(47:46/60:03/2CD+DVD, Digital/Tigermoth Records, Just For Kicks, 2022)
Manchmal unterscheiden sich ja “Part 1” und “Part 2” populärer Alben-Serien ganz eindeutig voneinander, selbst wenn sie ohne großen zeitlichen Abstand veröffentlicht werden. Helloweens “Keeper Of The Seven Keys” beispielsweise. Oder Ayreons “Dream Sequencer”-Doppel, bei dem beide Alben sogar beide am selben Tag veröffentlicht wurden. Das führte gelegentlich schon dazu, dass Fans, die “Part 1” noch feierten, bei der Fortsetzung absprangen. Oder umgekehrt. Bei Robert Reeds “The Ringmaster Part 2” hingegen kann man ganz beruhigt sein: die Unterschiede zum vor wenigen Monaten erschienenen “Part 1” sind nur geringfügig.
So passt es natürlich, dass das Cover sich als Panorama an das des Vorgängers anlegen lässt. Auch die Belegung der Tonträger erfolgt nach dem selben Prinzip: einmal das Album in Einzeltracks gesplittet auf der Haupt-CD, auf der Extra-Disc dann der Tom-Newman-Mix als kontinuierliche Longtracks in LP-Seiten-Länge mit ein paar Bonus-Songs. Und auf der zugehörigen DVD dann natürlich ein Surround-Mix und diverse Promo-Videos. Statt eines Interviews mit Robert gibt’s diesmal aber einen Einblick in Simon Phillips‘ Studiosession. Und wie bei allem, was Reed anpackt, gibt’s das Komplett-Package rundgerechnet zum selben Preis wie eine neue Einzel-CD bei allen Anderen.
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Ja, und die Musik: die folgt exakt dem, was auf “Part 1” etabliert wurde. Die folkige Seite des Mike-Oldfield-Sounds wird hier erkundet, dank der ausgiebigen Verwendung von Simon Phillips‘ Schlagzeugspiel mit Nähe zur “Platinum”- bis “Five Miles Out”-Phase. Nun, natürlich hat Reed auch auf den “Sanctuary”-Alben noch keine Anstalten unternommen, die vom Original in dessen Hochphase durchaus gerne erkundeten dunklen und experimentellen Klanglandschaften in seine Musik zu integrieren. Wie aber schon bei “Part 1” wird es auch hier gelegentlich ein wenig zu viel des Schönen, des Kindlichen – auch wenn das Konzept des Albums das so hergibt, wünscht man sich doch ein paar mehr Ecken und Kanten. Und vor allem: man würde oftmals einfach gerne mehr vom Komponisten/Musiker Robert Reed heraushören.
Bei “Part 1” hatte Reed noch bei einigen Songs auffälligerweise diverse Melodielinien des Oldfield-Fundus direkt abgekupfert- ob bewusst oder unbewusst, sei dahingestellt. Auch wenn bei “Part 2” immer noch regelmäßig ein gewisses Déjà-Vu-Feeling aufkommt, fallen aber diesmal keine direkten Stiebitzereien auf. Zumindest nicht beim Ollen Michel: ‘Sendlinger’s Song’ klingt doch kräftig nach dem von der walisischen Mezzosopranistin Katherine Jenkins für eine Weihnachtsepisode von “Doctor Who” eingesungenen ‘Silence Is All You Know’. Das passt aber natürlich auch ins Bild, hatte Reed doch vor wenigen Jahren eine EP mit einem Cover des “Doctor Who”-Themas im Oldfield-Stil veröffentlicht.
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Abgesehen davon gilt aber das Meiste der Rezension zum Vorgänger ebenfalls hier: auch wenn die handwerkliche Qualität aufgrund Reeds unbestreitbarer Fähigkeiten natürlich stimmt, die beiden Ringmeister schaffen es nicht, das positive “geflasht-sein” der – auch mit jedem Album eigenständiger werdenden! – “Sanctuary”-Trilogie auszulösen. Auch an die schiere Songwriting-Brillianz der Magenta- und Cyan-Alben der letzten Jahre kommt das Album nicht heran. Mit “Return To Ommadawn” oder “Tubular Bells III” kann auch “The Ringmaster” noch fraglos mithalten, aber ob der Vergleich mit diesen Alben ein hehres Ziel ist, muss doch ernsthaft bezweifelt werden. Dafür hat Reed bislang zu oft bewiesen, dass da noch mehr drin ist.
Bewertung: 10/15 Punkten (SG 10, WE 10)
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Abbildung: Rob Reed / Tiger Moth Records