Sabaton – Im Interview mit Hannes Van Dahl – Über Songwriting, Corona und musikalische Einflüße
Die schwedischen Schwermetaller von Sabaton veröffentlichen mit “The War To End All Wars” ihr schon zehntes Studioalbum. Mit dem Vorgänger “The Great War” landeten sie zum ersten Mal auf Platz 1 der deutschen Albumcharts, was in diesem Genre kein Leichtes ist. Mit ihrem neuen Longplayer knöpfen Sabaton thematisch erneut am Ersten Weltkrieg an. Am 04. März erscheint “The War To End All Wars”, und BetreutesProggen.de konnte vorab bei der Band nachhaken um einige Fragen rund um das neue Album, ihrem Songwriting und etwaige Zukunftspläne zu stellen. Netterweise stand uns Schlagzeuger Hannes Van Dahl Rede und Antwort.
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Hallo Hannes! Zunächst einmal… Glückwunsch zu eurem neuen Album. Es ist wirklich beeindruckend mit all seinen Geschichten rund um den 1. Weltkrieg. ‘Lady of the Dark’ und ‘Stormtroopers’ sind meine Favoriten.
Im Moment rotiert die Promo hier die ganze Zeit, und ich kann es auch kaum erwarten, euch bei eurer Tour dieses Jahr wieder live zu sehen.
Mein erster echter “Holy Shit”-Moment war zweifellos, als ich Judas Priests Painkiller-Album hörte.
Meine erste Frage ist: Welche Musik hörst du außer klassischem Heavy Metal, und welche Künstler haben dich inspiriert?
Danke für all die netten Worte, das weiß ich sehr zu schätzen!
Ich höre alle Arten von Musik, schon mein ganzes bisheriges Leben lang fand ich immer, dass ein guter Song halt ein guter Song ist. Egal in welchem Genre. Und schon früh in meiner musikalischen Karriere habe ich auch erkannt, dass das Hören verschiedener Musikstile und Genre das eigene Spiel und letztendlich das Verständnis für Musik verbessert. Meine Frau ist eine akademisch ausgebildete Opernsängerin, also wird bei uns zu Hause alle Arten von Musik gespielt, von Fleetwood Mac bis Dimmu Borgir. Mein erster echter “Holy Shit”-Moment war zweifellos, als ich Judas Priests Painkiller-Album hörte. Das hat mich wirklich massiv beeinflusst, und seitdem habe ich immer großen Respekt vor ihnen und ihrer Diskografie gehabt. Aber auch andere Dinge im Leben können dein Spiel inspirieren, die Natur, Gespräche, Filme oder Bücher, man muss nur offen dafür sein.
Bevor ihr neues Material schreibst, was ist euer erster Schritt? Der Text und der historische Hintergrund oder der Song selbst? Baut ihr den Song um die Geschichte herum auf?
Normalerweise kommt die Musik zuerst. Wir schreiben das ganze Jahr über die ganze Zeit ein bisschen. Auch auf Tour. Jeder bringt ein “Tournee”-Studio mit, falls Ideen auftauchen. Und dann geht es darum, das Thema auszuwählen und sicherzustellen, dass die Musik der Geschichte oder dem Thema gerecht wird.
Wie lange habt ihr an dem neuen Album gearbeitet? Hat die Corona-bedingte Lockdown Pause eurer Kreativität geholfen, à la “Mehr Zeit, mehr Ideen” ?
Wie bereits erwähnt, ist der Prozess des Schreibens bei uns ein ständiger. Daher ist es schwer, ein Datum festzulegen, wann genau wir mit der Arbeit an “The War To End All Wars” begonnen haben. Sicherlich hatten wir etwas mehr Zeit, um uns nur darauf zu konzentrieren, aber das brachte auch große Herausforderungen mit sich. Als wir zum Beispiel ins Studio gingen, um mit den Aufnahmen zu beginnen, mussten wir das Risiko minimieren, dass jemand krank wird und wir den Prozess verschieben müssen. Wir mussten also clever sein und gut planen.
Doch es ist alles großartig geworden und ich bin so stolz auf dieses Album, sowohl musikalisch als auch klanglich. Unser bisher bestes Album, ohne Zweifel. Aber ich glaube nicht, dass die Pandemie uns mehr oder weniger darauf fokussiert hat. Jeder in dieser Band ist der Aufgabe, ein Album aufzunehmen, gewachsen und zeigt sich zu 100 Prozent vorbereitet, fokussiert und hungrig. Ob in Zeiten der Pandemie oder nicht.
Der Song ‘Versailles’ klingt sehr folkig und traditionell. Habt ihr jemals darüber nachgedacht, weitere Instrumente wie Dudelsäcke oder Flöten als Stilmittel hinzuzufügen?
