(35:37/36:54, CD, Digital, MiG, 1974/1975/2022)
Mit den beiden hierzulande vermutlich bekanntesten Alben der ungarischen Veteranen Omega, geht die Reissue-Kampagne von Made in Germany Music in die nächste Runde. “200 Years After The Last War” und “The Hall Of Floaters In The Sky”, die auf diesem Doppeldecker versammelt werden, markierten Mitte der 1970er den Schritt von der Glam-beeinflussten Hardrock-Combo zur spacigen Prog-Band und gehören eindeutig zu den Highlights des Omega-Katalogs.
Klar, auf den Alben von Omega weht – ähnlich wie bei Eloy, denen sie nicht selten ähneln – immer ein Hauch von Provinzluft mit. 1974 waren die “Großen” im Prog schon viel weiter, und auch die Hardrocker wie Deep Purple, Uriah Heep (ein weiterer legitimer Vergleich) und Black Sabbath hatten längst mit neuen Klängen zu arbeiten begonnen. Nur zwei Jahre später brachen schließlich Punk und New Wave los. Doch auch wenn man als Erscheinungsjahr hier eher 1969 oder 1970 erwarten würde, ändert das nichts an der Klasse dieses Albums. Verträumt psychedelische Leadvocals, sakral wirkende Chorgesänge, die klar den Sechzigern verhaftet sind, bluesige und wunderbar kratzbürstige Gitarren und natürlich jede Menge Hammond, Moog, Mellotron und Clavinet. Ganz ehrlich, welche*n Alte-Schule-Freund*in juckt’s bei der Beschreibung nicht schon erwartungsvoll im Schritt?
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
“200 Years After The Last War” stach 1974 (wahrscheinlich zumindest – der Rezensent war zu dieser Zeit zugegebener Weise noch damit beschäftigt, geboren zu werden) auch mit seinem Silberfolien-Cover im Plattenregal ins Auge und noch heute taucht das gute Stück immer mal wieder auf den Plattenbörsen auf und will in gutem Zustand teuer bezahlt werden. Vier Songs, die zwanzigminütige ‘Suite’, stilecht eine ganze Seite einnehmend, und jeder davon ein Treffer. ‘Help To Find Me’ erinnert stark an die ersten drei, vier Alben von Manfred Mann’s Earth Band. Die stilistische Nähe von György Molnár (gtr) zu Mick Rogers tut ihr Übriges zu diesem Vergleich. Der Titelsong ist eine mit Slide-Gitarre abgeschmeckte Edelschnulze mit Haight-Ashbury-1967-Flair, und zum Abschluss lässt man’s mit dem dreieinhalbminütigen ‘You Don’t Know’ nochmal richtig schön heepig knallen. Die verschiedenen Eckpfeiler des “klassischen” Omega-Sounds wurden nie mehr so perfekt in Szene gesetzt wie hier.
Auch nicht im Folgejahr mit “The Hall Of Floaters In The Sky” – auch wenn’s nur ganz knapp unterliegt. Die Produktion ist tatsächlich auf “The Hall…” ein gutes Stück zeitgemäßer ausgefallen. Man hatte damals schließlich – erneut unter dem wachsamen Auge von Bacillus-Hausproduzent Peter Hauke – erstmals den Weg in ein britisches Studio gewagt, den Chipping Norton Studios, in denen auch Nektar, Focus, Gryphon und, ähem, die Bay City Rollers und The Rubettes ihre Werke auf Tape gebannt hatten. Schade nur, dass “The Hall Of Floaters In The Sky” im Vergleich zum Vorgänger ein gutes Stückchen glatter und weniger ungezügelt klingt. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Gitarren diesmal generell weniger im Vordergrund stehen und mehr Platz für die ausgefeilten Keyboard-Arrangements machen. Auch die großzügig eingesetzten Streicher nehmen dem Album ein wenig Energie und lassen das Ergebnis oft mehr nach Musical als nach spacigem Hard-Prog klingen. Sehr schade, denn die Songs können mit dem Vorgänger durchaus mithalten. ‘Magician’ und der Titelsong, eine schön drogenschwangere semi-Akustik-Ballade, gehen als die Highlights durch, und auch das an “Jesus Christ Superstar” und Ähnliches erinnernde epische Schlußstück ’20th Century Town Dweller’ kann fraglos zu den Highlights des Omega’schen Schaffens gezählt werden.
Wie bei MiG üblich, gibt’s auch ein Booklet mit Liner Notes und Reproduktion der originalen Innersleeves, aber ohne Texte. Klanglich muss man ein paar Abstriche machen: die hier enthaltenen Songs scheinen nicht von den Originalbändern zu stammen, sondern eher von (allerdings durchaus hochwertigen) Vinyl-Rips. Natürlich absolut hörbar, aber Audiophiles oder neue Erkenntnisse sollte eben auch niemand erwarten. Aber alleine schon wegen “200 Years After The Last War” ist dieser Re-Release natürlich ein Pflichtkauf für alle, die (kommerziell gesehen!) Zweite-Reihe-Kult wie Eloy, Camel oder Nektar mögen. Also: mach’ et, Otze!
Ohne Bewertung (Reissue)
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr zu Omega:
Wikipedia
Deutsche Fansite
Spotify
YouTube