Katatoniosis
Katatonia fiel nicht nur die ehrenvolle Aufgabe zu, den Sack eines so vielfältigen wie starken ersten Prognosis-Tages zuzuknoten. Das Konzert war auch insofern speziell, als die Fans die Setlist hatten zusammenstellen dürfen – und sich folglich auf ein Greatest-Hits-Programm freuen konnten (vgl. auch das ähnlich gelagerte Album “Dead Air” von 2020. Die dritte Besonderheit: Weil Klone durch Corona-Erkrankungen leider kurzfristig verhindert waren, durften die Schweden ein erweitertes Set spielen – immerhin von 22:15 bis zur Geisterstunde.
Und das hatte es wie erwartbar in sich. ‘Lethean’ eröffnete vergleichsweise mit der Neuzeit. Und extrem melodisch. Was aber niemand im Effenaar am Ausrasten hinderte. ‘Behind The Blood’ legte starken Satzgesang und noch ein Schäufelchen Härte zu.
Der Autor hat das ganze Prognosis-Wochenende relativ viel Architektur, Biere und Festival-Randszenen geknipst. Weil es sich gut anfühlte. Der absolute Lieblingsmoment aber blieb aus Diskretionsgründen und wg. Kloß im Hals undokumentiert: Das verliebte junge Paar, das zu ‘Teargas’ und später zu ‘In The White’ vor der Bühne eng umschlungen Foxtrot tanzte.
Auch Lord Seth himself wirkte für seine Verhältnisse vergleichsweise ausgelassen, nicht nur bei ‘Serein’ (2016). Spaßigerweise leitet er viele Songs und Steigerungsmomente von Songs mit so etwas wie einem Karate-Frontkick ein. Wobei er allerdings mehr wie der 1000-jährige Imperator aus Star Wars wirkt, als wie Chuck Norris.
‘Deliberation’ glänzte wieder mit prächtigem zweistimmigem Gesang, genau wie ‘Ghost of the Sun’ und das wundervolle, sanfte ‘The Racing Heart’.
Apropos sanft – im Vergleich zu ihren Ursprüngen sind Katatonia heute so “ausgewimpt” wie nur irgendwas. Warum sind die dafür eigentlich nie auch nur annähernd so gekreuzigt worden wie ihre Kumpels von Opeth? Warum sind die Fans bei dieser Band den radikalen Kurswechsel einfach mal so mitgegangen, wie bei Anathema zum Beispiel auch? Exkurs Ende.
Als auffallend schön blieb noch ein kurzes, aber leidenschaftlich schluchzendes Gitarrensolo bei ‘Tonight’s Music’ in Erinnerung. Sowie der Umstand, dass (nur) bei Katatonia die ersten drei Reihen vor der Bühne einen enorm hohen Frauenanteil aufwiesen.
Bewertung: 13/15 Punkten (FF 13, KR 13)
Live-Fotos: flohfish
Surftipps Katatonia:
Homepage
Facebook
Twitter
Instagram
YouTube
Soundcloud
Spotify
Apple Music
last.fm
Wikipedia
Rezension: “Dead Air” (2020)
Interview mit Daniel Moilanen (2020)
Rezension: “City Burials” (2020)
Konzertbericht: 30.09.16, Köln, Live Music Hall
Interview mit Anders Nyström (2016)
Rezension: “Sanctitude” (2015)
Rezension: “Dethroned & Uncrowned” (2013)
Rezension “Dead End Kings” (2012)
Rezension: “Viva Emptiness” (2003)
Weitere Surftipps:
Festivalbericht Prognosis, Teil 1: Das Festival
Festivalbericht Prognosis, Teil 2: Argus
Festivalbericht Prognosis, Teil 3: The Ocean
Festivalbericht Prognosis, Teil 4: The Fierce & The Dead
Festivalbericht Prognosis, Teil 5: Enslaved
Festivalbericht Prognosis, Teil 6: Novena
Festivalbericht Prognosis, Teil 7: Katatonia
Festivalbericht Prognosis, Teil 8: Ross Jennings
Festivalbericht Prognosis, Teil 9: The New Death Cult
Festivalbericht Prognosis, Teil 10: Cobra The Impaler
Festivalbericht Prognosis, Teil 11: Magic Pie
Festivalbericht Prognosis, Teil 12: Scarlet Stories
Festivalbericht Prognosis, Teil 13: Long Distance Calling
Festivalbericht Prognosis, Teil 14: Cellar Darling
Festivalbericht Prognosis, Teil 15: Focus
Festivalbericht Prognosis, Teil 16: Wheel
Festivalbericht Prognosis, Teil 17: Leprous