(59:08; Vinyl, CD, Digital, Epitaph, 2022)
Dass Metalbands ihre Musik mit einem Orchester krönen, ist ja schon lange nichts Neues mehr. Das Hinzufügen von Streichern und Bläsern kann immer passen, wenn es richtig angestellt wird. So klingt die Musik oftmals fetter, lebendiger und pompöser als in der Standartformation.
Die britische Mathcore-Band Architects hat nun, im Zuge einer Live-Session, ein solches Unterfangen gewagt. Ihr aktuelles Album “For Those Who Wish To Exist” ist gerade mal ein Jahr alt und wird nun in voller Länge neu erscheinen. Diesmal mit einer kompletten Orchestrierung durch das Parallax Orchester. Aufgenommen im Rahmen des Live-Stream-Konzerts vom 11. Dezember 2021.
An sich erst mal eine gute Idee, denn gerade die aufgrund von Corona notwendigen Live-Streaming-Sessons diverser Bands waren durchweg sehr beliebt. Natürlich veröffentlichten deshalb schon mehrer Bands ihre Online-Auftritte im Nachgang.
Das Ursprungsalbum “For Those Who Wish To Exist” wurde bei uns von flohfish im letzten Jahr begutachtet, und ihr könnt euch HIER ein Bild davon machen.
Eines schon mal vorweg, das Album klingt sehr gut!
Die Frage, die sich nun aber zu allererst aufdrängt, ist die nach dem Sinn einer solchen Veröffentlichung. Warum wird ein gerade mal einjähriges Album neu aufgelegt? Ein Album, welches eher im gehobenen Mittelfeld liegt, wenn man das Schaffen der Band betrachtet. Wäre ein Best-Of-Album mit Orchester nicht vielleicht die bessere Variante gewesen? Natürlich ist das Ansichtssache, aber gerade weil die Band sich seit den letzten Alben stetig verändert hat, wäre ein Mix aus dem erstaunlich guten Backkatalog viel interessanter gewesen. Songs wie ‘Naysayer’, ‘Downfall’, ‘Momento Mori’ oder ‘These Colours Dont Run’ wären spannende Kandidaten für eine Orchestrierung gewesen.
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Um nur kurz auf das Album von 2021 einzugehen, sei gesagt, dass die Überraschungsmomente auf dem Album eher rar sind. Die Titel ähneln sich strukturell, und die Band entfernte sich fast vollständig von ihrem brachialen Sound der ersten Alben. Kein monströser Mathcore mehr, sondern eher handelsüblicher Metalcore und Post-Hardcore mit viel Klargesang. Das soll nicht heißen, dass es dafür keine Fans gibt. Die Band wurde dadurch für eine größere Zielgruppe interessant, da sie dem Mainstream immer näher gerückt ist. Was aber auffallend war, ist der eher schlechte Sound des Albums. Die Platte klingt überproduziert und geizt an Dynamik.
Ganz anders ist es aber nun mit “…at Abbey Road”. Die Platte dreht sich soundtechnisch komplett um 180 Grad. Die Gefahr dabei, wenn Rock auf Klassik trifft, ist oftmals ein zu überambitioiniertes Mixing. Schnell überlagern sich Orchester und verzerrte Gitarren und es entsteht ein wenig attraktiver Soundbrei. Im Falle von “For Those Who Wish To Exist at Abbey Road” hat man aber scheinbar alles richtig gemacht. Die klassischen Instrumente beißen sich an keiner Stelle mit der Band, denn die symphonischen Spuren liegen brav neben oder hinter den Architects und haben ihren eigenen Raum. Das klingt im Gesamten wirklich gut. Der Sound der Neuaufnahme ist zudem um einiges dynamischer, offener und kantiger. Könnte das vielleicht der Grund gewesen sein, dass man sich für das komplette Album entschieden hat, als das Projekt in Planung war? Wollte man hier einen Fehler ausbügeln und dem Album noch mal einen ordentlichen Kick geben? Ja, könnte durchaus sein, ist aber reine Spekulation.
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Bleibt letztendlich nur zu sagen, dass gerade Leute, die das Album noch nicht besitzen, hier direkt zur neuen Version greifen können. Wer an “For Those Who Wish To Exist” schon von vornherein Gefallen gefallen gefunden hat, dem sei “…at Abbey Road” aber ebenso ans Herz gelegt. Das mehr an Power, Dynamik und die erstaunlich gut platzierten klassischen Instrumente machen das Album definitiv um Längen besser. Dank der grandiosen Leistung des Orchesters schafft es “For Those Who Wish To Exist at Abbey Road” mit den Punkten knapp in den zweistelligen Bereich.
Bewertung: 10/15 Punkten (MK 10, KR 11)
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Tracklist:
1. ‘Do You Dream Of Armageddon?’
2. ‘Black Lungs’
3. ‘Giving Blood’
4. ‘Discourse Is Dead’
5. ‘Dead Butterflies’
6. ‘An Ordinary Extinction’
7. ‘Impermanence’
8. ‘Flight Without Feathers’
9. ‘Little Wonder’
10. ‘Animals’
11. ‘Libertine’
12. ‘Goliath’
13. ‘Demi God’
14. ‘Meteor’
15. ‘Dying Is Absolutely Safe’
Besetzung:
Sam Carter (vocals)
Dan Searle (drums)
Josh Middleton (guitar)
Adam Christianson (guitar)
Alex Dean (bass)
Gastmusiker:
Parallax Orchestra (Orchester)
Diskografie (Studioalben):
“Nightmares” (2006)
“Ruin” (2007)
“Hollow Crown” (2009)
“The Here and Now” (2011)
“Daybreaker” (2012)
“Lost Forever//Lost Together” (2014)
“All Our Gods Have Abandoned Us” (2016)
“Holy Hell” (2018)
“For Those That Wish To Exist” (2021)
Tourdaten:
02.05.2022 – 🇬🇧 Leeds, First Direct Arena
03.05.2022 – 🇬🇧 Nottingham, Motorpoint Arena
05.05.2022 – 🏴 Cardiff, Motorpoint Arena
06.06.2022 – 🇬🇧 London, Alexandra Palace
08.05.2022 – 🏴 Glasgow, The SSE Hydro
11.05.2022 – 🇩🇪 Leipzig, Haus Auensee (DE)
12.05.2022 – 🇩🇪 Berlin, Verti Music Hall (DE)
14.05.2022 – 🇩🇪 Dusseldorf, Mitsubishi Electric Hall (DE)
16.05.2022 – 🇩🇪 Hamburg, Sporthalle(DE)
17.05.2022 – 🇩🇪 Ludwigsburg, MHP Arena (DE)
19.05.2022 – 🇩🇪 Munich, Zenith (DE)
20.05.2022 – 🇩🇪 Frankfurt, Jahrhunderthalle (DE)
21.05.2022 – 🇳🇱 Eindhoven, Klokgebouw (NL)
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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Starkult Promotion zur Verfügung gestellt.