Archive – Darius Keeler über “Call To Arms & Angels”, Genres, Einflüsse und Rote Linien

Archive - Call To Arms & Angels (Dangervisit, 29.04.22)
Credit: Paul Spencer

Am 13. April 2022 hatten wir die Möglichkeit Darius Keeler, einen der beiden Masterminds hinter dem Musiker-Kollektiv namens Archive, zu einem Online-Interview zu treffen. Was als Gespräch über das neue Album “Call To Arms & Angels” angedacht war, entwickelte sich schnell zu einem ziemlich natürlichen Gespräch über Musik, Genres, Einflüsse und Rote Linien.

Zur englischsprachigen “Original”-Version des Interviews

flohfish für BP:
In ein wenig mehr als einer Woche (zum Zeitpunkt des Gesprächs. Release date: 29.04.22) wird euer neues Album “Call To Arms & Angels” das Licht der Welt erblicken. Es ist euer erstes neues Album in sechs Jahren. Warum habt ihr so lange gebraucht? Ich weiß, dass ihr mit der “25”-Box beschäftigt ward. War das alles, was eure Zeit in Anspruch genommen hat oder gibt es noch andere Gründe?

Darius Keeler:
Ich denke, wir haben so viel gemacht. Ich nehme an, dass wir mit Archive über die Jahre ziemlich produktiv waren. Wir haben in den letzten zwei Dekaden alle ein oder zwei Jahre ein neues Album herausgebracht. Elf Alben in 20 Jahren. Und das sind nur die Studio-Alben. Wir haben auch Akustik- und Soundtrack-Sachen veröffentlicht. Nach dem letzten Album brauchten wir einfach eine Pause von neuem Material, um einen Rückblick zu haben, was einer Art Feier gleichkommt. Das war, als wir “25” machten. Offensichtlich hat es lange gedauert, das ganze Projekt zusammen zu bringen und auf die Beine zu stellen. Es ist die längste Zeit, die die Fans jemals auf eine neue Platte gewartet haben. Weißt du, manchmal ist das auch gut so.

Und ihr habt ein Doppelalbum herausgebracht. Das ist in gewisser Weise etwas Neues. Wenn man es sich anhört, dauert es ziemlich lange, bis man durch ist. Man muss es erst einmal verdauen. Es ist eine ganze Menge, die man erst mal aufnehmen muss. Warum habt ihr euch dazu entschieden? Ein Teil der Musik müsste schon früher fertig gewesen sein. Ihr hättet zwei Alben machen können oder vielleicht etwas in der Art, wie ihr es mit “Controlling Crowds” gemacht habt. Warum diese Entscheidung, so viel auf einmal herauszubringen? Habt ihr alles veröffentlicht, was ihr auf Lager hattet oder gab es etwa noch mehr Material?

Archive, 31.10.19, Köln, E-Werk
Credit: flohfish

Ich denke, wir wollten wirklich eine Geschichte erzählen, die irgendwie widerspiegelt, was in den letzten zwei Jahren passiert ist. Offensichtlich hat es die Welt in vielerlei Hinsicht auf den Kopf gestellt. Nicht nur die Pandemie. Auch das politische Klima weltweit. Alles schien sehr schockierend zu werden. Das wollten wir unbedingt mit der Platte widerspiegeln. Es gab so viele verschiedene Emotionen für die Band. Verschiedene Farben, die wir sahen, fühlten und erlebten. Diese Geschichte wollten wir erzählen. Wir hatten noch viel mehr Lieder. Wir hatten ungefähr 30 oder 35 Songs, alleine in dem Jahr, in dem wir geschrieben haben . Von Januar bis Mai des Folgejahres. In etwas mehr als einem Jahr haben wir etwa 35 Songs geschrieben.

Das ist beeindruckend!

Genau. Wir wollten schon immer ein Doppelalbum machen, aber ich glaube nicht, dass wir jemals das Material hatten, dies zu rechtfertigen. Denn ich mache niemals etwas nur um der Sache willen. Es musste etwas sein, von dem ich fühlte, dass es substantiell ist und das die richtige Geschichte erzählte. Ich denke, deshalb haben wir es genau jetzt getan.

Für mich persönlich ist Archive so etwas wie die Definition von progressiver Musik. Nicht im Sinne des Stils, wie “You Look All The Same To Me”. Oder in Sachen Konzeptalben, wie ihr es bei „Controlling Crowds“ gemacht hast. Aber im wahrsten Sinne des Wortes. Ihr habt in der Vergangenheit alles gemacht: Ambient, Electronic, Trip Hop, Industrial, Progressive Rock, Shoegaze, Hip Hop. Ich weiß nicht, welches Genre ihr noch nicht berührt habt. Wo siehst du dich selbst als Musiker, der eigentlich aus der House Szene kommt? Wo siehst du das neue Album in diesem Licht?

