(44:14; Vinyl, CD, Digital; Neurot Recordings/My Proud Mountain, 2022)
“Songs Of Townes Van Zandt Vol. III”. Wer oder was zum Teufel soll das denn sein, mag sich da der Hörer fragen, dessen Komfort-Zone schon einen Kilometer vor der Hülle seiner Prog-Bubble endet. Ein Tribute-Album, mögen da musikalisch aufgeschlossenere Menschen sagen, denn John Townes Van Zandt zählt zu den einflussreichsten Künstlern der US-Amerikanischen Alternativ-Country-Szene. Viel zu früh gestorben, mit nur knapp 53 Jahren, ist Towns für viele Musiker bis heute unsterblich, was sich darin zeigt, dass Größen unterschiedlicher Musik-Genres wie Willie Nelson, Merle Haggard, Tindersticks, Norah Jones oder auch Bob Dylans bereits Songs des texanischen Singer/Songwriters gecovert haben.
Aber auch Künstler aus dem Dunstkreis von BetreutesProggen.de haben dem Vermächtnis Townes Van Zandts in den letzten Jahren immer wieder ihre Aufmerksamkeit geschenkt. So entstand im Jahre 2012 ein Sampler unter dem Namen “Songs Of Townes Van Zandt Vol. I”, aufgenommen von den Neurosis-Mitgliedern Steve Von Till und Scott Kelly und in Zusammenarbeit mit dem Saint-Vitus-Urgestein Scott Weinrich. Ein weiteres Tribute-Album folgte im Jahre 2014, als Musiker von den Sludge-Proggern Baroness, der Doom-Metaller YOB und von der Psychedelic-Band U.S. Christmas dem Country-Star huldigten. Und nun, acht Jahre später, sind es eben die belgischen Post-Metal-Überflieger Amenra, die Progressive- & Crossover-Kultband Cave In sowie die Americana-Künstlerin Marissa Nadler. Inwieweit ein solches Abum dann für diese Seiten relevant ist, das ist im Vorfeld natürlich unklar. Doch die starken letzten Studioalben von Amenra – “De Doorn” (2021) – und Cave In – “Heavy Pendulum” (2022) – machen ein Antesten zur Pflichtaufgabe. Erstes Fazit: Weder Amenra und Cave In, noch Marissa Nadler spielen auf diesem Album Country-Musik, denn den Künstler gelingt es, den Kompositionen Van Zandts ihren ganz eigenen Stempel aufzudrücken.
Nadlers verträumte Version von ‘Quicksilver Daydreams Of Maria’ verspüht dabei von allen Liedern wahrscheinlich am meisten Country-Charme, während ihre Versionen von ‘Sad Cinderella’ und ‘Non But Te Rain’ als Gothic Folk beschrieben werden können.
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Viel Prog-kompatibler kommen da auch Amenra nicht rüber. Doch zumindest Hörer, die neben der tonnenschweren Post-Metal-Version der Band auch schon deren emotionale Akustik-Variante haben kennenlernen dürfen, sollten auch von deren Townes-Van-Zandt-Covers begeistert sein. Auch die Belgier zeigen, dass sie Country können, denn ihr melancholischer ‘Black Crow Blues’ bewegt sich verdammt nah am Original. Viel freier ist da schon ihre wunderschöne und äußerst gefühlvolle Variante von ‘Kathleen’. Eine überragende Neu-Interpretation mit Streichern, die an Zerbrechlichkeit selbst Amenras Cover von Portisheads ‘Roads’ übertrumpft und mittlerweile nicht ohne Grund zum festen Live-Akustik-Repertoire der Flamen gehört.
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Zwei Stücke, bei denen Uneingeweihte sich wohl kaum vorstellen können, welche Schauerwelten Amenra normalerweise heraufbeschwören können. Doch ganz ohne Finsternis kommen Amenra auch auf diesem Sampler nicht aus, denn zumindest die Drones und Ambient-Flächen in ‘Flyin’ Shoes’ geben leichte Hinweise darauf, in welchen musikalischen Gefilden Amenra normalerweise zu Hause sind.
Im Gegensatz zu Amenra hatte Van Zandts Musik für Cave In schon vor dem Entstehen dieses Samplers eine wichtige Bedeutung gehabt. Dies wird dadurch deutlich, dass sich unter den drei Stücken der Band aus Massachusetts eine Live-Aufnahme vom 2018er Roadburn Festival befindet. Ein Auftritt, der seinerzeit im Rahmen einer Fundraiser-Tour stattfand, nachdem Cave-In-Gitarrist und -Sänger Caleb Scofield vier Wochen zuvor bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen war. Und so bildete ‘Nothin”, eines der Lieblings-Van-Zandt-Stücke Scofields, einen der emotionalen Höhepunkte dieses Auftritts. Ein Stück, bei dem der Schmerz der Kollegen sowohl durch Steven Brodskys Stimme als auch durch Adam McGrath‘ bluesige Akustik-Gitarre fühlbar übertragen wird. Und das daher an Traurigkeit kaum zu überbieten ist.
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‘The Hole’ wiederum zeigt Cave In von ihrer experimentellen Seite, denn das Stück, das im Original eine recht straighte Akustik-Nummer ist, kommt bei Cave In als dynamische Full-Electric-Variante inklusive flirrender Post-Rock-Gitarren daher. Und so klingen Cave In nicht nur bei diesem Stück, sondern auch bei ihrer Drone-Noise-Country-Variante von ‘At My Window’ viel mehr nach sich selbst als nach Townes Van Zandt.
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Und so handelt es sich bei “Songs Of Townes Van Zandt Vol. III” tatsächlich um ein Album, das horizonterweiternde Wirkung haben könnte. Denn die Mehrzahl der sich hierauf befindenden Interpretationen stellen musikalische Hybride zwischen Alternative Country und den musikalischen Charakteristika der interpretierenden Künstler dar. Ein Brücke also, die manchem Hörer von Cave In oder Amenra einen Weg in Townes Van Zandts Musik weisen bzw. die dessen Fans erstmals mit experimentellen Rock-Sounds in Berührung bringen könnte.
Bewertung: 10/15 Punkten (FF 10, KR 10)
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Diskografie: “Songs Of Townes Van Zandt”-Compilations:
Scott Kelly • Steve Von Till • Wino – “Songs Of Townes Van Zandt Vol. I” (2012)
John Baizley • Nate Hall • Mike Scheidt – “Songs Of Townes Van Zandt Vol. II” (2014)
Amenra • Cave In • Marissa Nadler – “Songs Of Townes Van Zandt Vol. III” (2022)
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Konzertbericht: 06.04.22, Köln, Essigfabrik
Konzertbericht: 04.04.22, Esch-Uelzecht (LU), Rockhal Club
Rezension: “De Doorn” (2021)
Rezension: “Mass VI” (2017)
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Rezension: “Heavy Pendulum” (2022)
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