Pencarrow – Live at San Fran
(66:00; CD, Digital; Eigenveröffentlichung, 2022)
Die Neuseeländer von Pencarrow sind zurück mit ihrem ersten Livealbum. Eineinhalb Jahre nach dem sehr guten “Growth Of The Absence Of Light” erscheint nun “Live at San Fran”. Aber mit San Fran ist nicht etwa San Francisco gemeint, sondern eine Location in der Heimat der Band. Neben dem Konzert in Wellington enthält es zusätzlich noch drei Bonus-Tracks von weiteren Auftritten der Tour. Das Konzert in Wellington kann man sich auch auf YouTube in voller Länge ansehen (zum Livekonzert).
Wie Kollege flohfish in seiner Rezension des Albums “Growth Of The Absence Of Light” schon schrieb, ist Pencarrow ein wirklicher Geheimtipp. Aufgrund ihres fehlenden Plattenvertrages fehlt es der Band bisher noch an Reichweite. Was schwer zu glauben ist, denn Pencarrow bieten einen sehr ansprechenden Mix aus Progressive Rock, Prog-Metal, Ambient und klassischen Metal. Hier ist man hin und hergerissen zwischen den verschiedensten Richtungen. Von Dream Theater und Pink Floyd über Post Rock Einflüssen und sogar Riffs, die aus der Zeit des New Wave of British Heavy Metal (NWOBHM) stammen könnten (z.B. Diamond Head). Abwechselnd Gilmour-eske Gitarrenleads und Keyboardsoli ála Jordan Rudess inmitten von Post Rock nahen Passagen (‘New Light’) und eben auch Metal beeinflussten Riffs (‘The Portrait of my Intimate Frailty’). Und wenn das nicht schon Abwechslung genug ist, bekommt man mit ‘Memory Terminal’ noch einen waschechten Solo-Song am Jazz-Piano als kleine Verschnaufpause. Die Mischung ist aufregend, und trotz der progressiven Anteile ist der Zugang ein Leichtes. Kein Song gleicht dem anderen. Weiteres zum Stil der Kiwis könnt ihr in der Rezension zum letzten Album auf BetreutesProggen.de nachlesen (Rezension “Growth Of The Absence Of Light”).
Der Klang des Live-Albums ist überraschend gut. Trotz der kleinen Location und der Eigenproduktion klingt die Band voll und ausgeglichen. Gitarre, Bass und Schlagzeug sind relativ präsent und gut abgemischt, und das Keyboard und die Soundscapes schaffen eine tiefe Atmosphäre. Alles klingt sehr gut aufeinander abgestimmt. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Band sich selber produziert und es aufgrund dessen nicht so einfach ist, das notwendige Equipment und das personelle Know How an Land zu ziehen. Hier wirkt nichts überproduziert oder glattgebügelt. Man vernimmt das Publikum wie es auf kleineren Konzerten der Fall ist und dennoch ist der Sound wirklich gut eingefangen.
Lediglich der Gesang, der von Pencarrow bisweilen recht sparsam eingesetzt wird, wirkt stellenweise etwas schief und energielos und stellt die Achillesferse der Band dar. Was aber noch nicht ist, kann ja noch werden!
Eine wirklich hörenswerte Live-Aufnahme, die wunderbar in den Backkatalog der Band passt. Hoffen wir mal, dass Pencarrow es schaffen, ihre Reichweite zu vergrößern und mehr Aufmerksamkeit auf sich richten können. Denn die haben sich die Jungs mit ihrer großartigen Musik definitiv verdient.
Bewertung: 11/15 Punkten
Tracklist:
1. ‘In Medias Res’ (4:12)
2. ‘Portrait of My Intimate Frailty’ (5:50)
3. ‘Time Dilation’ (6:07)
4. ‘Stasis / Flux’ (8:15)
5. ‘New Light’ (4:34)
6. ‘Memory Terminal’ (1:48)
7. ‘At Last, Omniescence’ (16:17)
8. ‘A Meeting of the Shadows’ (7:56)
9. ‘Twins Paradox: Confessions of a Capitalist Lover’ (5:19)
10. ‘The Approaching Shade’ (5:42)
Besetzung:
Tonnie ten Hove – guitars, vocals
Anthony Rose – keyboards
Elton Halford – bass
Justin Chorley – drums
Diskografie (Studioalben):
“Dawn Simulation” (2016)
“Growth Of The Absence Of Light” (2020)
Surftipps zu Pencarrow:
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Rezension (“Growth Of The Absence Of Light”)
Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Pencarrow zur Verfügung gestellt.