Ich betrachte uns selbst nie wirklich als eine Multi-Genre-Band. Als Rosko (John, Anm. d. Red.) in der Band war, hatten wir natürlich Rap. Aber es fühlt sich immer einfach wie Archive an. Wir haben so viele Einflüsse unter uns, aber wir gehen immer auf die gleiche Art und Weise an die Arbeit heran. Wir denken nicht darüber nach, einen Hip-Hop-Song machen werden. Wir sind einfach alle zusammen und lassen uns auf etwas ein. Und wir wollen mit all den Songs, die wir machen, eine Geschichte erzählen. Und mehr ist es nicht, wirklich. Ich denke, wir lieben es, mit der Art, wie wir schreiben, Geschichten zu erzählen und die Zuhörer in einen Zustand zu versetzen, in dem sie Bilder sehen und Dinge fühlen können und emotional erschüttert oder bewegt werden. Manchmal kann das Spoken Word sein, es kann eine Sängerin sein oder ein Mann oder was auch immer sein. Ich neige dazu, Archive als eine Art schräges Ansammlung von Freaks zu betrachten, die ein bisschen ihren eigenen Stil und ihre eigenen Ambitionen einbringen. Das ist, wie wir sind!

Ich kann nur sagen, dass, was auch immer ihr macht… Wenn ich “25” höre, klingt es einerseits, als hörte ich einen Sampler, andererseits, egal welchen Song ich höre, auch immer exakt nach Archive. Das ist faszinierend.

Das ist genau das, was wir versuchen. Weißt du, weil es so einfach ist, denke ich. Auf gewisse Art und Weise Gefahren einzugehen, nur um einem ein Genre zugeschrieben zu werden, das ist zu gefährlich für uns. Wir langweilen uns wirklich sehr schnell. Das haben wir schon immer getan, seit den Anfängen… Vom ersten und zweiten bis zum dritten Album. Sie sind alle sehr unterschiedlich. Aber sie fingen an, diese Art Archiv-Sound zu haben. Es hat sich einfach so entwickelt, egal welche Einflüssen wir auch immer hatten. Welches Genre ich auch immer gerade im Gefühl hatte. Es hatte immer diesen Archive-Sound. Es ist interessant und interessant für uns, da wir keine Limits haben: Es geht darum, was wir können und nicht darum, was wir nicht können. Das ist unsere Philosophie bei Archive. Es gibt keine Grenzen!

Ihr gehört nicht zu den Big Players in der Musik, aber wenn ich die Hallen sehe, in denen ihr spielt, scheint ihr ziemlich erfolgreich mit dem zu sein, was ihr macht. Und das Publikum ist sehr bunt gemischt. Von Ravern bis zu Metallern kann man alles sehen.

So sieht’s aus. Es ist schwierig, wirklich kommerziell zu sein, wenn man diese Art von Musik schreibt. Es ist sehr schwierig, Airplay zu bekommen usw. Aber was man stattdessen bekommt, ist eine Art leicht kultische Anhängerschaft. Unsere Fans sind sehr engagiert, würde ich sagen. Als Musiker, schöpferisch… ich meine, schaut mal: Eine riesige Band und kommerziell zu sein, bringt erstaunliche Dinge mit sich. Z.B Menschen, die sehr erfolgreich sind und die Freiheit, die der Erfolg ihrem Leben offensichtlich gibt. Aber sie haben nicht unbedingt so viel Gestaltungsspielraum wie wir. Und das wollte ich gegen nichts in der Welt eintauschen. Es gibt niemand Externen, der dabei mitzureden hat, bei dem, was wir tun. Wir haben das volle Mitspracherecht bei all der Musik und den Trips, die wir kreieren. Es liegt alles bei uns. Da sind uns keine Grenzen gesetzt. Wir sind also sehr frei, was Kreativität angeht.. Der Preis dafür ist, dass man nicht unbedingt 18 Millionen bekommt… (unverständlich, Anm. d. Red.).

Aber in gewisser Weise hattet ihr schon immer diese kreative Freiheit. Wenn ich mir eure Alben anhöre… am Anfang war es wahrscheinlich weniger.

Archive - Call To Arms & Angels (Dangervisit, 29.04.22)

So haben wir angefangen. Das sind die Perimeter.

Könnt ihr von der Musik leben?

