(73:00, CD/2LP, Grönland /Good To Go, 2010/2022)
Bereits im Jahr 2018 ließ David Sylvian in einem Interview im Uncut Magazin verlauten, dass er für sich keine Zukunft mehr als Künstler sieht. So sind es seit einiger Zeit lediglich Wiederveröffentlichungen seiner Alben, die den eigenwilligen Visionär zurück in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.
Freunde seiner leichter zugänglichen Teil-Discographie dürfen sich nun über die Wiederveröffentlichung von “Sleepwalkers” freuen. Das 2010 erstmals veröffentlichte Werk ist eine Sammlung von Kollaborationen Sylvians mit anderen Künstlern. Darunter befinden sich u. a. Stücke der Formation Snow Borne Sorrow und Zusammenarbeiten mit Künstlern wie Ryuichi Sakamoto, Christian Fennesz oder Tweaker.
Für die Wiederveröffentlichung auf Herbert Grönemeyers Label Grönland Records wurde sowohl die Titelauswahl als auch deren Reihenfolge deutlich verändert. Auf die Stücke vom Album “Slope” seines Bruders Steve Jansen wurden zugunsten einiger bislang unveröffentlichten, bzw. nur auf Alben anderer Künstler erhältlichen Stücke verzichtet. Über die Hintergründe dazu kann nur gemutmaßt werden. Zumindest um den Song ‘Playground Martyrs’ ist es jedoch wirklich schade.
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Andererseits sind die „Ersatzstücke“ keineswegs von schlechten Eltern und können über den erwähnten Verlust durchaus hinwegtrösten. ‘Modern Interior’ ist sogar bislang gänzlich unveröffentlicht. Die Songs ‘Do You Know Me Now?’ und ‘World Citizen’ sind jeweils erstklassige Sylvian-Balladen, die sich auch auf “Dead Bees On A Cake” wunderbar eingefügt hätten.
Besonders hervorheben sollte man auch die Stücke der Formation Snow Borne Sorrow (Sylvian, Jansen & Burnt Friedman), deren gleichnamiges Album ebenfalls eine Wiederveröffentlichung verdient hätte. Vielleicht nimmt sich Grönland Records dessen ja an. Mit leichter Verspätung, höchstwahrscheinlich aufgrund der weltpolitischen Verwerfungen und Rohstoff-Engpässen, ist die Vinyl-Version von “Sleepwalkers” derzeit auf Mitte Juli verschoben worden.
In jeden Fall ist das Album all jenen Sylvian-Fans zu empfehlen, die den radikal experimentellen Weg des Künstlers seit dem Album “Blemish” nicht mehr oder nur teilweise folgen wollten.
Es ist erstaunlich, in welchem Ausmaß Sylvian allen Stücken seinen Stempel aufzudrücken vermochte, hat er doch zu etlichen davon lediglich den Text verfasst. “Sleepwalkers” klingt in sich so homogen, wie alle Alben des Künstlers. Gerade wem beispielweise “Dead Bees On A Cake” gefallen hat, sollte “Sleepwalkers” ebenfalls in den Ohren bleiben. “Secrets Of The Beehive” bleibt jedoch in Ewigkeit unerreicht.
Keine Wertung
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Abbildung: David Sylvian / Grönland