Wolfgang Flür – Magazine 1

Wolfgang Flür – Magazine 1 (Cherry Red, 04.03.2022) COVER (46:09, CD, Vinyl, Cherry Red Records, 2022)
Wolfgang Flür war von 1973 – 1986 elektronischer Schlagzeuger der wegbereitenden deutschen Electro-Pop Band Kraftwerk. Mit ihnen spielte er die Veröffentlichungen von „Autobahn“ bis „Electric Café / Techno Pop“ ein. Der 1947 in Frankfurt geborene Musiker blieb anschließend weiter musikalisch aktiv. Die größte Aufmerksamkeit der nachfolgenden Jahre erlangte er allerdings über die Autobiographie „Kraftwerk – Ich war ein Roboter“ im Jahr 1999, die seine früheren Kraftwerk Kollegen per gerichtlicher Verfügung untersagten. Nach einem langwierigen Einigungsprozess durfte Wolfgang Flür dann im Jahre 2004 das überarbeitete Buch mit dem geänderten Titel „Ich war ein Roboter – Electric Drummer bei Kraftwerk“ vertreiben.

Seit 2015 veröffentlicht er auch wieder Musik im Bereich zwischen Elektronischer Musik, Electropop, Dance und Techno. Hierbei arbeitet er mit verschiedenen Musikern aus der Elektronischen Musik sowie der Techno und Clubszene zusammen. So auch auf dem aktuellen Werk „Magazine 1“, worauf er u. a. mit der deutschen Techno Band U96, Ex-Ultravox Sänger Midge Ure, Ex-Joy Division bzw. Ex-New Order Sänger Peter Hook, Ex-Propaganda Sängerin Claudia Brücken oder Elektro-Programmierer Peter Duggal zu hören ist.

Flürs 2022er Album bietet neun Kompositionen zwischen vier und acht Minuten. Der musikalische Geist von Kraftwerk ist immer wieder zu vernehmen, wobei auch die unterschiedlichsten Einflüsse durch die Mitkomponisten sowie Gastmusiker die Musik prägen. Der Opener ‘Magazine’ mit Ramón Amezcua ist eine klassische Synthie-Pop Nummer mit Anleihen der Gesänge und Rhythmik von Kraftwerk. ‘Zukunftsmusik’ bewegt sich mit U96 eindeutig im Klangkosmos von Kraftwerk, wobei Wolfgang Flür auch die roboterhaften Gesänge anwendet. ‘Best Buy’ wiederum groovt zwischen Techno, Synthie Pop und Dance und erinnert an die ursprüngliche Kling-Klang Ästhetik und könnte ein Track von “Tour de France” sein.

‘Birmingham’ mit Claudia Brücken und Peter Hook bietet eingängige Melodien im Synthie-Pop Stil mit ansprechenden Gesängen. ‘Billionaire (Symphony Of Might)’ mit Juan Atkins ist ein tanzbar-treibender Techno Track mit verfremdeten Gesängen. Zum guten Schluss gibt es mit dem Achtminüter ‘Say No!’ elektronische Klanglandschaften im mittleren Tempo, wobei Vocoder-Gesänge die Komposition prägen.

Nach 46 Minuten „Magazine 1“ wird man aus einem ereignisreichen elektronischen Synthie-Pop Klangkosmos mit Techno-Grooves entlassen, der immer mal wieder an die musikalische Kunst von Kraftwerk erinnert.

Abschließend ein paar Worte zum originellen Motiv des Frontcovers aus der Düsseldorfer Innenstadt. Hier sieht man den Abriss eines älteren Gebäudes/Quartiers im Kontrast zum modern-kühlen Dreischeibenhochhaus der 50er/60er Jahre. Im Umfeld des Hochhauses ist in Düsseldorf inzwischen ein modernisiertes Quartier mit geänderter Verkehrsführung, Platzaufwertungen, neu gestalteter Grünflächen sowie außergewöhnlicher Architektur entstanden, inklusive der abgeschlossenen Renovierung des Schauspielhauses im Jahre 2020. Vielleicht gibt es zum Cover auch Synonyme zur Musik – Fantasie ist ja grenzenlos.
Bewertung: 10/15 Punkten

Surftipps zu Wolfgang Flür
Facebook (Official Page)
Twitter
spotify
YouTube
Interview im Journal Frankfurt am 08.12.2016
ntv 04.09.2020
Wikipedia