Ja klar, sicher. Wir haben sehr viel Glück gehabt. Offensichtlich waren die letzten zwei Jahre sehr schwierig, weil wir viel Geld verloren haben. Festivals und allerlei. Es war sehr schwierig. Zum ersten Mal mussten Dave (Pen, Anm. d. Red.) und Pollard (Berrier, Anm. d. Red.) ein bisschen arbeiten und andere Sachen machen. Aber 25 Jahre lang haben wir nur Musik gemacht. Und ich bin mir sicher, sobald wir auf Tour gehen, sobald die Dinge wieder losgehen, wir wieder loslegen mit diesem Album und touren und so, denke ich, dass wir wieder auf Kurs sein werden. Wir hatten so viel Glück. Wir haben das unser ganzes Leben lang getan, ohne einen normalen Job haben zu müssen. Ich werde mich nicht beschweren. Es gibt Musiker, die viel talentierter sind als ich, die in ihrem Leben aber noch kein Geld verdient haben. Ich fühle mich auf diese Weise sehr gesegnet. Es ist was es ist. Man muss mit den Weltproblemen klarkommen. Und das betrifft alle. Nicht nur Musiker.

Ich habe das neue Album bisher noch nicht so oft hören können. Aber es fühlt sich wieder anders an, denke ich. Mir ist aber aufgefallen ist, wie kontrastreich es ist. Einerseits ist das Album klanglich sehr reduziert. Es gibt viel Piano und reine Gesangspassagen. Auf der anderen Seite ist es, was den Beat betrifft, eines der treibendsten, das ich seit langem gehört habe. Zumindest ein paar Songs. Fast so, als würdet ihr zurück in die Clubs gehen wollen. Ich denke, wenn man einige der Lieder in einem Club in Berlin spielen würde, würde die Party verrückt werden. War das so geplant? Hier schließt sich irgendwie der Kreis zu eurer Vergangenheit in der Clubmusik.

Ich nehme an… Offensichtlich habe ich nicht daran gedacht. Ich denke, weißt du… Mit Lisa (Mottram, Anm. d. Red.) zu arbeiten, Lisa zu haben war… Ich denke, der treibendste Song in dieser Hinsicht ist “The Crown”. Dieses Lied zu schreiben, war echt kompliziert, wenn man sich die ganzen Taktarten genau anhört. Ich weiß gar nicht, wie ich erklären soll, wie ich auf die Musik gekommen bin. Ich machte wirklich Erfahrungen mit der Geschwindigkeit der Dinge, die ich durchgemacht hatte. Ich habe versucht, die Art der Stimmung zu beschleunigen und zu verlangsamen.

Es ist eine Art Weckruf. Davor sind die Songs etwas langsamer, doch dieser weckt einen wieder richtig auf.

Ja genau. Stimmt. Es war eine sehr unorthodoxe Art von Lied. Gerade als ich mit Lisa arbeitete, als wir uns für den End-Teil richtig ins Zeug legten, wollte ich einfach, brauchte ich einfach diesen Beat, diesen treibenden, dreckigen, verdammten Beat. Und als dann auch noch Smiley (Steve Barnard, Anm. d. Red.) hinzukam, gab es einem das wahre Leben. Also, es gibt einige Momente wie diesen auf dem Album, bei denen es richtig abgeht, weißt du. Wenn es wirklich treibend wird und das liebe ich. Darum geht es bei Archive. Die Stille und der Lärm.

Und in gewisser Weise, wie du schon sagtest – auch wenn man Taktarten nicht zählen kann, spürt man sie. Dieser Kontrast ist sehr auf den Punkt gebracht und sehr upbeat, ganz so, als wolle man auf die Tanzfläche gehen, aber dann, wenn man dazu tanzen will, ist es einfach unmöglich. Zumindest nicht auf kultivierte Weise.

Ja, genau.

Andererseits, wenn wir uns einen Song wie ‘Freedom’ ansehen. Ich meine, es gibt einige Teile darin, die mich an Dr. Dres ‘No Diggity“ erinnern, aber was für mich noch auffälliger war, das war der Einfluss der Beatles darin. Ich noch nie erlebt, dass ihr so auf den Punkt auf eine andere Band verweist. Das war sehr auffällig.

