Sunrunner – Sacred Arts Of Navigation

Sunrunner - Sacred Arts Of Navigation (Fastball/Bob Media, 11.03.22)(56:39; CD, Digital; Fastball Music / BOB-MEDIA, 2022)
Sunrunner aus den USA sind eine Heavy Prog-Rock Truppe, die nun schon seit mehr als zehn Jahren am Werk sind. Ihr fünftes Werk “Sacred Arts of Navigation” erscheint auf Fastball Music und vereint Hardrock, Heavy Metal und Progressive Rock. Aus dieser Gleichung ergibt sich aber nicht etwa progressive Metal. Sondern in diesem Fall eher eine Nebeneinanderstellung der genannten Musikrichtungen.

Die Band bewegt sich stilistisch im Bereich von Bands wie Saxon, Iron Maiden und Hammerfall zbd garnieren das aber mit einer gewissen progressiven Virtuosität, sodass man hier nicht von einem schnöden, alltagstauglichem Konsumgut für Metalheads sprechen kann. Am ehesten erinnert es an die frühen progressiveren Nummern von Iron Maiden, wie z. B. ‘Ghengis Kahn‘ vom Album “Killers”.

Die Band pendelt in ihrer Songauswahl auf “Sacred Arts of Navigation” zwischen straighten Rock Nummern und progressiveren, ausgefeilteren Tracks, die mit Tempowechsel und verspielten Gitarren gespickt sind (‘Invisible Demon of Ideology’). Heraus stechen vor allem die zwei Instrumentalnummern, die es wirklich in sich haben und den kritischen Progger direkt ansprechen könnten: Da wären das akustische ‘Acadia Morning Rise’ mit seinen gute Laune versprühenden, heiter klingenden Flamenco-Gitarren, und das schwer rockige und progressive ‘Dragonship’ mit gekonnt gutem Riffing. Beide Nummer überraschen mit ihrer kreativen Gitarrenarbeit.

Mit der treibenden Midtemponummer ‘Faraway Worlds’ und der lieblich klingenden Ballade ‘Last Night In Tulum’ zeigt Sänger Brunno Neves seine stimmlichen Stärken. Und die liegen ganz klar im Bereich des klassischen 80er-Jahre Rocks.

Ihre progressive Ader beweisen Sunrunner im Zwölfminüter ‘Navigation The Apocalypse’, der sich erstaunlich gut über die gesamte Spielzeit entwickelt und keine Längen aufweist. Die Band schafft es durch abrupt wechselnde Passagen, ganz im Sinne alter Yes-Manier, die Spannung aufrecht zu erhalten. Dabei bleiben sie aber ihrem Hardrock und Heavy Metal Stil treu.

Auf Basis der bisher genannten Songs kann man der Band durchaus viel Lob aussprechen. Doch leider kann knapp ein Drittel des Albums nicht ganz mit der sonstigen Qualität mithalten. Zwar ist mit ‘No Mess, No Magic’ noch eine Nummer gelungen, die ebenfalls noch sehr gut passt. Aber bei drei Titeln (‘Promise of Gold’, ‘Where is my Home’ und ‘Obstacle Illusion’) lassen Sunrunner ihre Progressivität und Verspieltheit gänzlich brach liegen und landen musikalisch ausschließlich im Heavy Metal der 80er. Zwar spielen die Gitarren immer noch ordentliche Metal Riffs, aber die Originalität, die ganz offensichtlich in dieser Band steckt, kommt hier leider nicht mehr zum Vorschein.

Da das Album mit fast einer Stunde schon eine recht lange Spieldauer hat, hätte man vielleicht sogar zwei Songs streichen sollen? Das hätte “Sacred Arts of Navigation” m.E. deutlich knackiger klingen lassen.

Der Sound ist ihnen jedenfalls wirklich gut gelungen. Die Gitarren klingen klar und direkt (hervorzuheben sei hier das akustische ‘Acadia Morning Rise’) ,der Gesang ist dominant im Vordergrund, alle Instrumente sind gut abgebildet und nichts verliert sich im Soundmix.

Nun muss man leider noch zu dem vielleicht größten Kritikpunkt kommen. Geschmäcker sind natürlich verschieden, doch die Devise des Autoren ist, das Auge hört mit. Das Artwork eines Albums ist nicht nur oft erster Kaufgrund, sondern hat auch großen Anteil am ersten Höreindruck. Je ansprechender das Cover ist, desto besser ist man auf die Musik “voreingestellt”. Hier haben wir es jedoch mit einem nicht so wirklich reizvollen Artwork zutun, das einen Ureinwohner Nordamerikas mit Rüstung und Sturmgewehr in einer fiktiven Umgebung zeigt. Das ganze wirk recht billig und ist des durchaus gelungenen Albums leider eher unwürdig (ähnliche Kritik erntete auch Iron Maidens “Dance of Death”).

Sunrunner haben mit “Sacred Arts of Navigation” ein wirklich ansprechendes Album geschaffen, das gleichzeitig progressiv, klassisch rockig und verspielt wirkt und weder zu tiefgründig ist, noch musikalisch überfordert. Die Band hat spürbar Spaß an ihrer Musik und schafft es, diesen an den Hörer zu vermitteln.
Bewertung: 10/15 Punkte (MK 10, KR 10)

Tracklist:
1. ‘The Launch’
2. ‘Promise of Gold’
3. ‘Faraway Worlds’
4. ‘Invisible Demon of Ideology’
5. ‘Where is my Home’
6. ‘Acadia Morning Ride’
7. ‘Obstacle of Illusion’
8. ‘Obstacle of Illusion’
9. ‘Last Night in Tulum’
10. ‘No Mess, No Magic’
11. ‘Navigating the Apocalypse’
Sunrunner Band
Besetzung:
Brunno Neves (Vocals)
Joe Martignetti (Guitar, Vocals)
Ted McInnes (Drums)
David Joy (Bass, Vocals)

Diskografie (Studioalben):
“Ancient Arts Of Survival” (2018)
“Heliodromus” (2015)
“Time In Stone” (2013)
“Eyes Of The Master” (2011)

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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von BOB-MEDIA zur Verfügung gestellt.