(1:15:50; Vinyl (2LP), CD, Digital; InsideOut Music/Dine Alone Records/Sony Music, 2022)
Gegründet im Jahre 1994, rechnete man …And You Will Know Us By The Trail Of Dead lange Jahre dem Post Hardcore zu. Einem Musikstil, welchem die US-Amerikaner mit “Madonna” und “Source Tags & Codes” zwei Kult-Alben hinterließen. Denn die Bandköpfe Conrad Keely und Jason Reece waren schon damals anders als ihre Genre-Kollegen, da sie gerne mit weltmusikalischen Elementen und Instrumenten anderer Kulturen experimentierten. Spätestens mit ihrem 2005er Album “Worlds Apart” waren Trail Of Dead dann endgültig im Alternative Art Rock angekommen, sodass die Band auch große Aufmerksamkeit in Prog-Kreisen auf sich ziehen konnte und spätestens mit ihrem 2011er Album “Tao Of The Dead” abgefeiert wurde.
Doch …And You Will Know Us By The Trail Of Dead blieben im Herzen, all die Jahre lang, eine Post-Hardcore-Band. Und so stießen sie die Fans ihrer neueren Alben vor allem live regelmäßig vor den Kopf. Denn egal ob Art-Rock-Ode oder Prog-Rock-Epos: einmal durch die Trail-of-dead’sche Live-Mühle gedreht verliehen Keely und Reece all ihren Songs eine verranzt-dreckige Punk-Rock-Attitüde. Konzerte, die vor allem für Freunde der frühen Jahre Trail Of Deads ein Genuss im Voll-auf-die-Fresse-Format waren, aber Liebhaber der Vielschichtigkeit ihrer Studio-Alben im besten Falle lediglich irritierten, im schlimmsten Falle vollkommen vergraulten. So sind Trail Of Dead bis heute eine Formation geblieben, deren Alben zu progressiv für die Post-Hardcore-Gemeinde sind, deren Konzerte dagegen so brachial und selbstzerstörerischer Natur sind, dass sie den Prog-Jüngern als Zumutung gelten.
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Wie der Name schon sagt, ist “XI: Bleed Here Now” das mittlerweile elfte Werk der Texaner. Es ist ein Album geworden, das es dem Zuhörer nicht immer einfach macht, denn …And You Will Know Us By The Trail Of Dead haben ein über eineinviertelstündiges musikalisches Mosaik erschaffen, das in seiner Gesamtheit nur langsam zu fassen ist. Und so hört man sich das Album aufgrund Zeitmangels gerne häppchenweise an. So trifft man auf Singles, die nicht wirklich zünden wollen. Immer wieder auf Stücke, die kaum mehr als Ideen sind, die so kurz geraten sind, dass sie zu Ende gehen, bevor sie richtig angefangen haben. Auf eine Vielzahl von Stilen, die so überhaupt nicht zusammenpassen wollen. Von Hardcore Punk über Psychedelic bis hin zu Krautrock und Akustikballade ist auf “XI: Bleed Here Now” nämlich alles zu finden. Ein Album also, das nicht nur farbenreich daherkommt wie ein Fliesenbild, sondern auch genauso fragmentiert ist.
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So tendiert man also schnell dazu, jene Stücke zu skippen, die beim ersten oder auch zweiten Hördurchgang als belanglos eingestuft worden sind. Doch skippt man diese Lieder, so fehlt dem Album etwas ganz Entscheidendes. Man merkt schnell, dass es gerade diese Interludien sind, die das Album zusammenhalten. Nimmt man sich nämlich die Zeit, “XI: Bleed Here Now” am Stück zu hören, so stellt man fest, dass Stücke, die auf sich alleine gestellt nur wenig Sinn ergaben und kaum zündeten, durch eben diese kurzen Passagen miteinander verbunden werden. Musikalische Kontraste beginnen, miteinander zu harmonieren. Ohrenscheinlich bedeutungslose Stücke bekommen durch ihre Nachbarn plötzlich eine ganz neue Spannung.
