(1:14:00; Vinyl (2 LP), Earbook, CD, Blu-ray, Digital; Kscope, 2022)
Falsche Erwartungen können einem ein eigentlich schönes Erlebnis zunichtemachen. So geschehen im Oktober 2020, als Gazpacho ihr Streaming-Konzert “Fireworking At St. Croix” im Internet übertrugen (HIER geht es zum Bericht). Denn erstens handelte es sich damals nicht um die Live-Übertragung eines Konzertes, sondern nur um eine Aufzeichnung. Und zweitens hatte der damalige Auftritt keinerlei Überraschungen in petto. Das gerade erschienene Studio-Album “Fireworker” war praktisch eins zu eins übertragen worden und als Zugaben gab es die Standards ‘The Walk’ und ‘Winter Is Never’. Das Ganze präsentiert in einem Setting, das beim Rezensenten gähnende Langeweile aufkommen ließ.
Anderthalb Jahre sind seit diesem Abend ins Land gezogen. Gazpacho touren endlich wieder und “Fireworking At St. Croix” ist als Zeitzeuge der Corona-Pandmie nun auch endlich auf Tonträger veröffentlicht worden. Endlich? Ja, denn Zeit heilt alle wunden. Begreift man das Streaming-Konzert nämlich als das, als was es die Band gedacht hatte, dann ergibt das Ding auch endlich Sinn.
Nach einigem Nachdenken entschieden wir, dass es seltsam wäre und sich fake anfühlen würde, auf einer Bühne zu stehen und mit voller Lichtshow vor einem leeren Venue so aufzutreten, als handele es sich um ein echtes Konzert. Also entschieden wir uns dafür, uns so einzurichten, wie wir es bei den Proben für eine Tour tun. Es sieht vielleicht nicht gut aus, aber es ist ehrlich und ein Einblick in das, was wir eigentlich tun. Wir entschieden auch, dass es keinen Grund dafür gäbe, dass dies live geschehen müsse….
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After some thought we decided that it would be weird to stand on stage and to perform to an empty venue with a light show going on as it would be and feel fake, so we opted to set up as we do in rehearsal for a tour It might not look geart, but it would be honest and an insight into what we actually do. We also decided that there was no need for this to be live….
Ein Streaming-Konzert als Einblick in den Probealltag einer Band, vorgetragen jedoch mit aller Professionalität, die einen Live-Gig ausmacht. Ja, das Konzert wirkt ein wenig statisch, doch eigentlich passt es ganz gut zu der Musik der Norweger. Und außerdem wird man Gazpacho so wohl nie wieder live sehen. Denn wer jüngst der gemeinsamen Tournee mit Pure Reason Revolution beiwohnte, der wird festgestellt haben, dass Gazpacho, v.a. wegen Robert Risberget Johansens verändertem Schlagzeugsound, so heavy und druckvoll klingen wie niemals zu vor. Und auch Sänger Jan-Henrik Ohme hat zumindest auf der Bühne endlich so etwas wie seine extrovertierte Ader in sich entdeckt.
Bleibt trotzdem die Frage, ob man sich den aktuellen Tonträger denn zulegen sollte oder gar zulegen muss.
Und das ist für all jene, die “Fireworker” noch nicht ihr Eigen nennen, ganz klar zu bejahen. Denn die Live-aus-dem-Studio-Aufnahme steht seinem Geschwisterchen aus der Konserve in nichts nach. Ganz im Gegenteil, denn mit den oben genannten Zugaben gibt es hier für den gleichen Preis zwei grandiose Stücke mehr. Für Besitzer des letzten Studio-Albums sieht die Sache schon ganz anders aus, denn die Audio-Aufnahmen auf Silberling und schwarzer Rille bieten einfach zu wenig Neues, um einen Kauf zu rechtfertigen. Es sei denn, man legt sich das wunderhübsch und liebevoll aufgemachte Earbook zu, das neben der Audio-CD auch eine DVD und einen 5.1 Mix auf Blu-ray beinhaltet.
Natürlich kostet das ganze einen ganz gehörigen Batzen Geld. Doch wenn man sich dieses Album schon zulegen möchte, dann auch bitte in der richtigen Version. Vor allem, weil sich im Booklet auch Fotos unseres geschätzten Kollegen André wiederfinden.
Bewertung: 11/15 Punkten (FF 11, KR 11, KS 11)
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Besetzung:
Jan-Henrik Ohme (Gesang)
Thomas Andersen (Keyboards)
Jon-Arne Vilbo (Gitarre)
Kristian Torp (Bass)
Robert Risberget Johansen (Schlagzeug)
Mikael Krømer (Violine, Gitarre, Mandoline)
Diskografie (Studioalben):
“Bravo” (2003)
“When Earth Lets Go” (2004)
“Firebird” (2005)
“Night” (2007)
“Tick Tock” (2009)
“Missa Atropos” (2010)
“March Of Ghosts” (2012)
“Demon” (2014)
“Molok” (2015)
“Soyuz” (2018)
“Fireworker” (2020)
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ArtistInfo
Wikipedia
Konzertbericht: 25.10.20, St. Croix, Oslo (NO) – Fireworking at St. Croix (Live Stream)
Rezension: “Fireworker” (2020)
Festivalbericht: VIII. Progdreams Festival, 21.09.2019, Zoetermeer (NL), De Boerderij
Konzertbericht: 01.06.18, Köln, Kantine
Rezension: “Soyuz” (2018)
Festivalbericht: Midsummer Prog 2017, 24.06.17, Valkenburg aan de Geul (NL), Openluchttheater
Festivalbericht: iO Pages Festival 2016, 12.11.16, Ulft (NL), Dru Cultuurfabriek
Interview: Dezember 2015
Fotostrecke: 28.10.15, Essen, Zeche Carl
Interview: Thomas Andersen, Gazpacho, zu “Night Of The Demon”
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von cmm Promotion Verfügung gestellt