechsten Studioalbum machen sie es dem Hörer nicht leicht, denn auf eine einheitliche Linie wollen sie sich nicht festlegen, was ja zunächst einmal keine schlechte Idee ist. Was man ihnen ganz bestimmt nicht vorwerfen kann, wäre also durch Gleichförmigkeit verursachte Langeweile. Sie sind wahrlich sehr abwechslungsreich unterwegs, laufen damit aber auch Gefahr, bei manchen Zuhörern auf wenig Gegenliebe zu stoßen.
Die fast 70 Minuten sind mit allerlei Stilrichtungen gefüllt. Da wären Art Pop, Symphonic Prog, Elektronik, New Art Rock, Neo Klassik, Melodic Rock, Fusion, Neo Prog, gar ein wenig Avantgarde zu nennen. Ein buntes Gemisch also, auf Dixieland, Reggae und Metal wird allerdings verzichtet.
Wer steckt nun dahinter? Eine eingespielte Formation, denn das nachfolgend aufgelistete Trio war bereits auf dem 2012 erschienenen Debütalbum „Invisible“ gemeinsam aktiv und blieb dies auch bis zum heutigen Tag. Ein Jahrzehnt später nun also Album Nummer Sechs mit dem Titel „The Confidence Trick“, aufgenommen, produziert und abgemischt von:
Malcolm Galloway – vocals / guitars / piano / synthesizers / programming
Mark Gatland – bass guitar/ Chapman Stick / additional guitars / synthesizers / backing vocals
Kathryn Thomas – flute / alto flute / backing vocals
Galloway ist dabei auch für Texte verantwortlich und hat zusammen mit Gatland das Album Konzept und das schön gestaltete Booklet kreiert. Das Duo wird verstärkt durch Galloways Ehefrau Kathryn Thomas.
Ein Manko aus Rezensenten-Sicht gleich vorweg: manche Titel leiden ein wenig an der fehlenden Ausdrucksstärke bei den Gesangspassagen, doch das fällt aus mehreren Gründen nicht so gravierend ins Gewicht, dass es den Hörgenuss restlos verhageln würde. Zum einen gibt es einige Instrumentaltitel, wie unter anderem das überragende ‚Refuge‘ (dazu später mehr), der einzige Track übrigens, der knapp die Zehn-Minuten Marke überschreitet. Andererseits zeigen sie sich, wie bereits erwähnt, sehr vielseitig und können in den unterschiedlichsten Bereichen durchaus überzeugen.
Der Opener ‚Silence is a Statement’ geht relativ leicht ins Ohr, lässt aber nicht wirklich erahnen, dass den Hörer ein sehr buntes Klangbild erwartet. Bei dem nachfolgenden ‚Back Where I started‘ sind die ersten interessanten Flötentöne zur Kenntnis zu nehmen, der Song ist ansprechend gestaltet. Das sechsminütige ‚Perky Pat‘ ist der erste Instrumentaltitel auf „The Confidence Trick“ und überrascht als Elektronummer mit von Beats begleiteten Synthesizer Arrangements. Ein erster starker Kontrast also. Und das soll im weiteren Verlauf des Albums auch so weitergehen. Das 6 ½-minütige ‚Pretending to Breathe‘ erweist sich als atmosphärisch dichte. Keyboard-betonte Instrumentalkomposition. Der Freund symphonischen Wohlklangs wie auch melodischen Neo Progs kommt bei manchen Songs auf seine Kosten, doch immer wieder kommen sie mit Überraschungen um die Ecke. So auch im bereits oben angesprochenen Zehnminüter ‚Refuge‘, ein Highlight, wenn nicht sogar DAS Highlight dieses Albums. Zunächst schmeichelt sich schönes Klavierspiel in die Gehörgänge ein, es wird zunehmend bombastischer und scheint sich zu einer tollen klassischen Nummer zu entwickeln. Das perlende Klavier begeistert im Zusammenspiel mit Streicherklängen. Doch – und das könnte sich zu einem Markenzeichen bei HOGIA entwickeln – plötzlich dreht sich der Wind und der Song läuft in eine ganz andere Richtung. Neo Klassik meets Avantgarde sozusagen. Wahrlich kein leichter Stoff – aber auf seine Art und Weise faszinierend. Und solch ein Track spielt dann bei der finalen Punktevergabe eine deutlich größere Rolle als gewisse gelegentliche Schwächen beim Gesang. Tolle Nummer.
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Der Titelsong weiß ebenfalls zu überzeugen, hier kommt auch mal eine gewisse von Pink Floyd inspirierte Atmosphäre auf. Auf „The Confidence Trick“ ist für reichlich Abwechslung gesorgt, und das meist auf hohem Niveau. Daumen hoch also.
Bewertung: 11/15 Punkten
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