Oh Hiroshima – Myriad
(38:41; Vinyl, CD, Digital; Napalm Records, 2022)
Das neue Werk “Myriad” der Schweden von Oh Hiroshima lässt sich am besten mit melancholisch, Song-orientiert und punktgenau beschreiben. Nach dem durchaus sehr guten Vorgänger “Oscillation” und trotz dem Abgang des Bassisten Simon Forsberg, kann das verbliebene Doppelpack, bestehend aus den Brüdern Jakob Hemtsröm und Oskar Nilsson, mit seinem nunmehr vierten Werk eine ordentliche Schippe drauflegen.
Im Gegensatz zu einigen Genre-Kollegen bringen Oh Hiroshima ihren Post Rock Genre-übergreifend kompakt und übersichtlich aufs Tonband. So bauen sie eine großartige, durchgehend elektrisierte Atmosphäre auf, verlieren aber nie den Faden durch zu sehr in die Länge gezogene Wiederholungen von simplen Synth- und Gitarrenparts – was bei Post Rock ja nicht unüblich wäre. Dieser Spagat zwischen Post Rock und Einflüssen aus Alternative Rock und Post Metal macht “Myriad” zu einem erstaunlich eingängigen Werk, mit Genre-typischem traumverlorenem und schwermütigen Ambiente. Zum Teil tendieren die Schweden auch in Richtung Shoegaze. Der sehr melancholische Rahmen und die dramatischen und teils hoffnungsvollen Melodien machen “Myriad” zu einem recht emotionalen Album. Dazu trägt auch der Einsatz von Bläsern und Cello bei und der zu all dem sehr gut passende Gesang von Jakob Hemström. So ist ein Deep-Listening des Albums durchaus ratsam. Denn im intensiven Hördurchgang wirken die zunächst recht ähnlich anmutenden Songs gänzlich anders. Mal so nebenbei hören funktioniert nicht. Das Album will aufmerksam belauscht werden.
Hervorzuheben ist der bombastisch wirkende Opener ‘Nour’, der direkt ins Ohr geht. Ein wunderbarer Start. Zudem der Song ‘Humane’, mit seiner temperamentvollen, aufbauenden Songentwicklung, das schwelgerische und schwebende ‘Ascension’ und die Post-Rock-freie Ballade ‘Hidden Chamber’, in der ein Cello seinen herrlich sentimentalen Charme spielen lässt.
Oh Hiroshima liefern mit “Myriad” ein durchweg hervorragendes Hörerlebnis. Die Schweden versetzen ihren Post Rock mit der Einfachheit und Eingängigkeit des Alternative Rocks und packen das Träumerische aus dem Shoegaze sowie die Härte des Post Metals dazu. Ein für Post-Rock-Neulinge wunderbarer Einstieg oder gar eine Möglichkeit zum Anbandeln für Post-Rock-Abgeneigte.
Bewertung: 10/15 Punkten
Tracklist:
1. ‘Nour’
2. ‘Veil Of Certainty’
3. ‘All Things Pass’
4. ‘Ascension’
5. ‘Humane’
6. ‘Tundra’
7. ‘Hidden Chamber’
Besetzung:
Jakob Hemström (Gitarre, Vocals, Bass)
Oskar Nilsson (Drums)
Diskografie (Studioalben):
“Resistance Is Futile” (2011)
“In Silence We Yearn” (2015)
“Oscillation” (2019)
“Myriad” (2022)
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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von All Noir zur Verfügung gestellt.