(67:36, Vinyl, digital, Kombüse Schallerzeugnisse, 2022)
Aufmerksame Leser und Kenner der Hamburger Prog-Szene wissen, dass hinter dem Namen Johnny Bob nicht etwa ein Solokünstler steckt, sondern eine Band aus dem Raum Hamburg/Kiel. Ein Vierer-Bob sozusagen, wie die Auflistung unten zeigt. Und darin sind die Deutschen bekanntlich überragend. Ihre Musik ist irgendwie schwer zu greifen, denn so ganz eindeutig in bestimmte Schubladen lässt sie sich nicht stecken, und das gilt auch für das neue Album.
Bei ihrem vierten Studioalbum gehen sie wieder zum Teil neue Wege. Das Album wird nicht als CD erscheinen, sondern als Doppel-12″-Vinyl. Auf den diversen gängigen Plattformen wird man dieses Album auch nicht finden, es lassen sich lediglich auf der bandeigenen Shop-Seite Download Codes bestellen. Laut eigener Aussage haben sie diesmal den klassischen Prog-Sound von Johnny Bob mit Singer-/Songwriter Elementen bereichert. Sämtliche Songs sind Gemeinschaftskompositionen von Bassist/Gitarrist/Produzent Jörg Purfürst und seinem Bruder Carsten Díaz. Aufgenommen im bandeigenen Ulumulu Studio, sind letztendlich dreizehn Songs mit Spielzeiten zwischen zwei und neuneinhalb Minuten auf dem Album gelandet. Die aktuelle Quintett-Besetzung besteht aus Carsten Díaz, Jörg Pürfürst, Ole Schützler, Jürgen Ufer und Philip Mestwerdt, an den Aufnahmen zu diesem Alben waren aber noch weitere Musiker beteiligt, im Einzelnen:
Carsten Díaz – vocals / electric guitar
Jörg Purfürst – bass / 6 & 12 string acoustic guitar / mandolin / electric guitar / backing vocals / synthesizers / programming
Ole Schützler – piano / synthesizers
Jürgen Ufer – electric guitar
Philip Mestwerdt – drums
Tom Steinbrecher – electric guitar
Matthias Willer – electric guitar
Michael Nick – drums
Maike Spieker – clarinet
Arne Röstermundt – synthesizers
Kaum Veränderungen also im Vergleich zum Vorgänger, lediglich an der Tastenposition taucht jetzt mit Ole ein neuer Name auf. Das Cover stammt, wie stets bisher bei Johnny Bob, von der Hamburger Künstlerin Anja Walter.
Das Album startet mit ‚Erlkönig‘, einer schönen, aber leider recht kurzen Nummer mit akustischer Gitarre. Das darauffolgende ‚Tokyo‘ zeigt dann schon mustergültig, was der Hörer auf dem Gesamtwerk erwarten darf. Der (ziemlich präsente) Gesang mag anfangs etwas gewöhnungsbedürftig sein, doch schnell zeigt sich ein gutes Händchen in der Melodieführung, einige Passagen gehen recht schnell ins Ohr. Ein Highlight des Albums ist das sehr schöne ‚Zen Cosmic Show‘ mit feinem Symphonic Prog (Mellotronsounds inklusive). Auch Balladen funktionieren bei Johnny Bob gut, wie der Song ‚I am Ocean‘ belegt. Auf diesen folgt ein weiterer, sehr schöner Song mit dem Titel ‚September‘, auf dem wunderbare Tastenarrangements (Orgel, Mellotron) und feine Gitarrenarbeit sich bestens ergänzen.
Auf ‚Brand New Day‘ wiederum zeigen sie sich eher als Indie-Rock Band. Auch hier setzt sich der Refrain schnell in den Gehörgängen fest. Gleiches gilt für ‚A Song to the Seasons‘. Doch gleich im Anschluss befindet man sich wieder mit im Symphonic Prog Marke Johnny Bob. Im längsten Track des Doppelalbums bringt Maike Spieker mit ihrer Klarinette noch eine besondere Note ein – ein besonders gut gelungenes Extra.
Die norddeutsche Formation zeigt sich erneut als eine Band, deren Kompositionen einige Überraschungen bereithalten. Und so stellt sich „Creatures of Light and Darkness“ als abwechslungsreiches Album heraus. Mit viel Licht und wenig Schatten.
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 10, KR 11)
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Abbildungen: Johnny Bob
Die Songs:
A1 Erlkönig 2:16
A2 Toyko 5:09
A3 Fading Suns 3:40
B1 God Machine 4:57
B2 I am Ocean 3:29
B3 September 8:19
C1 Brand New Day 4:40
C2 A Song to the Seasons 3:19
C3 White Bear Lake 9:33
D1 Mohawk 3:39
D2 Empire 2:41
D3 Nocturne 6:50