Definitiv. Die Sache ist, dass ich den zweiten Teil von ‘Freedom’, den letzte Teil, gemeinsam mit Lisa zuerst geschrieben habe. Und es ist so ein bewegender Moment und es so die Art von Geschichte… Ich denke, was mir wirklich hinsichtlich des Lockdowns aufgefallen ist, war, dass wir alle die Zeit hatten, über die Welt nachzudenken. Wir hatten alle nicht unser normales Leben. Plötzlich kam mir alles vergrößert vor. Das Bewusstsein und die Politik der Menschen und die Entzweiung von allem. Und ich erinnere mich daran, als die Sache mit George Floyd passierte. Es war einfach ein so beunruhigender Moment, das zu sehen. Und darum geht es eben. Wie sehr die Freiheit für viele Menschen im Westen sehr verbogen ist. Es ist nicht wirklich die gleiche Freiheit und damit ist ziemlich schwierig umzugehen, wenn man darüber nachdenkt. Ich rede nicht nur von hautfarbe. Ich spreche von Reichtum und allen möglichen Dingen, die in unserer Kultur existieren. Das befähigt einige Menschen mehr, Freiheit zu erfahren. Genau so fühlte sich dieser Teil des Songs an und dann der erste… Er war in meinem Kopf noch nicht fertig, weil ich dachte, der erste Teil müsste die andere Seite der Freiheit widerspiegeln, die Opulenz. Die wahre Freiheit. Die Menschen, die wirklich genießen können, was Freiheit ist.

Diejenigen, die oft nicht einmal wissen, dass sie diese Freiheit besitzen.

Genau das, Kumpel. Die völlige Freiheit von allem. Die Macht, die sie haben. Und wir alle leben in dieser Gesellschaft und wir alle wählen. Es ist eine verrückte Sache. In Amerika gibt es so viele schwarze Communities. In Amerika wählen sie alle. Ihre Stimme bedeutet ‘Fuck all!’ Weil sich ihr Leben niemals verbessert und sie keine Freiheit haben. Ich finde das ziemlich beunruhigend. Um ehrlich zu sein, fühlt man sich dadurch schuldig. Es macht einen einfach ziemlich krank, ernsthaft.

Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Wenn du über das neue Album sprichst, waren die Einflüsse alles Dinge, die du bezeugt hast, die du gefühlt und erlebt hast. Gibt es auch irgendwelche Bands oder Alben, von denen du sagst, dass sie einen größeren Einfluss auf das neue Album hatten?

Ich habe so viel Musik gehört. Bei mir war viel los. So viel Vinyl.

Du gehörst also zu den Musikern, die noch immer selbst Musik hören. Denn viele andere Künstler sagen: ‘Überhaupt nicht mehr – je mehr Musik ich mache, desto weniger höre ich’.

Tatsache ist… Ich denke, die Musikszene für alternative Musik ist momentan wahrscheinlich stärker als je zuvor. Es gibt im Moment so viele tolle Bands. Black Midi ist beispielsweise eine, in die ich total verliebt bin.

Ich werde sie in einem Monat in Köln sehen…

Du Glückspilz. Sie touren… Ich sollte besser versuchen, sie zu sehen. Denn diese Art von… Ich finde, dass es eine gewisse Zeit gab, in der Indie Musik ziemlich langweilig war. Aber ich denke, dass es im Moment eine Art Bewegung von Indie-Bands gibt, die wirklich progressiv sind. Verstehst du, was ich meine?

Wenn ich mir nur anschaue, was wir hier alles abdecken… Da gibt es eine beispielsweise Schweizer Band, die Blues, Gospel und Black Metal miteinander mischt (Zeal & Ardor, Anm. der Redaktion). Sachen wie diese. Es gibt so viele Dinge, die noch keiner angerührt hat. Und ich dachte lange, mein Gott, nach so vielen Jahren ist in der Musik doch schon alles gesagt worden. Aber nein. Wir sind immer noch nicht am Ende angelangt. Es ist erstaunlich.

Absolut Kumpel. Ich liebe es. Ich werde so aufgeregt, wenn ich etwas Neues höre. Ich bestelle mir einfach die Vinyl, setze mich hin und rauche. Rauche einen Joint, ein Bier und tauche einfach vollständig ab. Und so ein mein Lockdown aus. Ich entdeckte… Einfach außergewöhnlich. Ich habe wirklich gute Musiker-Freunde, keine professionellen Musiker. Einfach Leute, die Musik machen, aber ein viel größeres Wissen über Musik und Bands haben als ich. Auf eine journalitische Weise, so wie du. Und sie kommen einfach vorbei und wir hören Musik und sie spielen mir Sachen vor. Und dann geht’s ‘Wow! I just love it!’. Und ich recherchiere natürlich auch selbst. Es war eine sehr gute Zeit für mich. Ich fühle mich gesegnet. Und ich freue mich darauf, auf ein paar Festivals zu gehen. Nicht diesen Sommer, sondern nächsten Sommer. Ich versuche tatsächlich, eine Menge dieser Bands live zu sehen.

Also Black Midi. Was würdest du noch nennen?

Oh, ich denke, die beiden Low-Alben waren ziemlich außergewöhnlich.