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Und so wächst das neueste Werk von Trail Of Dead mit jedem Hören, denn das Songwriter-Duo Keely/Reece hat noch immer ein gutes Händchen für verfängliche Hooklines. Melodien, die bezaubern können, die allerings nur selten auf Anhieb überwältigend sind. Dass Trail Of Dead das besser können, das hat das Sextett in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen. Und so wird man das Gefühl nicht los, dass die Mannen aus Austin gar nicht vorhatten, die Hörer mit ihrem neuen Album auf Anhieb zu begeistern. Eben wie ein Mosaik. Ein Kunstwerk, das seine Schönheit durch seine fortwährende Präsenz entfaltet und vor allem durch seine Ausstrahlung begeistern kann. Das als Ganzes wahrgenommen werden will, da seine Einzelteile bei separater Betrachtung nicht mehr als Fragmente sind. Das aber leider auch so platzeinnehmend ist, dass die ganzheitliche Betrachtung, aufgrund der ausufernden Spielzeit, kaum möglich ist. Ein kleineres Format wäre hier sicherlich sinnvoll gewesen.
Aber eigentlich ist das alles ja ziemlich egal, denn beim nächsten Live-Auftritt werden Trail Of Dead auch ihre neuen Stücke ganz sicher wieder im Post-Hardcore-Format aufführen. Ohne Sinn für Details und ganz sicher mit ganz anderer Atmosphäre.
Bewertung: 11/15 Punkten (FF 11, KR 11)
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Besetzung:
Conrad Keely
Jason Reece
Alec Padron
Ben Redman
AJ Vincent
John Dowey
Tourdaten 2022:
27.09. 🇫🇷 Paris, Petit Bain
28.09. 🇬🇧 London, The Dome
29.09. 🇳🇱 Eindhoven, Effenaar
30.09. 🇳🇱 Rotterdam, Rotown
01.10. 🇩🇪 Köln, Gebäude 9
02.10. 🇩🇪 Hannover, Café Glocksee
03.10. 🇩🇪 Bielefeld, Forum
04.10. 🇩🇪 Hamburg, KENT Club
06.10. 🇩🇰 Aarhus/Århus, Radar
07.10. 🇳🇴 Oslo, John Dee
08.10. 🇸🇪 Lund, Mejeriet
10.10. 🇩🇪 Berlin, Festsaal Kreuzberg
11.10. 🇵🇱 Warschau/Warszawa, Fource
12.10. 🇨🇿 Prag/Praha, Underdogs’ Ballroom
13.10. 🇩🇪 Regensburg, Alte Mälzerei
14.10. 🇩🇪 München, Strom
15.10. 🇩🇪 Reutlingen, franz.K
16.10. 🇦🇹 Wien, Flex
17.10. 🇩🇪 Karlsruhe, Substage
18.10. 🇨🇭 Basel, Sommercasiono
19.10. 🇮🇹 Bologna, Locomotiv Club
21.10. 🇪🇸 Barcelona, Razzmatazz 3
22.10. 🇪🇸 Madrid, Moby Dick
Diskografie (Studioalben):
“…And You Will Know Us By The Trail of Dead” (1998)
“Madonna” (1999)
“Source Tags & Codes” (2002)
“Worlds Apart” (2005)
“So Divided” (2006)
“The Century Of Self” (2009)
“Tao Of The Dead” (2011)
“Lost Songs” (2012)
“IX” (2014)
“X: The Godless Void And Other Stories” (2020)
“XI: Bleed Here Now” (2022)
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Wikipedia
Konzertbericht: 12.02.20, Köln, Stadtgarten
Rezension: “X: The Godless Void and Other Stories” (2020)
Konzertbericht: 13.06.18, Köln, Gebäude 9
Rezension: “Tao Of The Dead” (2011)
Rezension: “Century Of Self” (2009)
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Head Of PR zur Verfügung gestellt.