(47:59; Vinyl, CD; Digital; Century Media, 2022)
“Vorsichtig! Dieses Produkt könnte einen Stimmungsabfall bewirken!”
Das könnte der Warnhinweis auf dem neuen Caliban Album “Dystopia” sein. Nicht weil es ein schlechtes Hörerlebnis bietet, sondern weil es tief in die dunklen und unbequemen Ecken unseres Bewusstseins greift.
Die deutsche Metalcore Band packt hier so viel Groll, Hass und Angst in ihre Musik, dass es einem erst mal die Sprache verschlägt.
Ein Vierteljahrhundert sind Caliban nun schon eine feste Größe im Metalcore und bleiben im groben ihrem Genre treu. Auch mit ihrem schon 14. Longplayer können sie einen noch überraschen.
Erdrückend ehrliche Texte beschreiben die schlechten Seiten der Menschheit und setzen sich mit dem Tod auseinander. Vor allem auch in Bezug auf die Pandemie. Mal resignierend und hoffnungslos, mal klagend und anprangernd. Emotionen, die bestimmt jeder kennt, aber die es oft gilt zu unterdrücken statt ihnen freien Lauf zulassen. So trifft “Dystopia” tief und hinterlässt erst mal ein flaues Gefühl im Abdomen.
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Aber nicht nur textlich halten uns die fünf aus dem Ruhrpott einen Spiegel vors Gesicht, sondern auch musikalisch legen sie hier ihr wohl härtestes Album hin. Kalt, aggressiv und kompromisslos könnte man den Sound beschreiben. Schmetternde Rhythmen und brachiale Gitarrensounds in Verbindung mit dem brutalen Shouting von Sänger Andreas Dörner, der sich hier mit aller Kraft die Seele aus den Leib brüllt. Zusammen mit den Texten, die keinerlei positives Feeling bieten, steht man vor einem Werk, dass einen mit seiner Schwermut und tief-düsteren Stimmung fast erdrückt. Das kann befreiend wirken und ein Ventil bieten. Immerhin zeigte die Corona Zeit uns auf, wie schnell man aus unserer Wohlstandsblase auf den Boden der Tatsachen geholt werden kann. Verlustängste, Existenzängste oder die aufgezwungene Isolation ließen bei vielen Depressionen und Wut aufkommen. Caliban lassen diesen prall gefüllten Ballon auf “Dystopia” so richtig platzen. Der leichte Einsatz von gothic-artigen Samples und Synthies unterstützt zudem die schwere Atmosphäre. Wuchtige Breakdowns bringen die Wut so richtig auf die Palme (’sWords’).
Caliban haben sich auch prominente Unterstützung geholt. So gastieren auf gesanglicher Ebene neben Christoph Wiczorek von Annisokay und Jonny Davy von Job for a Cowboy auch Marcus Bischoff von den deutschen Metalcore Kollegen Heaven Shall Burn auf “Dystopia”. (Bischoff arbeitet übrigens neben seinem Job als Shouter von Heaven Shall Burn als Krankenpfleger. Was für ein super Typ!)
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Caliban bieten mit “Dystopia” viel mehr Eingängigkeit als noch auf dem 2018 geborenen “Elements”. Die Songs sind abwechslungsreicher und direkter. Zwar befinden sich auch ein paar schwächere Titel auf dem Album, aber Songs wie ‘VirUs’, ‘Dragon’, ‘Hibernate’ oder der Titeltrack bleiben sehr schnell im Gedächtnis hängen. Auch wegen den perfekt passenden Gaststimmen.
Selten gibt es so eindringlichen Metalcore zu hören, der an Ernst und emotionalen Ausdruck kaum zu überbieten ist und trotzdem ausreichend Ohrwurm-Hooks bietet.”Dystopia” ist ein Album, dass sich ganz sicher aus dem Backkatalog hervorhebt und Caliban in ihrer besten Form zeigt.
Bewertung: 12/15 Punkten (MK 12, KR 12)
Tracklist:
1. ‘Dystopia’ (feat. Christoph Wieczorek)
2. ‘Ascent Of The Blessed’
3. ‘VirUS’ (feat. Marcus Bischoff)
4. ‘Phantom Pain’
5. ‘Alien’
6. ‘sWords’
7. ‘Darkness I Became’
8. ‘Dragon’ (feat. Jonny Davy)
9. ‘Hibernate’
10. ‘mOther’
11. ‘The World Breaks Everyone’
Bonus Track:
12. ‘DIVIDED’
Besetzung:
Andreas Dörner (Vocals)
Marc Görtz (Guitar)
Denis Schmidt (Guitar)
Marco Schaller (Bass)
Patrick Grün (Drums)
Gastmusiker:
Christoph Wieczorek (Annisokay)
Marcus Bischoff (Heaven Shall Burn)
Jonny Davy (Job For A Cowboy)
Diskografie (Studioalben):
“Caliban” (1998)
“A Small Boy And A Grey Heaven” (1999)
“Vent” (2001)
“Shadow Hearts” (2003)
“The Opposite From Within” (2004)
“The Undying Darkness” (2006)
“The Awakening” (2007)
“Say Hello To Tragedy” (2009)
“I Am Nemesis” (2012)
“Ghost Empire” (2014)
“Gravity” (2016)
“Elements” (2018)
“Zeitgeister” (2021)
“Dystopia” (2022)
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