(42:52, Vinyl, CD, Digital, Artoffact Records/Cargo, 2022)
Hochgelobt vom werten Kollegen Michael Büttgen, war “Why Aren’t You Laughing?”, das 2019er Album der niederländischen Band Gold, eine Genre-übergreifende Ansammlung von Songs, die geschickt so unterschiedliche Stile wie Post Rock, Post Punk, Gothic, Psychedelic Rock, Hard Rock, Black Metal und nicht zuletzt auch Progressive Rock miteinander verschmolz. Es war eine Aufnahme, die die Entwicklung der drei Vorgänger-Platten logisch weiterführte. Eine Sammlung von Songs, die insbesondere durch die identitätsstiftende Stimme von Frontfrau Milena Eva überzeugen konnte, die wie ein Leuchtturm über den musikalischen Abwechslungsreichtum ihrer Kollegen emporragte.
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Dass Gold im Jahre 2022 die Schreibweise ihres Band-Namens verändert haben und nun unter Gggolddd firmieren mag anfangs etwas irritierend wirken. Doch ist dieser Schritt nur konsequent, denn mit “This Shame Should Not Be Mine” gibt es erstmals einen stilistischen Bruch zwischen zwei Alben, welcher viele Fans vor den Kopf stoßen könnte. Denn der fünfte Longplayer der Niederländer ist anfangs kaum als Werk von Gold zu erkennen, wäre da nicht immer noch die charakteristische Stimme von Milena Eva. So bilden nämlich elektronische Synthesizer dieses Mal das Rückgrat des Gggolddd’schen Sounddesigns, das so unterkühlt und abweisend daherkommt, wie man es sich bei dieser Band kaum hatte vorstellen konnte. Es sind Klänge, die an EBM- und Industrial-Acts erinnern und zeitweise auch Parallelen zu “Third”, dem letzten Studio-Album von Portishead und anderen Trip-Hop-Bands wie Massive Attack heraufbeschwören. Und auch die elektronische Avantgarde einer Björk Guðmundsdóttir schimmert an vielen Stellen des Albums immer wieder durch. Musik, die aber auch weiterhin die Nähe zu den Post-Genres sucht und hier v.a. mit dem Post Metal liebäugelt.
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Es ist eine musikalische Wandlung die vor allem der Thematik von “This Shame Should Not Be Mine” geschuldet sein dürfte, denn Sängerin Milena Eva verarbeitet in den Texten der zehn Stücke auschließlich die Erfahrungen, Erinnerungen und Folgen einer Vergewaltigung, die sie als 19-Jährige durchlitten hatte. Ein fast verdrängtes Ereignis, das in der Isolation des Corona-Lockdowns wieder seinen Weg ins Bewusstsein der Sängerin fand. Und das sie dieses in Texten verarbeitet, die einer Katharsis gleichkommen. Texten, in denen Milena Eva so unverblümt das eigene Leid wiedergibt, dass einem als Zuhörer eiskalte Schauer den Rücken herunterlaufen.”This Shame Should Not Be Mine” ist so ergreifend und derart ungemütlich, dass man sich fast dafür schämen möchte, der Musik und den Texten überhaupt beizuwohnen. Die Künstlerin gewährt so tiefgreifende Einblicke in ihre Psyche, dass man sich am liebsten wegducken möchte.
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Doch Gggolddd wollen mit der Platte nicht gefallen, sondern Verletzlichkeit erfahrbar machen. Und darüber hinaus die Stärke vermitteln, die aus dem Prozess der Wiedererlangung des Eigentums an der eigenen Vergangenheit gewonnen werden kann. Und das ist ihnen mit diesem Konzept-Album eindringlich und eindrucksvoll gelungen.
Respekt vor so viel Offenheit und Mut!
Bewertung: 11/15 Punkten (FF 11, KR 12, MBü 12)
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Besetzung:
Milena Eva
Thomas Sciarone
Kamiel Top
Jaka Bolič
Leyla Overdulve
Igor Wouters
Diskografie (Studio-Alben):
“Interbellum” (2012)
“No Image” (2015)
“Optimist” (2017)
“Why Aren’t You Laughing? (2019)
“This Shame Should Not Be Mine” (2022)
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Rezension: “Why Aren’t You Laughing?” (2019)
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Gordeon Music zur Verfügung gestellt.