JPL – Sapiens Chapitre 3/3: Actum
(45:11, CD, digital, Quadrifonic/Just for Kicks, 2022)
Jean Pierre Louveton, der Chef der französischen Prog Band Nemo, die zu Beginn der 2000er ihre Karriere starteten und bis 2015 eine zweistellige Zahl an Alben veröffentlichte (2018 kam noch eine Neuauflage des Albums „Presage“ hinzu), entschied vor rund sieben Jahren zusammen mit seinen Bandkollegen, das Projekt Nemo vorerst auf Eis zu legen.
Unter dem Kürzel JPL veröffentlicht er schon seit geraumer Zeit feine Alben. Dies begann schon während seiner Zeit mit Nemo, hat aber seit der Band-Pause an Schlagzahl stark zugenommen, was bedeutet, dass der Erscheinungsrhythmus etwa bei einem Jahr lag, wie man auch den bisher auf diesen Seiten gesammelten Eindrücken entnehmen kann. Nach der „Retrospective“ Trilogie hatte er 2020 eine weitere dreiteilige Reihe in Angriff genommen: „Sapiens“. Man musste nicht lange auf die Fertigstellung warten, schon jetzt liegt der Abschluss der Trilogie vor, und mit dem aktuellen Album das wohl gelungenste Werk aus der Reihe.
An der Liste der beteiligten Musiker hat sich kaum etwas geändert:
Jean Pierre Louveton – voix / guitares / basse / instruments virtuels
Jean Baptiste Iltier – batterie (1, 4, 5)
Florent Ville – batterie / claviers / programmation (2, 3)
Guillaume Fontaine – claviers (3)
Stéphanie Vouillot – piano (5) / voix (2)
Marguerite Miallier – Vielle à roue (4)
Sylvain Haon – saxophone soprano (5).
Ein eingespieltes Team also, was man auch raushören kann. Und nach wie vor sind Wegbegleiter aus Nemo Zeiten dabei (an Schlagzeug und Tasteninstrumenten), es besteht also offensichtlich nach wie vor ein guter Kontakt untereinander, was noch Spielraum für die Hoffnung auf ein Nemo Comeback bietet. Doch der Nemo-Fan kann sicherlich auch sehr gut mit JPL leben, und gerade mit diesem Werk, das recht abwechslungsreich gestaltet ist.
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Das Ende der Trilogie besteht aus lediglich fünf Songs, vier Nummern im 5-6 Minuten Bereich, den Abschluss bildet mit ‚Memento Mori‘ ein in fünf Abschnitte aufgeteilter 23-minütiger Longtrack. Schon der Opener ‚Paradis Perdu‘ weiß den Rezensenten zu überzeugen. Der Hörer sollte sich nicht davon täuschen lassen, dass die Kernkompetenz des Protagonisten bei der Gitarrenarbeit liegt und Nemo-Keyboarder Guillaume Fontaine nur auf einem Titel zum Einsatz kommt – das Album ist gar nicht mal so Gitarren-lastig ausgefallen, wie man erwarten könnte. Dies liegt daran, dass eine Vielfalt von Keyboards (inklusive vereinzelter Mellotronsounds) eingesetzt wird und dies sehr gut mit den Gitarrenparts harmoniert. Das steckt dann wohl auch hinter dem Begriff „Instruments Virtuel“.
Die Gesangsparts, mit denen der Schreiberling bei Nemo und JPL schon immer gut leben konnte, sind wie stets in Muttersprache gehalten, es wird allerdings recht viel Raum für instrumentale Ausflüge gestattet. Neben dem typischen Heavy Symphonic Prog schließt dies Abstecher in folkige Bereiche wie in ‚Dansez Maintenant‘, wo unter anderem eine Drehleier auftaucht, oder leicht sperrigen Jazz-Rock mit Saxofon ein. Auf sehr einfallsreiche Weise werden die Tasteninstrumente eingesetzt, so unter anderem beim symphonischen Intro von ‚Memento Mori‘ – hierfür zeichnet übrigens Florent Ville verantwortlich. Überhaupt bietet dieser Song einiges an Abwechslung, nicht nur im facettenreichen Gitarrenspiel des Franzosen, sondern auch in Form einer Mischung diverser Stilarten, so kommt es mit Hilfe des Saxofonisten Sylvain Haon auch mal zu einem Ausflug in Jazz Gefilde. Mit Teil Drei der „Sapiens“-Trilogie ist Louveton ein Highlight seiner bisherigen Diskographie gelungen. Schrammt an 12 Punkten.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Abbildungen: JPL