Mittekill – Phantom Club
(53:43, Vinyl, Digital, Weltgast/Indigo, 2022)
„Die Lüge schreit, ich bin die Wahrheit, doch es ist Tourette – Internet“. Und schon sind für mittendrin im Metaphern-reichen Diskurs des neuen Werks von Friedrich Greiling alias Mittekill. ‚Die Leute aus dem Internet‘ sind eben keine sympathischen Gesellen, sondern trollen böse herum und trollen sich dann. Zwischen Easy Listening, Lo-Fi und Chanson treibt der „Phantom Club sein berechtigtes Unwesen, obwohl ab und zu die Gitarren The-B-52s-like waven und auch der Text-Stachel ausgefahren wird. Da gibt es ein zünftiges ‚Fuck Of And Die‘ (‚FOAD‘) um die Ohren oder der eigenen Mutter wird im ‚Dohlengarten‘ ein gar nicht einmal so würdiges Denkmal gesetzt. „Ich habe Angst vor der Polizei, ich habe Angst vor der Sicherheit, denn wo Sicherheit draufsteht, da wird Unsicherheit suggeriert…“.
Ja, wir haben alle ‚Angst vor der Polizei‘ und Mittekill muss sich etwas dabei gedacht haben, dieses sensible Thema zu im Industrial-/EBM-Gewitter zu politisieren. „Word’s don’t come easy“ heißt es in ‚Words‘, derweil hier nur eben die Worte Gemeinsamkeiten mit dem FR David-Hit aus den 80ern suggerieren. Und eben gerade dieser Tune ist eine entspannte Melange aus NDW und Electro. Die Tracks tragen Titel wie ‚Abfuckprämie‘, ‚Don’t Trust The Summer‘ oder ‚In a House on a Hill in a Forest with a Lake by the Fire after Sex‘ (leider ist letzterer ein Instrumental, wir hätten doch zu gerne gewusst, was der Protagonist hier zu sagen gehabt hätte) und man sollte sich in dieser Sache auch nicht in Sicherheit wiegen.
Von der Polizei und den Leuten aus dem Internet aufgescheucht bleibt am Ende nur ein ‚Superpatt‘ in Form eines Electropunktrockers, mit dem der Musiker die langsam aufgebauten Sympathien wieder zerstört („Ihr seid alle verrückt geworden, ihr seid alle Scheiße…“). Na dann – und tschüß!
Bewertung: 11/15 Punkten
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Abbildung: Mittekill