(45:21; Vinyl, CD, MC, MC; Nuclear Blast/Rough Trade, 2022)
Sabaton sind zurück!
Das skandinavische Ohrwurm-Virus schlägt wieder zu!
Nach knapp zweieinhalb Jahren erscheint ihr neues Album “The War To End All Wars”. Denn auch die fünf Schweden nutzten die Corona-Pause, um kreativ zu sein. Ganz zur Freude der immer wachsenden Fanbase.
Ihr wichtigstes Stilmittel, der historische Hintergrund, handelt wie auf ihrem Vorgängeralbum “The Great War” vom Ersten Weltkrieg. Betitelt ist “The War To End All Wars” nach einem H.-G.-Wells-Zitat, welches als geflügeltes Wort bei den Amerikaner und Briten als Beschreibung für den Großen Krieg galt. Bandtypische Riffs, melodische Hooks und ein bombastischer Sound geben auch diesmal wieder den Impuls zur rhythmischen Nackengymnastik. Wenn auch “The Great War” schon sehr stark war, hält “The War To End All Wars” die Messlatte weiterhin ganz hoch. Auch diesmal erscheint der neue Longplayer zusätzlich als History Edition, bei der den Songs jeweils kurze, gesprochene Passagen zur Erläuterung des geschichtlichen Hintergrundes hinzugefügt wurden.
Sabaton formierten sich 1999 in Schweden. Beeinflusst von den großen Namen des Heavy Metals wie Iron Maiden, Judas Priest und Accept, erschien 2005 nach mehreren Besetzungswechseln und der Veröffentlichung der Demo “Fist For Fight” das Debütalbum “Primo Victoria”. Die Songs behandeln verschiedenste Themen aus der Geschichte. Angefangen von der Landung in der Normandie (‘Primo Victoria’) über den Golfkrieg (‘Reign Of Terror’) oder sogar den Sechstagekrieg in Israel (‘Counterstrike’).
Die Band blieb ihrer Linie treu, und nach weiteren vier Alben erschien ihr erfolgreichstes Werk, das Konzeptalbum “Carolus Rex”. Die Platte erreichte in Schweden vierfach Platin. Thematisch behandelt es die schwedische Geschichte um Karl XII. und Gustav II. Adolf.
Sabatons Songwriting rund um historische Ereignisse wurde immer ausgefeilter, und es folgten weiterhin gut ausgearbeitete Konzeptalben. Mit dem 2019 erschienenden “The Great War” besangen die Schweden den Ersten Weltkrieg. Da die Geschichten des ersten großen Krieges durch den zweiten Weltkrieg sehr in Vergessenheit geraten sind, entschied sich die Band daraufhin für ein weiteres Album, welches an die Erzählungen aus der Zeit zwischen 1914 und 1918 anknüpft: “The War To End All Wars”.
Live überzeugt die Band mit cineastischen und actionreichen Bühnenshows, welche die Musik visuell unterstützt. Es werden Panzer platziert und Sänger Joakim Brodén setzt auch mal den Flammenwerfer ein.
Warum sich die Band bis heute fast ausschließlich wahren Ereignissen im Songwriting widmet, beantwortet der Frontmann in einem Interview. Brodén sagte, dass die Geschichten schon geschrieben wurden, und es nicht nötig sei, neue zu erfinden.
“The War To End All War” beginnt mit dem Opener ‘Sarajevo’. Ein langsamer chorischer Power-Metal-Song mit Ohrwurm-Charakter. Gesprochene Passagen im Song leiten das Thema des Konzeptes ein. ‘Sarajevo’ behandelt das Attentat auf den Erzherzog Franz Ferdinand im Jahr 1914, welches Auslöser des Krieges war.
Der nächste Titel, ‘Stormtroopers’, wartet mit einem unverkennbaren typischen Sabaton-Riff auf. Thematisch behandelt er die deutschen Sturmtruppen, die damals als Spezialeinheit die riskanten Sturmangriffe auf die feindlichen Schützengraben durchführten (“Strike at zero hour with overwhelming Firepower…”). ‘Dreadnought’ ist eine stampfende Mid-Tempo-Nummer mit melodischem Refrain, der gerne mitgesungen werden möchte und erzählt über die ersten schwer bewaffneten Kriegsschiffe. Die Gitarren beim sehr pathetischen ‘The Unkillable Soldier’ spielen triumphierend galoppierende Triplets-Riffs und begleiten die Story um den britischen Offizier Carton de Wiart, der mit unglaublichen 11 schweren Verwundungen den Krieg überlebte. Nach jeder Verletzung, darunter auch verlorene Körperteile wie Auge und Hand, kehrte er immer wieder aus dem Lazarett zurück an die Front. Musikalisch jedoch einer der schwächeren Songs auf dem Album. ‘Soldier of Heaven’ begegnet einem überraschend groovig, mit Elektroklängen und Sing-Along-Charakter, und versucht dem Hörer das vergessene Schicksal der gefallenen Soldaten an der Alpen-Front näher zubringen. Es stellt sich direkt leichte Gänsehaut ein.
