(41:28; Vinyl, CD, Digital; Neue Meister, 2022)
Der Mond ist aufgegangen!?
Natürlich handelt es sich bei “Luna” nicht um eine Sammlung von Wiegenliedern, doch eine gewisse beruhigende Wirkung kann man dem neuesten Ambient.Werk des Luxemburgers Pascal Schumacher nicht absprechen. Denn es ist kaum anders zu erklären, dass die zweieinhalbjährige Tochter des Autoren dieser Zeilen regelmäßig nach Pascals ‘Luna’ verlangt, wenn es an der Zeit ist, die Augen zu schließen und zur Ruhe zu kommen. Und so dauert es dann auch nie länger als wenige Minuten, bis das Kind dann auch eingeschlafen ist.
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Pascal Schumacher, für alle die ihn nicht kennen, ist ein renommierter Künstler aus dem moselfränkischen Städtchen Lëtzebuerg. So ist er nicht nur seit 2001 als Dozent für Schlagwerk am dortigen Konservatorium tätig, sondern spielte auch schon als Solist für das Zürcher Kammerorchester, das WDR Rundfunkorchester Köln, die Camerata Megaron in Athen, das Orchestre Philharmonique du Luxembourg, das Orchestre de Chambre du Luxembourg, die United Instruments of Lucilin, das Deutsche Kammerorchester Berlin, die Neue Philharmonie Frankfurt sowie die Junge Norddeutsche Philharmonie. Ein Musiker also, der sich v.a. in Jazz- und Klassik-Kreisen einen Namen als Komponist und Vibraphonist machen konnte.
2020 war es dann soweit, dass Schumacher mit “Sol” sein erstes Solo-Album veröffentlichte. Das Werk, bei dem v.a. das Vibraphon im Mittelpunkt stand, ist der Sonne gewidmet und strahlt eine wohlige Wärme aus. “Luna” ist nun der direkte Nachfolger und nimmt anstelle unseres Zentralgestirns den Erdtrabanten in den Fokus. Es ist die direkte Weiterführung des eingeschlagenen Konzeptes und doch auch die kontrastreiche Reaktion auf seinen Vorgänger. Denn wo “Sol” noch Helligkeit ausstrahlte, ist es bei “Luna” das Dunkel. So vermittelt die Stimmung, die Pascal Schumacher mit seinem so weich klingenden Schlagwerk-Spiel heraufbeschwört, Gefühle von Melancholie und Einsamkeit. Gefühle, die noch dadurch verstärkt werden, dass der Luxemburger durch die Streicher des belgischen Echo Collectives unterstützt wird. Eine Formation, die u.a. für ihre Kooperationen mit Erasure und Jóhann Jóhannson bekannt ist und sich in Prog-Kreisen v.a. wegen ihres Albums “…plays Amnesiac”, einer Interpretation des Radiohead-Klassikers, großer Beliebtheit erfreut. Es ist ein Ensemble, das gemeinhin der Neoklassik zugerechnet wird. Einer Musikrichtung, die insbesondere in diesem Falle aber besser mit dem begriff Post-Klassik beschrieben wird. So liegt der Fokus bei “Luna” nämlich, genau wie beim Post Rock, auch auf Klangfarben und Texturen, sodass man von Post Rock ohne Rock-Anteile sprechen könnte. Schließlich ist “Luna” weitaus mehr als nur ein hybrid aus Klassik und Jazz, was insbesondere an der Benutzung verschiedener Syntheszer liegt. Hervorzuheben ist dabei der Titel ‘Rhythmicon’, bei dem Schumacher vorwiegend einen neuartigen Synthesizer namens Organelle benutzt. Ein Stück, bei welchem dem Marimbaphon eine abwechslungsreiche Rhythmik gegenübergestellt wird und das ein Tribut an Leon Theremin und das von ihm erfundene Rhythmicon ist.
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Zudem hört man den Stücken an, dass deren Basen durchkomponiert sind, die Streicherparts aber oft Improvisationscharakter haben. Ein Umstand, der den Aufnahmen Lockerheit verleiht und den Zugang zum Album erleichtert. Ein interessantes Werk somit nicht nur für Fans von Neoklassik und Jazz, sondern auch für Freunde von Ambient sowie aufgeschlossene Hörer aus dem Post-Rock-Milieu.
Bewertung: 11/15 Punkten (FF 11, KR 11)
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Besetzung:
Pascal Schumacher (Vibraphon, Marimbaphon, Glockenspiel, Gong, Organelle, Synthesizer)
Echo Collective
• Margaret Hermant (Violine)
• Neil Leiter (Viola)
• Anne-Gabrielle Lia-Aragnouet (Cello)
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Rezension: “…Plays Amnesiac” (2018)
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Le Tigre Noir zur Verfügung gestellt.