The Smile That Made You Smile
Gronn. Zu dt. Grund. Luxemburgs womöglich idyllischster Stadtteil. Gelegen in einer halbmondförmigen Schlucht der Alzette, wird Grunds Charakter nicht nur von kleinen, romantischen, teils mittelalterlichen Häuschen geprägt, sondern insbesondere auch von der barocken, alles überragenden, früheren Benediktiner-Abtei Neumünster. Neimënster, wie die Einheimischen sagen, ist über die Jahre zu einer der wichtigsten Kulturstätten der luxemburgischen Hauptstadt aufgestiegen. So stellt das alte Kloster in den Sommermonaten immer wieder die atemberaubende Kulisse für Freiluft-Konzerte illustrer Namen und renommierter Künstler. Dass in diesem Jahr mit The Smile eine Newcomerband hier auftreten durfte, ist da eher die Ausnahme.
The Smile
Warum diese junge Gruppe in Luxemburgs Traum-Location spielen durfte bleibt fraglich. Zwar hatten es die Briten mit ihrem erst im Mai erschienenen Album “A Light For Attracting Attention” in diverse Album-Charts geschafft, doch im Großen und Ganzen ist die Band, vor allem in Deutschland, noch immer unbekannt.
Ohne großes Brimborium oder nennenswerte Licht- und Bühnenshow betraten die drei Musiker von The Smile gegen 21:00 Uhr die Bühne im Innenhof des Klosters. Ob es daran lag, dass der Frontmann der Truppe wie der um Jahre gealterte Typ aussah, der in den 90ern ‘Creep’ gesungen hat oder daran, dass sich hinter der dunklen Emo-Matte des Gitarristen auch gerne Jonny Greenwood hätte verstecken können. Beim Rezensenten stellte sich jedenfalls schnell das Gefühl ein, dass The Smile sehr an Radiohead erinnerten. Denn auch der Sound des Trios fand sich, genau wie bei Thom Yorke und Konsorten, in der Schnittmenge zwischen experimentellem Rock und elektronischen Spielereien wieder. Allerdings mit deutlich mehr Einflüssen aus dem Post Punk und v.a. mit einer etwas irritierenden Jazz-Note. Was wohl daran gelegen haben mochte, dass The Smile keinen anständigen Rock-Schlagzeuger in ihren Reihe haben und stattdessen auf die Unterstützung irgend so eines Jazz-Fritzen namens Tom Skinner zurückgreifen mussten.
Den Radiohead-Fans schien diese Pseudo-Variante ihrer Lieblinge jedenfalls willkommen gewesen zu sein. Denn von der Anzahl der Radiohead-Shirts im Publikum ausgehend, hätte man sich tatsächlich auf einem Konzert der Art-Rock-Veteranen befinden können. Eine Illusion, die sich schnell wieder auflöste, denn The Smile wagten sich während ihres Auftrittes nicht an einen einzigen Song von Radiohead heran – bei den Zugaben reichte es immerhin für das Thom Yorke-Stück ‘Feeling Pulled Apart By Horses’. Stattdessen gab es über 75 Minuten eine Auswahl von Stücken, deren Handschrift zwar an das Songwriter-Duo Yorke & Greenwood erinnerte, die aber eben gerade wegen der Jazz- und Post-Punk-Einflüsse ganz anders geartet war. In den ruhigen Momenten viel geerdeter als Radiohead, in den aufbrausenden viel groovender und beschwingter. Leider wirkten die Musiker gegenüber dem Publikum, trotz überschaubarer Bühne, relativ unnahbar, sodass man den Eindruck hatte, sie wollten auch darin Radiohead ein Stück weit kopieren. Denn auf Ansagen und Interaktionen mit dem Publikum wurde weitgehend verzichtet. Und so stand die Musik der Formation im Mittelpunkt des Geschehens. Auch hier ähnlich wie bei den vermeintlichen Vorbildern, doch war die Wirkung aufgrund der räumlichen Nähe zum Publikum hier eine ganz andere. Denn die Zeiten, in denen Radiohead vor so kleinem Publikum auftreten konnten, gehören längst der Vergangenheit an. Was wollte man also mehr? Sollte man den Spatz im Neimënster nicht der Taube auf dem Stadion-Dach vorziehen?
Und so hinterließ dann selbst die Dreistigkeit zweier Bandmitglieder, die Namen Thom Yorke bzw. Jonny Greenwood als Pseudonym zu benutzen, mehr Amüsement als echte Aufregung. Denn insgeheim dachte mancher sich wohl: So würden Radiohead also klingen, würden sie ihre Experimentierfreude einmal mittels anderer stilistischer Mittel ausleben. Radiohead in einer angejazzten Variante? Eine Gedanke, der ein Lächeln hervorzaubern kann. A thougt that can make you smile!
The Smile that made you smile!
Bewertung: 11/15 Punkten
Fotos: flohphone
Besetzung:
Thom Yorke
Jonny Greenwood
Tom Skinner
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