(58:09, CD, Digital, Progressive Promotion Records, 2022)
Für die eifrigen Sammler und Suchenden gibt es erneut etwas Neues von Progressive Promotion Records. Wobei neu ist Project Patchwork jetzt nicht so ganz. Noch vor zehn Jahren aus einer Laune heraus vom Initiator, dem Komponisten, Gitarristen, Schlagzeuger und Sänger Gerd Albers als Projektidee entstanden, mausert sich diese Idee scheinbar zu einer festen Größe in der überschaubaren deutschen Progressiv Rock Familie. Wobei man Familie durchaus ernst bzw. fast wörtlich nehmen kann, wenn man sich die lange Liste der renommierten Musiker anschaut, die an diesem Projekt beteiligt waren. Dabei konnte der Wuppertaler Albers auch auf internationale Musiker zurückgreifen, wie Arno Menses aus den Niederlanden, dem Schweizer Daniel Eggenberger sowie dem Kanadier Jean Pageau und nicht zuletzt dem US Amerikaner Ben Azar. Zudem sind einige hochkarätige deutsche Musiker wie Marek Arnold, Martin Schnella und Lars Köhler beteiligt, die das Aufgebot komplettieren. Somit passt und erklärt sich der Projektname auf einfachste Weise.
Der vielsagende Titel des aktuellen Albums lautet: „Ultima Ratio“ (abgeleitet vom lateinischen ultimus) und bezeichnet den letzten Lösungsweg oder das letzte Mittel bzw. den finalen Ausweg z.B. in einem Interessenkonflikt. Im vorliegenden Fall beschäftigt sich Gerd Albers mit der beginnenden und bis heute andauernden Krise des Jahres 2020. Covid ein weltweites Dauerthema in allen Medien und alle Gesellschaftsschichten betreffend. So bietet das Album nicht den alleinigen Versuch eines Rückblicks auf Vergangenes, sondern beschäftigt sich gleichfalls mit den noch andauernden sozialen Folgen und der enormen politisch wirtschaftlichen Tragweite dieser Pandemie. Die Frage, die sich immer wieder stellt, sind die politischen Entscheidungen immer gerechtfertigt, verhältnismäßig und tatsächlich der allerletzte Lösungsweg – tatsächlich die Ultima Ratio? In diesen Tagen gewinnt der Begriff und somit das Album zusätzliche Aktualität in Bezug auf die kriegerischen Handlungen in der Ukraine. So begründet der Aggressor seinen sogenannten gerechten Krieg als einzig möglichen Lösungsansatz, während andere Lösungsvorschläge verworfen werden, da mit ihnen keine (oder angeblich keine) Einigung zu erzielen ist. Ob nun Krieg oder Pandemie, die sich daraus ergebenden psychischen Folgen vor allem für die Schwächsten der Gesellschaft, die Kinder und Jugendlichen werden noch lange und andauernd einer großen Belastung ausgesetzt sein.
Nach dem 2015 erschienen Debüt-Album und dem zweiten Release von 2018 (Re:Flection) zeigt Gerd Albers, dass er auch 2022 nichts verlernt hat, zumindest was interessanten Progressive Rock betrifft. Musikalisch setzt er die Thematik seines Konzeptalbums in einer angemessenen Komplexität um, nicht zu verkopft dennoch stets ideenreich und am Ende durchgehend angenehm hörbar. Ob gelegentlich leicht metallisch, akustisch, rockig oder melodisch eingängig, für jeden Geschmack gibt es ausreichend Momente, sich trotz der sozialkritischen Thematik einmal zurückzulehnen und zu genießen. Für den guten Ton ist, wie so oft, der Garant für Qualität am Mischpult Martin Schnella verantwortlich, wenn das mal kein weiteres Ausrufezeichen wert ist.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mit dem Konzeptalbum „Ultimo Ratio“ ist es Gerd Albers und seinen illustren Begleitmusikern gelungen, sozialkritische Gedanken in Progressive Rock umzusetzen, ohne dabei das Wesentliche, die Musik zu vergessen.
Bewertung: 10/15 Punkten
Line-up / Musiker:
Lars Köhler (Seven Steps to the Green Door) – Vocals
Arno Menses (Subsignal, Sieges Even, Bonebag) – Vocals
Miriam Kraft – Vocals
Olaf Kobbe (Solar Project) – Vocals
Anne Trautmann (Seven Steps to the Green Door) – Vocals
Jean Pageau (Mystery) – Vocals, Flutes
Gerd Albers – Ac. & El. Guitars, Drums, Percussions, Backing Vocals
Matthias Bangert (Los 4 de la Sala, Hartig, Club des Belugas) – Bass
Johannes Pott – Drums
Marek Arnold (Damanek, Seven Steps to the Green Door, Toxic Smile) – Keyboards
Daniel Eggenberger (Cosmos) – Keyboards
Volker Wichmann – Keyboards
Gastmusiker:
Ben Azar – Lead Guitars
Martin Schnella (SSTTGD, Flaming Row, Melanie Mau & Martin Schnella) – Lead Guitars, Mixing
Marco Wriedt (Pink Cream 69, 21Octayne, The Arc Of Light) – Lead Guitars
Surftipps zu Project Patchwork:
Homepage
Facebook
Bandcamp
Instgram
Proggnosis
Progarchives
last.fm
Progressive Promotion Records
Abbildungen: Project Patchwork/ PPR