Novenanosis

Eigentlich ist und bleibt das mit dem Rezensieren von Musik, von Live-Auftritten gleich gar, eine zutiefst fragwürdige Angelegenheit. Denn so viel vom am Ende Hängenbleibenden ist davon abhängig, wie der Schreiber grundsätzlich zu dem zu behandelnden Thema eingestellt ist. Aber auch davon, wie sie/er gerade generell gefusselt ist, was kurz davor erlebt (gegessen, getrunken) wurde. Und damit haben wir das mindestens ebenso wichtige Thema Vorurteile noch nicht einmal gestreift. Zu Letztgenanntem noch etwas mehr bei der Würdigung des Solo-Auftritts von Ross Jennings am Prognosis-Dienstag. Soviel nur jetzt schon: der Autor quetschte sich mit einigen Vorbehalten bei bereits laufendem Novena-Auftritt in den kleinen Saal, der aus allen Nähten zu platzen drohte.

Und musste prompt Abbitte leisten. Was die Band, deren Name immer noch merkwürdig nach Hautcrémes klingt, hier allein schon bei der 2021er Single ‘The Stopped Clock’ abfeuerte, war einfach aller Ehren wert. Der Mix aus ultramelodischen klaren Gesangslinien seitens Haken-Frontmann Ross und Gareth Masons (Slice The Cake) wüsten Growls sowie den virtuosen Soli der headless agierenden Gitarristen Harrison White (Bleeding Oath) und Dan Thornton (No Sin Evades His Gaze) kam vergleichsweise frisch und originell über die Rampe.

‘Sun Dance’, das fast poppig-schöne ‘Disconnected’ und ‘Sail Away’ folgten in der vom “Eleventh Hour”-Album vertrauten Reihenfolge.

Nach einem unverschämt groovenden, geradezu swingenden Einschub in Gestalt des Billie-Eilish-Covers ‘Bury A Friend’ ging’s mit Herzenssachen wie ‘Corazón’ und ‘Indestructible’ weiter, abgerundet von einer T-Rex-starken Version von ‘The Tyrant’