Argusnosis
Das Festivalerlebnis beginnt nach extrem flottem, aber auch unkompliziertem Einlass-Procedere im “Kleine Zaal” – und mit der Erkenntnis, dass es nicht nur keinerlei Einlassbeschränkungen mehr gibt. Sondern auch keine Handvoll Maskenträger unter den gefühlt etwas über tausend Festivalbesuchern. Deren Zahl ist enorm schwer zu schätzen, denn im Gebäude, mit seinen zahlreichen Räumen, und davor verlaufen bzw. verteilen sich die Massen aufs Angenehmste.
Das seit 2019 zum zweiten Mal stattfindende Festival eröffnen darf Argus, eine Band aus der Umgebung von Eindhoven, wie Sänger/Keyboarder Frans Nooijen eingangs erläutert. Den (wer hätte es bei dem Namen nur je gedacht?) vor 17 Jahren als Wishbone-Ash-Cover-Act gestarteten Musikern ist die Begeisterung anzumerken, vor einem so großen Publikum auftreten zu können. Denn der rund 400 Menschen fassende Konzertsaal ist voll. Gleichzeit glaubt man aber auch, ihre genau deswegen nur zu verständliche Nervosität zu spüren.
Die erste Nummer wird von Frans mit Manipulationen eines Theremins eingeleitet, dem ungewöhnlicherweise ein kurzes Bass-Solo seitens Ed de Groot folgt. Die Rollen der beiden Gitarristen sind – erstaunlich bei Fans der Twin-Lead-Legende Wishbone Ash – ganz klar aufgeteilt: Ton van Extel spielt Rhythmus während Jos de Jong die so flüssig gespielten wie auffallend melodischen Soli beisteuert.
Der meines Erachtens zweite Song des Sets ‘Depressed’, folgend auf ‘Visions’ (übrigens abweichend von dem, was Setlist.fm behauptet: 1. ‘Depressed’, 2. ‘Some Time’, 3. ‘Outsider’), stellt sich mit einem Dutzend Minuten Spieldauer bereits als vielteiliger Longtrack heraus. Und als Stück mit heftiger Thematik sowie einigem textlichem Anspruch. Der mit Projektionen auf dem Backdrop untermalt wird. Wobei die menschliche Not exemplifizierende Textzeile “What can I do?” vielleicht ein wenig zu oft wiederholt wird.
Unstrittig ist, dass alles Gebotene vom bislang einzigen Longplayer The Outsider von 2020 stammt.
Frans hat offensichtlich besondere Freude an Vintage-Equipment. Und so steht auch ein ehrfuchtgebietend aussehender analoger Synthesizer auf der Bühne. Was dem aber an Soli entlockt wird, klingt eher nach einem hart rangenommenen Commodore C64. Und damit leider unfreiwillig komisch.
Davon abgesehen aber macht dieses Burn-in für das Festival durchaus Spaß. Und geht mit dem getragenen ‘Breaking Chains’ nach einer knappen Stunde bereits zu Ende.
Bewertung: 8/15 (FF 8, KR 8)
Line-up:
Frans Nooijen – Gesang, Keyboards, Theremin
Wim Wassenberg – Keyboards, Backing Vocals
Jos de Jong – Leadgitarrre
Ton van Extel – Rhythmusgitarre
Ed de Groot – Bass
Marijn Schellekens – Schlagzeug, Backing Vocals
Live-Fotos: flohfish
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Weitere Surftipps:
Festivalbericht Prognosis, Teil 1: Das Festival
Festivalbericht Prognosis, Teil 2: Argus
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