(43:13; Vinyl, CD, Digital, Construction Records/Suburban/Just for Kicks, 24.06.2022)
Bei unseren nordwestlichen Nachbarn muss doch irgendwas im Wasser sein – ob es an den Grachten liegt? Am Heineken ja wohl kaum?? (Beinahe) aus dem Nichts erscheint hier jedenfalls wieder einmal eine Band, die die progressive Szene aufmischen könnte, ja sollte. Lanciert als “Zwischen Riverside und (in geringerem Umfang) Opeth” lautet das vorläufige persönliche Fazit nach einigen Hördurchgängen eher auf Porcupine Tree meets Tool meets Jo Quail. Und damit würden ja u.a. einige aktuelle Superreize bedient.
Die Porcupine-Tree-Assoziation erscheint wohl primär wegen Fons Herders Gesang (A Liquid Landscape), Tool ist unausweichlich wegen der Rhythmusarbeit von Peter Cats (bass) und Pepijn Gros (drums), verbunden mit dem Riff-Sperrfeuer von Roy Willems (guitar). Und die wunderbare Jo Quail wegen… siehe unten.
Und überhaupt – jetzt mal der Reihe nach. Das Juwel “Sever” (dtsch: zertrennen, auseinanderreißen) ist in einen Rahmen gefasst, der von Track 1, ‘Omiscient Being’, und Track 8, dem Titelstück, gebildet wird. In beiden Instrumentals führt Tim Gros an Klavier, Didgeridoo-artigen Drones und melodischer Gitarre sehr atmosphärisch ins Album hinein. Und wieder hinaus.
‘Subterfuge’ macht uns bereits mit den meisten der schon erwähnten Trademarks dieses vielversprechenden Quartetts vertraut – (meist) klarer Gesang, wuchtiges Power-Riffing statt Gniedel-Soli, unbarmherzig präzise Rhythmik. Weiter geht’s mit ‘Sisyphean’, das trotz mittlerem bis ruhigem Tempo härtetechnisch einen Gang höher schaltet und fast Post-Rock-artige Passagen aufweist, die aber immer wieder von strahlenden Vocals songdienlich wieder eingefangen werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
‘Pretenders’ wirkt zunächst wie die Pflicht-Ballade des Albums. Doch natürlich entwickeln Inhalo auch dieses Format weiter, u.a. durch den dann doch mal ab 3:55 in einem (langsamen!) Sahne-Solo ausflippenden Roy.
Der Longtrack des Albums, ‘Eventide’ (7:28), bringt uns zurück zu Mrs. Quail, Esq. Allerdings spielt Gastmusiker Vincent Sjoerd Swierstra hier kein Cello, sondern Sarangi, was aber – über magischer Slow-Tool-Maschinenraum-Rhythmik inszeniert – mindestens ebenso schöne und noch etwas exotischere Klangfarben abwirft.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Das ruhige, melodische ‘Mirror Door’ macht überhaupt gar nichts falsch, strahlt aber vielleicht ein Otternäschen weniger als seine Geschwister. Dachte man jedenfalls bis 3:20, wo erst Satzgesang und dann ein Heavy-Ausbruch inklusive Growls die Szenerie erneut völlig verändern.
Vorletzte Abtrennung: ‘Last Vestige’ konfrontiert uns mit den bislang schärfsten Gitarrensounds auf dem in dieser Hinsicht nicht gerade armen Output und besonders memorablen Melodien für Strophe und Chorus. Möglicherweise dermaleinst ihre Live-Mitsing-Hymne, wenn die Band erst mal so richtig eingeführt ist?
Der transparente bis überklare Sound – speziell der Bass kommt auf passenden Wiedergabe-Arrangements fast brutal – ist die Kirsche auf dieser Prog-Rock- und -Metal-Torte.
Bewertung: 12/15 Punkten
Surftipps zu Inhalo:
Homepage
Facebook
Instagram
YouTube
Spotify
Abbildung: Inhalo / Construction Records