(27:31; Vinyl, CD, Digital; Moment of Collapse, 2022)
Dass Post-Hardcore und Punk nicht unbedingt immer heiter und sonnig sein müssen, zeigen uns Colored Moth auch auf ihrem dritten Longplayer “Inertia”. Die Berliner schwimmen mit ihrem Mix aus Post-Hardcore, Noise-Rock und Punk auf einer großen Welle von Wut, Schwermut und Ernsthaftigkeit, die tief schürft und an keiner Stelle leichtfüßig daher kommt. Zusätzlich schaffen Anteile aus dem Post-Rock Räume für kreative Entfaltung.
Die punkigen Gitarrenriffs verlieren durch die vielfältigen Noise-Elemente an Geradlinigkeit. Ein knarzender, wummernder, dominanter Bass prägt das Bild der Band und die teils nur leicht aber dreckig verzerrte Gitarre schafft eine aufgeladene Atmosphäre, genauso wie der überaus emotionale Gesang von Christoph Alt. Sein Gesangsstil, der sich zwischen Emocore- und Hardcore-Shouting ansiedelt, ist ausdrucksstark und eindringlich und passt zum tonalen Bild der Band wie die Faust aufs Auge.
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Von Grund auf ehrlich wirkt “Inertia”, auch weil die Band hier keinem Standard folgt und auch an keiner Stelle perfekt wirken will. So zieht einen Colored Moth mit dem gerade mal 28-minütigen “Inertia” so tief in den Bann, dass die knappe halbe Stunde absolut ausreichend für ein intensives Hörerlebnis ist. Ob mit einem stampfenden Hardcore-lastigen ‘Femtosecond’, welcher wie der bitter-böse Bruder eines Screamo-Songs wirkt, von dem all der jugendlich übertriebene Schmalz und Glanz abgekratzt wurde, oder die Ballade ‘Ever So Slightly’, die uns durch den Minimalismus und dem Seele-offenbarenden Gesang an Schmerz und Melancholie teilhaben lässt.
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Die kleinen Sounddetails wie Glockenspiel, elektronische Noise-Effekte oder die Ausstaffierung mit Synthieklängen bringen musikalische Breite. Eben genau diese Dynamik, die sich im Wechsel vom sphärischen, post-rockigen Synthie-Einspieler ‘The Tree, The Leaves And The Sun’ und dem darauffolgenden anklagenden, der Wut freien Lauf lassenden ‘Disarray’ zeigt, schafft eine hervorragende emotionale und melancholische Spannung, die für sich selbst spricht. Die Einflüsse der Hauptstädter scheinen weitreichend und divers, so fühlt man sich an Bands wie Fugazi, die Indie-Rocker von den Pixies aber gleichzeitig auch an die karge Schlichtheit eines Joy Division Songs erinnert.
“Inertia” ist keine schnellwirkende Droge, sondern will durchaus öfter gehört werden. Dadurch erschließt man das Album erst vollends. Da selten in der Form gehört, können Colored Moth hier definitiv Interesse wecken. Und wohlwollend bleibt der Blick in Richtung Zukunft der Band gerichtet.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Tracklist:
1.’Shore’
2.’Second to None’
3.’The Trees, the Leaves and the Sun’
4.’Disarray’
5.’Forget Me Not’
6.’Ever So Slightly’
7.’Femtosecond’
8.’Hourglass’
9.’New Blurprint’
10.’Interlinked’
Besetzung:
Christoph Alt (guitar, vocals)
Nils Kottmann (drums)
Max Würdig (bass, vocals)
Diskografie (Studioalben):
“Fragmenting Tension” (2016)
“Dim” (2019)
“Inerita” (2022)
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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von CZ! Promotions zur Verfügung gestellt.