Ja, das neue ist auf eine Art sehr verstörend.

Archive - Call To Arms & Angels (Dangervisit, 29.04.22)

Ich liebe es. Es gab ein wenig Kritik, dass sie vielleicht ein bisschen zu sehr versuchten, nochmal dasselbe zu machen, um es ganz eindeutig ‘rüber zu bringen. Aber wenn man es sich tatsächlich ein paar Mal anhört, ist es einfach unglaublich.

Dieser Kontrast zwischen Elektronik und Glitch auf der einen Seite und diesen süßen Melodien auf der anderen Seite, das ist schon etwas ganz Besonderes.

In The Haxan Cloak, habe ich mich auch verliebt . Ein erstaunlicher Mann, dieser Typ. Er ist einfach wirklich downbeat düster. Die Art, wie er Klänge verwendet. Es ist so ähnlich wie Boards of Canada. Ich mag Boards Of Canada!

Ja. “Geogaddi” ist für mich noch immer eines der besten Alben der 90er. Es ist großartig.

Ihr letztes, “Harvest”. Dieses Album haut mich einfach um. Das letzte Boards-Of-Canada-Album. Ich glaube, es heißt “Harvest Moon” oder “Harvest” (“Tomorrow’s Harvest”, Anm. der Redaktion).

Ich glaube, ich habe das noch gar nicht gehört…

Oh Mann, das musts du dir anhörenn, denn es ist sehr… Denn… Alben von Boards Of Canada haben diesen Sound, den sie einfach haben, weißt du. Aber dieses Album weicht irgendwie von diesem typischen Sound ab. Es ist ein wenig anders, etwas emotionaler. Die Emotion in ihrer Musik ist sehr seltsam. Es ist wie eine Art Fegefeuer.

Sie erinnern mich immer an Wiegenlieder, aber auf eine gruselige elektronische Art und Weise. Immer wenn ich sie höre und meine Frau ins Zimmer kommt, bekommt sie Angst, sie will raus. Sie kann es nicht ertragen. Weil es einem so unter die Haut geht.

Ja richtig. Genau. Das ist es. Das ist ihr Sound. Aber die neue Platte ist emotionaler, sie ist sehr interessant. Hör sie dir an, wenn sie löuft. Ich denke, du wirst sie lieben.

Und die Band, die du zuvor erwähnt hattest?

Es ist Haxon Cloak. Das ist ein Kerl. Er hat den “Midsommar”-Soundtrack gemacht. Kennen du diesen Film, “Midsommar”?

Der skandinavische Horror-Film…

Also dieser Typ… Es ist ziemlich alt, das Album. Aber es klingt sehr frisch. Das Album hat lediglich eine Hals-Schlinge auf dem Cover (“Excavation”, Anm. d. Red.).

Ihr habt schon viele verschiedene Genres gemacht. Habt ihr rote Linien? Oder kannst du dir vorstellen, mit Death Metal, Dubstep, Growls, Grunts oder was auch immer zu experimentieren? Jazz? Gibt es irgendwelche rote Linien für euch?

Ich habe keine Grenzen. Du weißt, was ich meine? Es ist eure Aufgabe zu sagen, wann wir eine rote Linie überschritten haben! Nicht unsere.

Nein, denn ich denke, dass es bei Archive darum geht, keine Grenzen zu haben.

Haargenau.

Und zum Schluss: Was können wir von der kommenden Tour erwarten?

Fucking amazing!

Ihr habt einiges abzudecken, aber ein “Best Of” habt ihr im Grunde ja schon auf der letzten Tour gespielt. Werdet ihr das komplette neue Album spielen? Oder Fan-Favoriten, die wir lange nicht mehr gehört haben.

Natürlich werden wir eine Art Live-Interpretation des Albums machen. Es wird wahrscheinlich nicht jeden Song geben. Aber es wird ein sehr konzeptioneller erster Teil der Show und im zweiten Teil, für die Zugaben, spielen wir natürlich altes Material. es werden alle Sänger dabei sein. Das wird eine riesige Show.

Das war es von meiner Seite. Ich danke dir. Es hat sich wie ein sehr gutes Gespräch mit einem Freund angefühlt, den ich noch nicht kannte. Das war sehr authentisch.

Absolut, Florian. Wunderbar. Es war mir eine Freude. Take care!

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Rezension: “Call To Arms & Angels” (2022)
Rezension: “Versions: Remixed” (2020)
Rezension: “Versions” (2020)
Rezension: “25” (2019)
Konzertbericht: 31.10.19, Köln, E-Werk

Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von [PIAS] zur Verfügung gestellt.