Sylvaine – Nova
(49:51; Vinyl, CD, Digital; Season Of Mist, 2022)
Schon beim Gloomaar 2021 hatte es Sylvaine vollbracht, die anwesenden Betreuer sprachlos zurückzulassen. Dies lag jedoch weniger an der überzeugenden Darbietung der Norwegerin, sondern vielmehr an der Frage, was zum Teufel die zumindest hier arg blass und zahnlos wirkende Kathrine Elizabeth Shepard und ihre Band auf der Position des Co-Headliners dieses Festivals zu suchen hatten. Denn musikalisch stellten die Skandinavier so etwas wie den Anti-Klimax zu dem anschließenden Auftritt von The Ocean dar, immerhin einem der beeindruckensten Konzerte des vergangenen Jahres.
Sprachlos hinterlässt einen da erst recht “Nova”, denn mit solch einem überzeugenden Album hätte nach diesem Auftritt wohl niemand in der Redaktion gerechnet (AMEN! Die Schlussred.) Wo andere Bands nämlich erst auf der Bühne richtig überzeugen können, ist es bei Sylvaine der Tonträger, der die Musikerin von ihrer Schokoladenseite zeigt. Denn “Nova” ist gefühlvollerPost Rock, der zwischen Blackgaze im Stile von Alcest und Post Folk à la Emma Ruth Rundle anzusiedeln ist und v.a. aufgrund des cleanen Gesangsstils Sylvaines auch immer wieder an New-Age-Künstlerinnen wie Enya oder an den Klassiker Lisa Gerrard erinnert. Es ist Dream Pop der besonderen Art mit immer wieder albtraumhaften Sequenzen.
Dies machen bereits die ersten beiden Stücke des Albums deutlich. Denn während beim Opener ‘Nova’ Sylvaines engelsgleicher Chorgesang auf eine Orgel trifft (was die Vermutung naheliegt, dass es sich hier um Filmmusik zu einem neuen Mittelerde-Epos handeln könnte), wartet das übergangslos anschlißende ‘Mono No Aware’ mit flirrende Gitarren und teuflischem Gekeife auf.
Auch die weiteren Stücke des Albums bewegen sich zwischen diesen beiden Polen. Auf recht überzeugendem Niveau, ohne größere Ausreißer nach oben oder unten. Es ist Musik, die zwar (wohl auch bewusst) recht nahe am Kitsch gebaut ist, aber niemals droht, ernsthaft in diesen abzurutschen. Zwar wirkt dies stellenweise ein wenig monoton, doch dafür ist die Wirkung metallischer Eruptionen wie in ‘Fortapt’ um so größer.
Warum Kathrine Elizabeth Shepard und ihre Mitstreiter bei ihrem Gloomaar-Gastspiel so blass geblieben waren, das bleibt ein Rätsel. An ihren musikalischen Fähigkeiten liegt es sicherlich nicht. Denn “Nova” ist ein fast lupenreines Solo-Album, bei dem Sylvaine nicht nur für die kontrastreichen Vocals verantwortlich zeichnet, sondern auch für sämtliche Instrumente und das Arrangement der Stücke! Ausnahmen bilden lediglich das von Dorian Mansiaux gespielte Schlagzeug sowie die Gastbeiträge der Streicher Lambert Segura (Violine auf ‘Everything Must Come To An End’) und Patrick Urban (Cellos auf ‘Everything Must Come To An End’).
Geht doch! Kann man da nur sagen. Jetzt muss die Dame nur noch an der Live-Darbietung ihrer Musik arbeiten.
Bewertung: 10/15 Punkte (FF 10, KR 12)
Nova by Sylvaine
Tracklist:
1. ‘Nova’ (04:36)
2. ‘Mono No Aware’ (09:42)
3. ‘Nowhere, Still Somewhere’ (04:34)
4. ‘Fortapt’ (11:55)
5. ‘I Close My Eyes So I Can See’ (05:16)
6. ‘Everything Must Come To An End’ (07:47)
Bonus Track:
7. ‘Dissolution’ (05:58)
Besetzung:
Besetzung:
Sylvaine (vocals, guitars, bass, synths, arrangements)
Dorian Mansiaux (drums)
Gastmusiker:
Lambert Segura (violins – Track 6)
Patrick Urban (cellos – Track 6)
Diskografie (Studioalben):
“Silent Chamber, Noisy Heart” (2014)
“Wistful” (2016)
“Atoms Aligned, Coming Undone” (2018)
“Nova” (2022)
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Festivalbericht: 13.11.21, Neunkirchen, Neue Gebläsehalle, Gloomaar Festival 2021
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Season Of Mist zur Verfügung gestellt.