Klaus Schulze & Rainer Bloss – Drive Inn & Drive Inn 2
(40:30, 43:56, Do-CD, MIG-Made in Germany, 1984/1986/2022)
Das MIG-Label hat sich mal wieder um eine Wiederveröffentlichung von älterem Material des Elektronik-Pioniers Klaus Schulze bemüht. Doch es handelt sich bei diesem Doppelalbum nicht um eines der zahlreichen Soloalben aus dem Hause Schulze. Hier geht es vielmehr um seine Zusammenarbeit mit einem weiteren Elektronik-Musiker, nämlich Rainer Bloss. Über den Elektronik-Großmeister selbst müssen hier keine großen Worte verloren werden, Bloss hingegen mag ein weniger bekannter Name sein. Der gebürtige Sachse war unter anderem als Filmkomponist tätig und spielte kurzzeitig auch in der Band Wir. 1978 in die BRD übergesiedelt, spielte er zunächst in einer Band namens Extra. Er stieg dann in die Elektronik-Szene ein und ist zum ersten Mal 1983 auf Schulzes Album „Audentity“ zu hören. Noch im gleichen Jahr gingen die beiden Musiker zusammen auf eine neuntägige Tour durch Polen, was auf dem Live-Album „Dziekuje Poland“ festgehalten wurde.
Während langer Autofahrten in dieser Zeit stellten die Beiden fest, dass es aus ihrer Sicht kaum geeignete Musik für derart lange Fahrten gab. Und so kam es dazu, dass sie sich zusammen setzten, um genau dies abzustellen, indem man selbst nach geeigneter Musik suchte und ein Konzept in dieser Richtung aufsetzte, das schließlich in den Veröffentlichungen der beiden Alben „Drive Inn“ und “Drive Inn 2“ mündete, die nun hier als Doppelalbum im Digipack vorliegen.
Dem zugrundeliegenden Konzept geschuldet bieten beide Alben keine typische Schulze-Musik mit lang gedehnten Klangexkursionen, sondern enthalten hauptsächlich kurze Tracks. So wird das 1984 erschienene „Drive Inn“-Album von zwei 3-Minütern eingebettet, passenderweise ‚Drive Inn‘ und ‚Drive Out‘ genannt. Das elfminütige ‚Road Clear‘ ist mit deutlichem Abstand das längste Stück, was ja im Schulze Kosmos sehr ungewöhnlich ist. Es fällt schnell auf, dass gerade auf die rhythmische Ausarbeitung viel Wert gelegt wurde, so kommen einige Titel sehr druckvoll und flott aus den Boxen. Man will ja wach bleiben während der Fahrt. Der Hörer darf also eher melodische, peppige Elektronikmusik erwarten, auf der neben den Synthesizern und Sequenzen auch das Klavier eine hörbare Rolle spielt. Als Gäste sind Michael Garvens („percussive voice“) auf dem Titel ‚Racing‘ auf der ersten CD sowie Ulli Schober mit „Live percussion effects“ auf der zweiten CD zu hören, die sich noch mehr weg bewegt von der Berliner Schule als Teil 1.
Schulze mal etwas anders. Sicherlich auch ganz bewusst, denn er hat seine musikalischen Partner meist dahingehend ausgesucht, dass sie einen gewissen Gegenpart zu seinen eigenen musikalischen Ansätzen bieten. Rainer Bloss ist übrigens gleichfalls noch auf dem Schulze Album „Aphrica“ zu hören und veröffentlichte 1985 sein Soloalbum „Ampsy“. Es wird auch noch eine dritte Ausgabe von Drive Inn aus dem Jahre 1998 in seiner Diskographie gelistet. Leider verstarb der Musiker im Dezember 2015.
Bewertung: 9/15 Punkten
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Abbildungen: MIG, Klaus Schulze