Villagers Of Ioannina City, Dvne, 24.05.22, Wiesbaden, Kesselhaus
Zerissenes Abendprogramm
Wiesbaden, 25. Juni 2022: Geplanter Auftakt-Termin für die gemeinsame Konzert-Reise der schottischen Psychedelic-Post-Metal-Formation Dvne und der griechischen Stoner-Folk-Prog-Band Villagers Of Ioannina City (VoIC). Für den zuständigen Betreuer ein Datum, dass er sich lange Zeit vorgemerkt hatte, da sowohl das 2021er “Etemen Ænka” als auch das 2019er “Age of Aquarius” zu den Album-Highlights der jeweiligen Jahre gehört hatten. Zwei Bands, die so unterschiedlich in ihrer musikalischen Ausrichtung sind, aber doch irgendwie wie Töpfchen und Deckelchen zuammenzupassen scheinen. Und dann verschwindet der Name Dvne ganz urplötzlich aus der Konzert-Ankündigung und erscheint stattdessen auf dem Billing eines Festivals in Karlsruhe. Na toll! Doch zu früh geärgert, denn wenige Tage später taucht wie aus dem Nichts ein Zusatztermin für VoIC & Dvne in Wiesbaden auf: Einen Tag früher – und somit der vorgezogene Tourauftakt. Ob es letztendlich jedoch viele Leute gestört hatte, das die Hellenen am zweiten Tag alleine aufgetreten sind, bleibt offen. Fest steht jedenfalls, dass auch am gemeinsamen Abend mit Dvne die meisten Fans hauptsächlich wegen VoIC gekommen waren.
Dvne
So war das Kesselhaus zu Beginn des Auftritts der Briten dann auch noch nicht wirklich brechend voll. Möglicherweise auch deshalb, weil progressiver Stoner-Folk für viele Fans der Südeuropäer wohl weniger kompatibel mit Post Metal ist als für aufgeschlossene Musik-Redakteure. Doch auch das Quintett aus Edinburgh hatte so einige Follower nach Rheinhessen ziehen können. Fans, die in großen Teilen wiederum nur oder hauptsächlich wegen der Schotten gekommen waren. Und die, wenn man aus deren aufgeschnappter Kommentare und Unterhaltungen schlußfolgert, auch sehr mit dem Gebotenen zufrieden waren. Denn Dvnes Show war heavy, groovy und mitreißend. Es standen nämlich fünf Musiker auf der Bühne die Freude austrahlten, dynamisch auftraten und glücklich darüber schienen, endlich wieder On the Road sein zu dürfen.
Als einziges Manko des Auftritts muss leider allerdings der Sound des Abends genannt werden. Denn vor allem mit den leisen Tönen und bei den psychedelischen Elemeten ihrer Stücke konnten Dvne an die Qualität ihres wundervoll produzierten “Etemen Ænka” nicht heranreichen. Dies fiel insbesondere beim Opener ‘Towers’ auf, welches im Mix weit sludgeiger rüberkam als die Studioaufnahme.
Doch wurde das Klangbild im Laufe des Abends noch etwas nuancierter, sodass Stücke wie ‘Omega Severer’ oder ‘Sì-XIV’ nicht einfach nur volles Post-Metal-Brett waren, sondern zumindest in Ansätzen das facettenreiche Klangbild der Studio-Versionen wiedergeben konnten.
Ein Sound, der letzendlich noch immer gut genug war, um die Bedürfnisse der Fans zu befriedigen, doch von einem Klangbild, wie es beispielsweise The Ocean bei Konzerten umsetzten können, noch meilenweit entfernt ist.
Es war ein Auftritt, bei dem Dvne ihrer Rolle als Einheizer gerecht geworden wären, wäre ein größerer Teil des Publikums für harte Töne und aggressiven Gesang etwas offener gewesen.
Bewertung: 11/15 Punkten
Villagers Of Ioannina City
Und so kann man den Beginn des Konzertes von Villagers Of Ioannina City dann als eine Art Zäsur beschreiben. Denn wo viele Dvne-Fans von ihre Aufmerksamkeit schon zurückzufahren begannen – zu langsam und schleppend war der Stoner-Sound der Griechen dann doch im Kontrast – wendete sich manch Anhänger von VoIC erst jetzt dem Bühnengeschehen zu.
Und auch hier folgte ein Auftritt, der bei Fans positive Resonanz hervorrief. Sowohl in Kommentaren als auch in physischen Reaktionen. Denn der tief in der griechischen Folklore verwurzelte Sound VoICs animmierte, je weiter der Abend fortschritt, immer mehr Menschen zu tanz-ähnlichen Bewegungen vor der Bühne. Und dies obgleich eines weitaus statischeren Stage Actings der Künstler selbst.
Denn Agilität legte lediglich Frontmann Alex Karametis an den Tag. So versteckte sich Bassist Akis Zois recht erfolgreich hinter seiner langen schwarzen Matte Konstantionos Lazos trat selbst dann nicht in den Bühnenvordergrund, wenn es an ihm war, ein Solo auf Klarinette oder der Bagpipe zu spielen.
Ein Kontrastprogramm, dass der Redakteur zwar zu schätzen wusste, dass nach den krachenden Dvne aber nicht mehr richtig zünden wollte. Also gesellte man sich mit anderen Zuschauern in den an der freien Luft liegenden Raucherbereich des Kesselhauses, in dem der nach außen dringende Klang noch immer besser war, als bei manch anderem Konzert oder Open Air vor der Bühne. Denn was für andere Zuschauer der kulminierende Höhepunkt des Abends war, wirkte auf die hier Anwesenden als dramaturgischer Fehlgriff im Ablauf des Abends. Und so begleiteten VoIC mit ihren progressiven südländischen Stoner-Klängen einen gemütlichen Abend unter Freunden mit hochwertiger Huntergrundmusik. Ein Begriff der böser klingt, als er gemeint ist. Denn für die Anwesenden waren Stücke wie ‘Dance Of Aquarius’ in dieser Form viel besser zu genießen als stehend vor der Bühne.
Und als es zu den Zugaben in Form von ‘Zvara’ und ‘Karkolia’ dann doch noch einmal zurück in die Halle ging, war dies keine bereuenswerte Entscheidung. Im Gegenteil, es war schön, die Griechen gegen Ende hin noch einmal optisch wahrzunehmen und nicht nur zu hören. Zudem konnte man die Reaktionen der Fanboys and -girls beobachten und miterleben. Und trotzdem war das Genießen der Band aus dem Off heraus an diesem Abend genau das Richtige gewesen. Zumindest für den Schreiber dieser Zeilen.
Bewertung: 10/15 Punkten
Fotos: Chris Bretz & flohfish
Besetzung Dvne:
Victor Vicart (Gitarren, Keyboards, Gesang)
Daniel Barter (Gitarren, Gesang)
Jack Kavanagh (Gitarren, Bass)
Dudley Tait (Schlagzeug)
Besetzung VIC:
Alex Karametis (Gitarre, Gesang)
Akis Zois (Bass)
Aris Giannopoulos (Schlagzeug)
Konstantionos Lazos (Bagpipe, Klarinette)
Achilleas Radis (Keyboards)
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Rezension: “Age of Aquarius” (2019)
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