Envy Of None – Envy Of None

(41:50, Vinyl, CD, Digital, Kscope, 2022)
Nachdem uns mit Neil Peart einer der größten und sympathischsten Drummer aller Zeiten abhandengekommen ist, ist gleichzeitig auch eine der größten und sympathischsten Rockbands aller Zeiten Geschichte: Rush. Die beiden Buddies Geddy Lee und Alex Lifeson werden sich aber – Proggott sei dank! – nicht gänzlich dem Bierbrauen hingeben (Schaut euch dieses Video an! Es lohnt sich!). Nein, sie sind tatsächlich doch so gnädig und machen hin und wieder auch noch Musik.

Im Falle Alex Lifeson hat dieser sich nun zusammen mit Andy Curran (Mastermind von Coney Hatch, einer AOR-Band aus Kanada, die auf Anthem Records einige Alben veröffentlicht haben), Alfio Annibalini (Produzent des Voivod Albums “Negatron”) und der Singer-/Songwriterin Mariah Wynne ein neues Betätigungsfeld mit Namen Envy of None gesucht.

Und um es gleich aufzuklären: Nein, Envy of None klingen nicht wie Rush. Nicht eine Sekunde. Aber vielleicht erinnert sich der ein oder andere geschmackssichere Leser noch an Lifesons Solo-Projekt Victor, mit dem er 1996 zwischen den Rush-Alben “Test for Echo” und “Vapor Trails” ein gleichnamiges Album veröffentlichte. Das Album ging leider unter. Nicht weil es schlecht war (Der schreibende Betreuer ist sogar der Meinung, dass es großartig war!), sondern weil es eben nicht nach Rush klang und Lifeson deutlich zu viele Experimente wagte.

Auf Envy of None erinnert sehr viel an das Victor Album. Mal zitiert man Alternative Rock, dann Synthie Rock, dann wieder Hard Rock und letztendlich sogar Pop. Es scheint, als wollte die Band mit ihrem Debüt erst mal einiges ausprobieren und schauen, wie es sich entwickelt. Dabei ist das Album nicht wirklich durchschaubar. Wohin soll es denn nun gehen? Dazu hat es noch einige Längen und auch beim leider gelegentlich eintönig wirkenden Gesang muss man einen kleinen Punktabzug gestatten.

Trotzdem brillieren der Radiohit-kompatible Opener ‘Never Said I Love You’, das an Victor-Zeiten erinnernde ‘Look Inside’, die mit NIN-Vibes gewürzten Songs ‘Liar’ und ‘Dog’s Life’ und der wunderschöne, relaxte Rausschmeißer ‘Western Sunset’, eine Hommage von Alex Lifeson an seinen Freund Neal Peart.

Envy of None werden für beinharte Rush-Fans sicher kein Ersatz sein, aber wer sich gerne mit experimentellen Eskapaden und einer Mischung aus ruhigeren NIN und 90er Alternative Rock beschäftigt, sollte hier sofort zuschlagen.

Das Album kann in verschiedenen Versionen im Shop auf der Homepage der Band erworben werden. Dort bietet die Band außerdem eine limitierte 7” Single in blau/gelb an, dessen Erlöse im Rahmen einer Ukraine-Hilfe gespendet werden.
Bewertung: 10/15 Punkten

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Abbildungen: Kscope