Nun, ich denke, dieser Song sagt genau das aus. Zum einen ist er in einer Dur-Tonart, was sehr lustig ist! Und zum anderen versucht man sicherzustellen, dass das, was man hinzufügt, zum Song passt und ihn verbessert. Das ist immer ein Gleichgewicht. Das Hinzufügen von mehr Instrumenten macht den Song nicht unbedingt besser, aber das Richtige zu finden, tut es auf jeden Fall.
Das Artwork von “The War To End All Wars” ist wieder einmal genial. Wie bei all euren Alben sticht es sofort ins Auge. Auch hier passt es perfekt zum neuen Album und macht direkt Lust aufs Hören. Lasst ihr eure eigenen Ideen einfließen oder gebt ihr Cover & Co. komplett aus der Hand?
Für das Albumcover haben wir wieder mit dem talentierten Künstler Peter Sallai zusammengearbeitet, mit dem wir schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten und der sich diesmal selbst übertroffen hat. Das Artwork ist auch wieder riiiieeesig!
Der ganze Prozess ist ein Hin und Her mit Ideen und Input von beiden Seiten.
Kurze Nerd-Frage: Maiden, Priest oder Saxon?
Priest!!!
Ich genieße den Prozess des Umarrangierens und dafür zu sorgen, dass die Songs als akustische Versionen funktionieren
In der Vergangenheit habt ihr auch akustische Gigs gespielt, und es gibt auch eine akustische Version von ‘Christmas Truce’. Wäre es für euch eine Option, mehr akustische Klänge in eure Musik einzubauen?
Wir hatten letztes Jahr kurz vor Weihnachten einen Fernsehauftritt, bei dem wir ‘Christmas Truce’ akustisch gespielt haben. Das hat so viel Spaß gemacht! Ich denke, es ist großartig geworden. Ich genieße den Prozess des Umarrangierens und dafür zu sorgen, dass die Songs als akustische Versionen funktionieren. Was nicht immer der Fall ist. Es ist ziemlich viel Arbeit, aber es macht großen Spaß.
Welche Kollaborationen würdest du in Zukunft gerne machen? Auf eurer letzten Tour habt ihr mit Apocalyptica gespielt. Das war großartig! Gibt es weitere Ideen in dieser Richtung?
Wir haben eine Menge Ideen auf Lager, aber ich kann noch nicht viel verraten! Ich denke, diese Art von Zusammenarbeit ist großartig, herausfordernd und macht Spaß. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt!
Da eure historische Thematik zum Teil sehr umfangreich ist und die Songs nur einen Bruchteil davon erzählen, habt ihr jemals darüber nachgedacht, längere und progressivere Songs zu schreiben?
Da sind wir wieder bei dem ewigen Gleichgewicht. Was braucht der Song? Muss er länger sein? Macht es den Song besser? Manchmal ja, manchmal nicht. Das lässt sich selten im Voraus entscheiden, aber der Entstehungsprozess des Songs wird es zeigen.
Was war das Beste, das dir auf der Tournee passiert ist? Und was war das Schlimmste?
Oh, es sind so viele tolle Dinge passiert, dass es immer schwer ist, etwas auszuwählen! Aber das Treffen und Touren mit den Helden der eigenen Kindheit (Priest, Maiden, Scorpions, Metallica und so weiter) ist immer eine surreale Erfahrung. Vor allem, wenn sich herausstellt, dass das einfach nette Jungs sind. Das ist immer super inspirierend. Ich erinnere mich noch daran, als wir mit Iron Maiden auf Tour waren und Nicko McBrain hinter meinem Schlagzeug auftauchte und mir den Daumen hoch zeigte, als ich spielte! Total cool, Alter! Ich musste mich noch eine Zeit lang in den Arm kneifen!
Das Schlimmste? Ich bin mir nicht sicher, aber wir waren vor ein paar Jahren in Tunesien in einen ziemlich schlimmen Autounfall verwickelt. Das war, gelinde gesagt, scheiße!
Was könnte euer nächstes historisches Thema werden? Vielleicht Mittelalter, die ägyptische Geschichte und die Pharaonen oder ein neues skandinavisches Album über eure Landesgeschichte, also wie “Carolus Rex” Part 2? Gibt es irgendwelche Ideen für die Zukunft?
Jetzt konzentrieren wir uns erstmal auf “The War To End All Wars” und wenn die Zeit reif ist, werden wir es enthüllen.
Vielen Dank für dieses Interview und deine Zeit! Wir sehen uns auf Tour! Hoffen wir, dass Corona es zulassen wird.
Bleibt gesund… und Rock on!
Danke für das tolle Interview!
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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.