Holle Mangler – Tales from a Fairy World Part 1

Holle Mangler – Tales from a Fairy World Part 1 (Bonimedia, 24.12.2021)(77:42, CD, Digital, BoniMedia Records, 2021)
Pünktlich zu Weihnachten 2021 erschien das neueste Werk des Bergheimer Elektronikmusikers Holle Mangler, Album Nummer Sechs unter seinem Namen. Schaut man sich die Diskographie an, fällt die lange Pause zum Vorgänger „Escape Over Needles“ aus dem Jahr 2010 auf. Doch das heißt nicht, dass er in der Zwischenzeit untätig gewesen ist, was das musikalische Schaffen betrifft, denn er hat unter dem sich förmlich anbietenden Namen Frau Holle zwischen diesen beiden Alben drei Produktionen veröffentlicht, die den Fokus aber ausschließlich auf elektronische Musik richten.

Das auf zwei Teile angelegte neue Werk ist ein Konzeptalbum, das sich mit einer Reise durch Höhen und Tiefen einer Feenwelt beschäftigt, so die Aussagen auf seiner Homepage. Und da die dargebotene Musik sich eben nicht auf Elektronische Musik beschränkt, sondern vielmehr eher in die Kategorie Progressive Rock einzuordnen ist, findet die Veröffentlichung dieses Doppelpacks wieder unter seinem eigenen Namen statt.

Teil Eins seiner Geschichte enthält 14 Songs, die es auf eine Gesamtlaufzeit von fast 78 Minuten bringen, was schon mal ein ordentliches Pfund ist. Der Protagonist hat alles im Alleingang eingespielt, bedient also diverse Tasteninstrumente und Gitarren und sorgt auch für die rhythmische Untermalung. Im wahrsten Sinne also ein Soloalbum. Einzige Ausnahme: es beginnt mit einem zweiminütigen Intro, auf dem ein Erzähler (in diesem Fall Kevin Eugene Boucher) einleitende Worte spricht.

Das darauffolgende achtminütige ‚Fairy Village‘ zeigt mustergültig, was den Hörer auf diesem Album erwartet, nämlich instrumentale Musik, bei der speziell der Freund wohliger Klänge sich angesprochen fühlen dürfte. Die Kombination aus akustischen Gitarren, perlenden Tastenklängen und sanften Percussions sorgt für ausgesprochen warmen Sound, an dem sich auch reichhaltige Mellotronsounds beteiligen. Phasenweise erinnern die Arrangements den Rezensenten ein wenig an Erocs Soloalben. Und so passt die zauberhafte, feingliedrige Musik auch hervorragend zum zugrunde liegenden Thema.

Mit ‚Farewell Speech‘ folgt der mit 13 Minuten Spielzeit längste Track des Albums, der aber nicht deswegen aus dem Rahmen fällt, sondern durch die Benutzung der menschlichen Stimme. Hier wird für eine gewisse World Music Atmosphäre gesorgt, und es fällt gar nicht mal sofort auf, dass die Gastsängerin aus gutem Grund nicht erwähnt wird, denn auch dies hat der Protagonist höchstpersönlich durch Bearbeitung einer Vorlage aus einer gewissen Sample Library beigesteuert. Überhaupt ist zu sagen, dass hier sehr viel Wert auf Detailarbeit gelegt wird, was möglicherweise erklärt, dass der Künstler auch die rhythmische Untermalung nicht in die Hände eines Drummers gelegt hat, sondern in mühevoller Kleinarbeit selbst programmiert hat. Diese programmierten Drums stellen ja oft einen kritischen Punkt in der Prog-Szene dar, in diesem Falle dürfte es dem Protagonisten gut gelungen sein, diesen Punkt nicht zum K.O.-Kriterium werden zu lassen, denn auch hier wurde offenbar extrem viel Arbeitszeit reingesteckt – und dies hat sich durchaus ausgezahlt.

Es gibt auch durchaus rockige Passagen, die so eingesetzt wurden, dass es prima ins Gesamtkonzept passt und eben nicht wie ein Fremdkörper wirkt. Ein Beispiel dafür ist das knapp siebenminütige ‚Caught in a Trap‘. Insgesamt ist dies eine runde, stimmige Sache geworden. Meine Hochachtung vor dieser Soloarbeit – da ist man auch schon gespannt auf Teil 2. Dieser soll im nächsten Jahr erscheinen, so die Planung des Musikers.
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 10, KR 10)

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Abbildungen: Holle Mangler