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Der Song ‘Hellfighter’ ist wieder eine schnellere und härtere Nummer. Er ist der afroamerikanischen Einheit der US-Truppen, den sogenannten Hellfightern, die vor allem in der Maas-Argonnen-Offensive kämpften, gewidmet. ‘Race To The Sea” (dt.: Wettlauf zum Meer) war die nördliche Verlegung der Truppen auf beiden Seiten, um zur Nordsee aufzuschließen. Der Hafen von Dover war für die Engländer ein strategisch wichtiger Zugang zum Kriegsschauplatz. Der Wettlauf endete jedoch in einem Stellungskrieg, und es bildete sich die Grabenfront um Flandern. Ein treibender Mid-Tempo-Rhythmus und ebenfalls leider einer der schwächeren Songs. ‘Lady of the Dark’ handelt von einer serbischen Kriegsheldin, die hochdekoriert im Ersten Weltkrieg kämpfte. Musikalisch definitiv eines der hörenswertesten Momente des Longplayers. Ebenso ist auch ‘The Valley Of Death’ ein sehr gelungener Sabaton-Song. Er hat etwas 80er Jahre Rock-Feeling und wirkt stellenweise fast poppig. Den Hintergrund bildet die Schlacht um Doiran zwischen England und Bulgarien im Jahre 1917. ‘Christmas Truce’ ist sicherlich der wichtigste Song auf dem Album. Eine weihnachtliche Ballade, die über die Verbrüderung der feindlichen Soldaten an der Front während der Weihnachtstage erzählt. Laut der Band war der Song ausschlaggebend für das Vorhaben, ein neues Album zu diesem Thema zu machen. Den Abschluss macht ‘Versailles’. Das Kriegsende wird beschrieben, und musikalisch erscheint der Song etwas zu majestätisch und heroisch. Mit Streichern und Bläsern gewürzt und mit Sprechpassagen wie im Opener ‘Sarajevo’ versehen. Ganz mithalten mit der bisher erreichten Klasse des Albums kann der Song jedoch nicht, bringt aber mit seinem heiteren Sound etwas Abwechslung hinein.
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Wer kennt es nicht, wenn Oma und Opa Geschichten aus ihrem Leben erzählen. Nichts war spannender als Kind als deren Erlebnisse aus einer unbekannten Zeit zu lauschen. Genau dieses Gefühl vermitteln Sabaton mit ihren Alben. Garniert mit einer großen Portion Heldentum und Pathos. Während der Geschichtslehrer in der Schule versucht, den Schülern die Historie aus trocken geschriebenen Büchern zu vermitteln, machen es Sabaton in 45 Minuten filmreif und aufregend. Geschichte, wie sie nicht besser vermittelt werden kann. Es wäre nicht verwunderlich, wenn nicht schon der eine oder andere Lehrer die History Editions als Lehrmittel benutzt. Die Riffs und Refrains auf “The War To End All Wars” begleiten einen eine Zeit lang. Und wie bisher immer bei Sabaton, braucht es lediglich einen Hördurchgang, bis sich das Album unweigerlich ins Musikgedächtnis gefressen hat. Sicherlich zählen Sabaton mittlerweile zu den größten Band des klassischen Heavy Metals. Perfekt inziniert, eingängig und durch den geschichtlichen Background nie belanglos oder einfältig. Aufgrund der teilweise recht heroischen und pathetischen Art der Songs, wird das Album jedoch nicht nur auf offene Ohren treffen. Unter Metalfreunden wird die Band gerne kontrovers diskutiert.
Wie auch schon “The Great War” ist “The War To End All Wars” ein Album mit herausragenden Songs, die sicher länger auf den Setlisten der Band verweilen werden. Doch es gibt auch ein paar mittelklassige Tracks, die dennoch sehr gut in das Gesamtkonzept des Albums passen. Im Gegensatz zum Vorgänger enthält “The War To End All Wars” vermehrt patriarchische Chorgesänge und melodischere Mid-Tempo-Passagen. Häufig werden hier schon fast tanzbare Hooks verwendet und leicht eingängige Melodien benutzt. “The War To End All Wars” ist das Album, welches man von Sabaton hören möchte. Kleine Veränderungen im Gesamtsound, aber dennoch unverkennbar schwedischer Heavy Metal der Marke Sabaton mit neuen, spannenden Erzählungen aus unserer Geschichte.
Bombastisch, historisch, heroisch, Sabaton!
Bewertung: 11/15 Punkten
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Tracklist:
1. ‘Sarajevo’
2. ‘Stormtroopers’
3. ‘Dreadnought’
4. ‘The Unkillable Soldier’
5. ‘Soldier Of Heaven’
6. ‘Hellfighters’
7. ‘Race To The Sea’
8. ‘Lady Of The Dark’
9. ‘The Valley Of Death’
10. ‘Christmas Truce’
11. ‘Versailles’
Besetzung:
Joakim Brodén – Gesang, Keyboard
Pär Sundström – Bass
Chris Rörland – Gitarre
Tommy Johansson – Gitarre
Hannes Van Dahl – Schlagzeug
Diskografie (Studioalben):
“Primo Victoria” – 2005
“Attero Dominatus” – 2006
“Metalizer” – 2007
“The Art Of War” – 2008
“Coat Of Arms” – 2010
“Carolus Rex” – 2012
“Heroes” – 2014
“The Last Stand” – 2016
“The Great War” – 2019
“The War To End All Wars” – 2022
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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.