Northlane – Obsidian

Northlane - Obsidian (22.04.22)(56:25; Vinyl, CD; Digital; Eigenveröffentlichung/Believe, 2022)
Nun also auch Northlane… Die letzten Wochen war die Release-Dichte rund um Djent, Progressive Metal und Metalcore ja ordentlich hoch. So kann man sich nun auch an dem neuen Album der Australier erfreuen.

“Obsidian” schimpft sich das Album, das zum ersten Mal in Eigenregie produziert wurde. Stilistisch verfolgen die Australier die gleiche Richtung, wie sie schon das Vorgängeralbum “Alien” vorgab. Es ist mittlerweile schwer, Northlane einem einzigen Genre zuzuordnen. Ja man kann eigentlich schon davon sprechen, dass sie ihr eigenes Sub-Genre erschaffen haben. “Obsidian” klingt einfach ganz klar nach Northlane. Nach keiner anderen Band. Unverkennbar Northlane!

Die bandtypische Atmosphäre siedelt sich irgendwo zwischen einem düsteren, melancholischen Emo-Feeling, einem leicht aggressiven Klagen und einer aufkeimenden Hoffnung an. Der im unteren Frequenzband spielende bittertiefe Gitarrensound von John Deiley und Josh Smith, die schon Rave-ähnlichen Electrobeats und der kongeniale Gesang von Marcus Bridge haben unverkennbaren Wiedererkennungswert.
Ein großer Topf voll Djent, Industrial, Metalcore, Electronic Beats, Drum’n’Bass und Electro Pop. Das alles kräftig durchgemischt und mit emotionaler Würze abgeschmeckt, lässt ein eigenständiges Werk entstehen, welches erst einmal ordentlich erkundet werden möchte. So überlagern sich Gitarrenriffs und Synthesizer und bilden ein außergewöhnliches Soundgebilde. Man könnte auch sagen, sie verschmelzen miteinander wie bei einem ordentlichen Becher Eis mit heißen Himbeeren. Nichtsdestotrotz gibt es hier ausreichend poppige Hooks, welche für die notwendige Eingängigkeit sorgen und die einem den ganzen Tag verfolgen können (‘Clockworks’ – “I’m running out, I’m running on a feeling so…”- ).


Alles klingt trotz der großen Bandbreite wie aus einem Guss. Riffs werden von Industrial-artigen Soundscapes umwoben und der Wechsel zwischen Metalcore, Rave (‘Cypher’) und Pop (‘Nova’) à la Depeche Mode geht ohne großes Stolpern vonstatten. Anfangs wirkt “Obsidian” zunächst recht sperrig. Man bleibt nach erstmaligen Hören etwas überfordert im australischen Dschungel-Regen stehen. Aber mit der Machete bzw. mehreren Höhrdurchgänge kämpft man sich allmählich durch das vielschichtige Sounddickicht. Das Album beginnt immer mehr Gestalt anzunehmen und zu gefallen.

Auch Northlane verarbeiten auf “Obsidian” ihre Erfahrungen und Erlebnisse aus der schwierigen Corona-Zeit. So änderte sich aufgrund dieser ihre komplette Arbeitsweise. Schlechte Gefühle wurden verarbeitet und als künstlerisches Antriebsmittel benutzt. Was die Neuausrichtung der Band seit “Alien” anbelangt, so sagte Deiley in einem Interview, er habe genug zur Metal-Welt beigetragen, und er wolle raus aus “Riff-City”. Doch ganz vergessen sind die alten Zeiten auch auf “Obsidian” nicht, denn mit ‘Carbonized’ und ‘Inamorata’ legen die Jungs zwei vorzügliche Brecher ganz in alter “Mesmer”-Manier hin. So bleiben sie zumindest im “Riff-Dorf” zu Hause.

“Obsidian” ist vielschichtig und hat seine ganz eigene Aura. Northlane haben sich wunderbar in ihrer selbsterschaffenden Nische eingelebt und sind definitiv auf dem richtigen Weg. Wer meint Elektro, Pop und Metal gehen nicht auf eine Kuhhaut, der hat das Muhen wohl noch nicht gehört. Genre-Denken ist von gestern, Northlane sind von heute!
Bewertung: 12/15 Punkten (FF 12, MK 12, KR 12)

Tracklist:
1. ‘Clarity’
2. ‘Clockwork’
3. ‘Echo Chamber’
4. ‘Carbonized’
5. ‘Abomination’
6. ‘Plenty’
7. ‘Is This A Test’
8. ‘Xen’
9. ‘Cypher’
10. ‘Nova’
11. ‘Inamorata’
12. ‘Obsidian’
13. ‘Dark Solitaire’

Northlane - Obsidian (22.04.2022)
credit: Kane Hibberd

Besetzung:
Marcus Bridge (Gesang)
Jon Deiley (Gitarre)
Josh Smith (Gitarre)
Nic Pettersen (Schlagzeug)

Diskografie (Studioalben):
“Discoveries” (2011)
“Singularity” (2013)
“Node” (2015)
“Mesmer” (2017)
“Alien” (2019)
“Obsidian” (2022)

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Rezension Northlane – “2D” (EP)

Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Sailor-Entertainment zur Verfügung gestellt.